Kleben und kleben lassen


Der Abriss einer Decklage. Bild: Andreas Brinkmann


Der Abriss einer Decklage. Bild: Andreas Brinkmann
Klebstoffe. Immer mehr Komponenten mit Holz werden heute verklebt und müssen vielen unterschiedlichen Anforderungen genügen. Fachleute haben sich an der virtuellen Tagung einer bayerischen Förderinitiative über den Stand der Forschung ausgetauscht.
Was wäre das für ein Arbeiten mit Holz, wenn es keine so guten Klebstoffe gäbe? Die Anforderungen an diese Art der Verbindung wachsen zusammen mit den Möglichkeiten, die sich bieten. Denn die Zusammenarbeit zwischen Herstellern, Anwendern und auch Prüflaboren bringt immer wieder neue, verbesserte Produkte auf den Markt.
Organisiert von der Cluster-Initiative Forst und Holz in Bayern, einem staatlichen Innivationsförderprogramm, fand am Mittwoch und Donnerstag vergangener Woche ein viertes Forum zum Thema «Kleben von Holz und Holzwerkstoffen» statt. Der Anlass mit 15 Referenten, die in vier Themenblöcken zu Wort kamen, wurde dieses Mal online durchgeführt. Dabei sassen die Besucher virtuell an Tischen und konnten sich in den Pausen unterhalten und sogar den Tisch wechseln. Jedem war es so möglich, sich auch an die Tische der Referenten zu setzen und sich direkt mit ihnen zu unterhalten. So war ein Austauschen über die Vorträge doch noch möglich, was bei diesen Anlässen sonst so typisch ist und von den Besuchern sehr geschätzt wird. Während der Vorträge wurden dann alle Mikrofone zentral stummgeschaltet.
Die Referenten stammten aus Entwicklungsabteilungen der Herstellerfirmen, von Forschungs- und von Prüfeinrichtungen, womit alle relevanten Bereiche vertreten waren. Der Blick auf die Trends zeigte beim Programmstart gleich, dass die Anforderungen bei den Produktions- und Fertigungsgeschwindigkeiten noch weiter steigen werden und besonders in der Industrie noch einiges an Potenzial vorhanden ist. In anderen Industriezweigen laufen Verklebungsdurchläufe heute schon wesentlich schneller ab als in der Holzbearbeitung.
Die Aushärtung wird immer mehr mit technologischen Verfahren wie dem Vorwärmen der Leimflächen beschleunigt, und nicht nur chemisch. Wie gut eine Verklebung hält, ist auch von der Qualität des Objektes abhängig. Das vorgängige Aufbringen einer Appretur fixiert beispielsweise das Quellverhalten des Holzes im Oberflächenbereich und macht es widerstandsfähiger und feuchteresistent. Die Appretur ist somit nicht nur ein Haftvermittler, sondern sie verändert die Holzeigenschaften. Damit werden etwa auch Clickprofile beim Verlegeparkett behandelt, damit sie nicht aufquellen können. Behandelte Wabenkanten bei Leichtbauplatten sorgen für eine deutlich besseren Steifigkeit der Platte und erhöhen die Verbindung zum Deckblatt. Gesucht werden Klebstofflösungen, welche die Appretur schon enthalten.
Jedes Material verändert sich mit der Alterung, und so gibt auch Holz in seinen positiven, statischen Eigenschaften mit der Zeit ab. Verklebungen müssen genauso lange halten, und ihre Belastbarkeiten müssen jenen des verbundenen Holzes noch nach Jahrzehnten entsprechen. Das fordert die Leimhersteller und die Prüflabore heraus. Einheitlichere Normen waren in den Vorträgen daher immer wieder Thema, weil sie auch allgemeingültige Entwicklungen erlauben, ohne dass länderspezifische Vorschriften angegangen werden müssen.
Grosse Unterschiede zeigen sich in den Anforderungen und Prüfverfahren bezüglich Brandverhalten zwischen Europa und den USA, wo im Brandfall mehr Wert auf ein Selbstverlöschen gelegt wird. Das Thema dürfte in Europa mehr Beachtung erhalten, weil immer mehr Hochhäuser in Holzbauweise entstehen (siehe auch Beitrag auf Seite 36). Löscharbeiten sind in der Höhe technisch nur begrenzt möglich. Wie schon beim Alterungsprozess müssen Klebfugen mit dem Holz mithalten können.
Einige Vorträge befassten sich auch mit Klebsituationen auf der Baustelle wie zum Beispiel Holz-Beton-Verbindungen. Auch wurden Themen zu neuartigen Applikationsmethoden angesprochen.
Manches setzt man heute als selbstverständlich voraus, ohne gross darüber nachzudenken, was das im Einzelnen bedeutet. Sobald es um Recycling geht, ist die Lösbarkeit von Verklebungen ein grosses Thema, denn was ewig halten soll, muss dennoch lösbar sein. Kleber auf Basis von Thermoplasten sind mit Wärme einfach zu lösen, bei Duroplasten geht das nicht. Geforscht wird deshalb an Zusatzstoffen im Kleber, die diesen nicht in seiner Wirkung beeinträchtigen und beim Recycling aktiviert werden können. Somit liessen sich die Fugen lösen. Ein grosses Thema in der Forschung sind Bio-Klebstoffe und dass diese heutigen Anforderungen entsprechen, also auch feuchte- oder nässeresistent sind. Gleichzeitig soll Formaldehyd ganz verschwinden – nur sind die Ersatzstoffe ebenfalls schädlich. Obwohl es schon Produkte gibt, wird hier noch von einem Reich der Träume gesprochen. Ganz ohne Formaldehyd und andere schädliche Zutaten gelingt noch kein Durchbruch.
Veröffentlichung: 06. Mai 2021 / Ausgabe 19/2021
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