Kleine Rennfahrer bauen selber Autos

Ein Lernender oder eine Lernende pro Schüler: Gemeinsam verarbeiten sie die verschiedenen Holzstücke. Bild: Nicole D`Orazio

Rollentausch.  In der Projektwoche Waldfäger im Baselbiet beaufsichtigten Schreinerlernende Schüler, die zum ersten Mal mit Holz hantierten. Zusammen fertigten sie Sitz, Lenkrad und Pedalen einer Seifenkiste.

Auf dem hölzernen Lenkrad steht: «Noah-ghini». «Das ist eine Mischung aus meinem Namen und Lamborghini. Ich bin ein grosser Fan», sagt Noah stolz. Der Primarschüler ist eines von 16 Kindern, die Anfang Juli im Rahmen des Ferienpasses am Projekt Waldfäger in Liestal BL teilnahmen. In jener Woche bauten sie ein eigenes Rennauto. Als Abschluss wartete auf sie ein Seifenkistenrennen. Unterstützt wurden die Schüler von Schreinerlernenden und Experten der Organisation Werkberufe, eines Zusammenschlusses von fünf Berufsverbänden.

Leiter und Instruktor Pius Heimgartner ist mit der Gravur nicht zufrieden. Schnell wird die Schrift am Computer eingepasst, ehe das CNC-Bearbeitungszentrum erneut startet. Tim ist gerade daran, seinen Sitz zusammenzuleimen. Dieser besteht aus einer Birken-Multiplexplatte, wie ihm der junge Schreiner Gabriel Wälti erklärt. «Dies verleiht dem Sitz Festigkeit. Die Spanplatte ist stabil und dementsprechend etwas teurer.» Das Lenkrad wird aus dem gleichen Holz gebaut. Für die Bremsen dürfen sich die Schüler das Holz selber aussuchen.

«Es macht Spass, mit ihnen zu arbeiten. Manche sind übermotiviert und meinen, dass sie schon alles selber machen können», erzählt Wälti. Er ist zum ersten Mal beim Projekt dabei, das zum fünften Mal durchgeführt wird. Der Baselbieter hat gerade seine Lehre bei der Schreinerei Wenger in Reinach BL abgeschlossen. Bald wird er eine neue Stelle in der Innerschweiz annehmen, um Neues zu lernen.

Ein Lernender betreut einen Schüler

Auch Lawrence Saladin hat gerade seine LAP bestanden. Er wird in seinem Lehrbetrieb, der Jäggi AG in Arlesheim, weiterarbeiten. «Die zwei Tage mit den Schülern machen mir Spass. Natürlich hätte ich gerne eine eigene Seifenkiste. Aber wir sind dafür mit dem Vorführmodell rumgeflitzt.» Er hat festgestellt, dass die Kinder und Jugendlichen die Maschinen schon gut kennen, weil sie tags zuvor bei den Zimmerleuten waren. «Sie sind mutig. Aber wir lassen sie nicht alleine.» Hier wird auf eine Eins-zu-eins-Betreuung gesetzt. Das heisst: ein Lernender, ein Schüler.

Sabrina Crameri ist die einzige junge Frau in der Werkstatt. «Ich bin das gewohnt. Leider hat es bei den Teilnehmenden diesmal kein Mädchen mit dabei», bedauert die Lernende. Mit Männern komme sie gut klar. Sie sei mit Brüdern aufgewachsen. «Und habe ich mal ein Problem, helfen mir die Kollegen sofort», sagt sie und grinst. Die Arbeit mit den Schülern findet sie eine gute Erfahrung. Nach den Ferien startet sie ins zweite Lehrjahr. Sie ist bei der Schweighauser AG in Muttenz angestellt.

Ezra ist ungeduldig. Am liebsten möchte er mit seinem Auto schon rumfahren und nicht erst den Sitz zusammenbauen. Er hat etwas Angst, dass das Gefährt nach dem Rennen auseinanderfällt. «Ich finde es toll hier, denn ich möchte Schreiner werden», sagt der Sechstklässler. «Die Berufe des Metallbauers und des Polymechanikers finde ich aber auch spannend.»

Eine Idee zur Nachwuchsgewinnung

In der Projektwoche sollen die Kinder und Jugendlichen für eine handwerkliche Lehre begeistert werden. «Hier erleben sie die Bandbreite des Schreineralltags», sagt Instruktor Pius Heimgartner. «Und auch die Lernenden profitieren. Sie erfahren, wie es ist, alles zu erklären und jemanden zu beaufsichtigen.» Bei Jerôme kommt die Projektwoche jedenfalls an: «Ich finde es toll, mit Holz zu arbeiten. Ich könnte mir dies später durchaus als Beruf vorstellen.»

www.werkberufe.ch

ndo

Veröffentlichung: 08. August 2019 / Ausgabe 32-33/2019

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