Kleine Riemen sind vielschichtig

Der Riemenboden wird immer öfter zwei-schichtig aufgebaut und flächig verklebt. Bild: Kährs Parkett

Parkett.  Bei Riemenböden können je nach Aufbau alle Montagearten zum Zug kommen. Der klassische, massive Riemenboden erfordert beim Verkleben jedoch besonderes Augenmerk auf eine schubfeste Unterkonstruktion. Die mechanische Befestigung ist deshalb eine Alternative.

Der Riemenboden gilt als Klassiker unter den Parkettböden. Und deshalb hat so mancher auch eine ziemlich klare Vorstellung und Meinung davon, wie dieser ausgestaltet sein muss.

Dabei gehen schon die Begriffe durcheinander. Neben Riemen auch als Kurzstab, Bodenriemen oder als Stabparkett bezeichnet, unterscheidet sich der Riemenboden vom Parkettboden in – eigentlich gar nichts. Auch diese Ansicht findet sich im Internet von Herstellern, Bodenlegern und Schreinern. Sogar Landhausriemen gibt es, die dann ein paar Zentimeter kürzer sind als die Friese des grossen Bruders Landhausdiele. Geht es nach dem renommierten Holz-Lexikon, handelt es sich beim Riemenboden um einen «Holzboden aus schmalen, halblangen Brettern, die in Längsrichtung versetzt gestossen werden». Kein schlechter Ansatz, um weiterzukommen.

Ein Klassiker aus gutem Grund

«Riemenböden, manchmal auch einfach als Bodenriemen bezeichnet, sind massiv und in Stärken zwischen 12 und 25 Millimetern auf dem Markt, bei weicheren Hölzern wie Fichte und Tanne auch dicker», sagt Beni Lysser, ehemaliger Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweizerischen Parkettindustrie (ISP). Die massiven Riemen werden oft von kleineren Manufakturen, nicht selten Sägern mit angeschlossener Weiterverarbeitung, produziert; so auch vom Sägewerk Albiez AG im aargauischen Rheinfelden. «Wir haben immer wieder Aufträge mit massiven Riemen, wie aktuell 600 Quadratmeter in Esche, aber derzeit noch öfter in Eiche», so Simon Albiez.

Neben dem tradtitionellen Riemenboden in massiver Ausführung wird dieser vor allem in Form von Zweischicht-Parkett angeboten und selten als Dreischicht-Boden produziert. Entsprechend kommen sowohl die mechanische Befestigung als auch das vollflächige Verkleben der längs oder im Fischgrat-Verbund verlegten, kurzen Friese vor.

«Wir erleben beides. Es wird sowohl geklebt als auch geschraubt, was dann allerdings meist vom Holzbauer ausgeführt wird, während Schreiner eher verkleben», sagt Simon Albiez.

Reste sinnvoll verwerten

Eigentlich ist der Kurz- oder Bodenriemen ein relativ günstiges Produkt, weil dieses im Grunde in der Holz bearbeitenden Industrie als Nebenprodukt in Form von Abschnitten für längere Ware anfällt. Auch Stämme und Bretter mit Krümmungen können so sinnvoll verarbeitet und zu hochwertigen Produkten veredelt werden. «Trotzdem wird das Produkt am Ende über den Weg des Zwischenhandels und den Bodenleger recht teuer», erklärt Produzent Ueli Bernegger, Inhaber der Holz und Baustoff AG im st. gallischen Salez. Den Kurzstab könne er am Ende nicht kostendeckend produzieren; er bringe aber einen Deckungsbeitrag.

Die Alternative ist, das Holz gleich in die energetische Verwertung zu geben, was ja aber nicht sinnvoll wäre. «Wir merken in solchen Bereichen natürlich den Kostendruck von Lieferanten aus dem europäischen Ausland enorm. Hinzu kommen die Produkte mit schweizerisch klingenden Namen aus Baumärkten, die in Wirklichkeit von ziemlich weit herkommen», sagt Bernegger. Mit Riemenparkett wie der «Rheintal Ulme» hat Bernegger aber auch immer wieder Kunden, die genau so etwas möchten, nicht zuletzt, weil die Bäume vor der Haustür gewachsen sind. Trotzdem: Im Vergleich zu anderen Formaten wie der Landhausdiele oder noch grossformatigeren Sortimenten ist der Riemenboden eine günstige Variante, echtes Holz auf den Boden zu bringen. Er ist per Definition das Parkett des schmaleren Geldbeutels.

Der Aufbau ist entscheidend

«Der klassische massive Riemenboden kommt selten zum Einsatz. Stattdessen sind Zwei- und Dreischicht-Parkett gefragter, weil in der Schweiz oft eine Fussbodenheizung verlang wird. Bei massiven Riemen kommt es unter diesen Umständen schnell zur Fugenbildung, was natürlich nicht gewünscht und nicht toleriert wird», erklärt Bernegger. Eingesetzt werde das Design des Riemenbodens generell aber überall. Es komme nicht darauf an, ob es sich um Wohn- oder Esszimmer, Flur oder Küche handle. Ob nun vollflächig geklebt, schwimmend verlegt oder mechanisch befestigt wird: Der Riemenboden eignet sich je nach Aufbau für alle möglichen Varianten. Selten ist die schwimmende Verlegung auf eine Trittschallunterlage mit dreischichtigem Aufbau der Bodenriemen. Häufigster Fall ist wohl der zweischichtige Aufbau der Riemen, die vollflächig verklebt werden. Mit geringen Stärkemassen sowie durch den schichtigen, sprich abgesperrten Aufbau hat der Boden recht ruhige Quell- und Schwindmasse. Entsprechend eher gering sind die Kräfte, die nach dem Verkleben auf den Unterlagsboden einwirken und von diesem aufgenommen werden müssen.

Dieser Umstand multipliziert sich beim massiven, klassischen Bodenriemen. «Je grösser und dicker die Massivholzelemente sind, desto intensiver sind auch die Kräfte aus dem Holz und damit die Spannungen, die in den Untergrund abgeleitet werden müssen», erklärt Lysser. Generell sind die massiven Riemen auf den gängigen Estrichunter- lagen aus Zement oder Kalziumsulfat aber problemlos. Auf fachgerecht ausgeführten Estrichen, die nicht mit dünnen Ausgleichsschichten versehen sind, lassen sich auch massive Parkettelemente einwandfrei verkleben.

Massiv ist auch die nötige Unterlage

Soll im Trockenaufbau, wie etwa bei reinen Holzkonstruktionen oft anzutreffen, der Boden verklebt werden, ist die Situation komplexer. «Das Aufkleben von Massivholz auf eine Trockenbauunterkonstruktion, die schwimmend verlegt ist, erfordert nach unseren Empfehlungen mindestens eine 1,5-fach so dicke Untergrundplatte, wie das Parkett an Dickenmass aufweist», erklärt Lysser. Bei einem massiven, 22 Millimeter dicken Riemenboden erfordert dieser bereits einen 33 Millimeter starken Unter-lagsboden. Die gängigen Formate an Verlegeplatten müssen deshalb oft gedoppelt werden, was den Bodenaufbau zusätzlich erhöht. Dabei ist zu beachten, dass die Platten dann auch schubfest, sprich geklebt, miteinander verbunden werden. Verschraubungen dienen lediglich dem Spanndruck zum Erreichen der Klebefugefestigkeit. Ein einfaches Verschrauben der beiden Lagen reicht in diesem Fall nicht aus.

Mechanische Befestigung mit Vorteilen

Nicht zuletzt deshalb werden massive Riemen immer noch mechanisch mittels Nägeln oder Schrauben auf der Unterlage befestigt. Dies können neben im Raster verlegten Unterlagshölzern auch vollflächige Platten sein. Auch hierbei kann der erhöhte Bodenaufbau nachteilig sein. Dem gegenüber gibt es aber auch Vorteile – etwa der leicht zu integrierende Schall- und Wärmeschutz in der Unterkonstruktion. Wesentlicher Punkt für den Holzbauer, den Riemenboden mechanisch zu befestigen, dürfte der Vorteil sein, durchgängig im Trockenbau zu arbeiten, was die Bauzeiten wegen ausbleibender Härte- und Trocknungszeiten verkürzt.

Wenig beachtet, aber durchaus relevant, sind ausserdem die elastischen Eigenschaften eines mechanisch befestigten Holzbodens. Dadurch wird der Benutzer geschont, wodurch er weniger schnell ermüdet. Allerdings muss das Quellen und Schwinden des massiven Bodens durch Ausbildung von Bewegungsfugen an Wand- und Bauteilanschlüssen berücksichtigt werden. Das wiederum erfordert oft eine Abdeckung in Form von Sockelleisten, die der architektonischen Mode meist entgegenstehen.

Ehrlich währt am längsten

Immer öfter findet man auch auf Tafeln vorgefertigte Parkettvarianten in Riemenoptik. Vor allem bei dem sogenannten französischen Verbund, bei dem die Hirnholzschnitte aneinanderstossen, wird dies häufig angewendet. Die Winkel können dabei variieren, um das fischgrätartige Design zu erzeugen.Vorteil der dann zu verklebenden Elemente ist der schnelle Arbeitsfortschritt gegenüber dem Legen von einzelnen Stäben. Beni Lysser weist allerdings darauf hin, dass die grossen Formate unhandlich bei der Arbeit seien.

Aber auch echtes Fischgrät-Muster aus Riemen, wie etwa beim italienischen Hersteller Listone Giordano, wird vielgestaltiger. Der Produzent rundet die Hirnholzenden ab und erzeugt dadurch ein gänzlich neues Erscheinungsbild des Verlegeverbundes. Das wiederum hat seinen Preis, der deutlich über dem Marktdurchschnitt liegt.

www.parkett-verband.chwww.albiez-holz.chwww.hobau-parkett.ch

ch

Veröffentlichung: 23. Mai 2019 / Ausgabe 21/2019

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