Leben im eigenen Paradies


Der gelernte Schreiner Urs Büeler (56) führt heute in Aesch BL einen Biobauernhof.Bild: Christian Bärtschi


Der gelernte Schreiner Urs Büeler (56) führt heute in Aesch BL einen Biobauernhof.Bild: Christian Bärtschi
Auf dem Biobauernhof von Urs Büeler in Aesch BL geniessen rund 50 Kühe das ganze Jahr über Frischluft und Freilauf. «Wir halten sie so naturnah wie möglich: Sie trinken und fressen, wann sie wollen, sind vor Regen geschützt und wählen ihren Platz im Freilaufunterstand selbst», erklärt der 56-Jährige. Er ist nicht nur Milch- und Getreidebauer, er war auch Schreiner. Eigentlich ist er es immer noch, denn den Freilaufstall hat er selbst konzipiert und gebaut sowie viele der Maschinen auf dem Hof nach seinen Wünschen optimiert. Das Schreinerhandwerk erlernte er von 1975 bis 1978 im Laufental. Weil sein Vater einen Landwirtschaftsbetrieb gepachtet hatte, absolvierte er gleich nach der Ausbildung zum Bau- und Möbelschreiner eine Landwirtschaftslehre. Danach arbeitete Urs Büeler in den USA auf diversen Farmen. «Dort konnte ich schreinern, betonieren, Traktor fahren, Kühe melken – und entdeckte meine Allrounderqualitäten.» Zurück in der Schweiz, kam er durch eine Freundin mit dem Biolandbau in Kontakt. «Die dort verlangte Kreativität hat mich fasziniert. Ich war überzeugt, dass die Zukunft dem Biolandbau gehört, obwohl dieser damals in Aesch noch nicht Fuss gefasst hatte», erzählt Büeler. Der 56-Jährige liebt die Arbeit im Freien und den Bezug zur Natur. Immer wieder führt er auch Arbeiten für Dritte aus, so übernimmt er für diese beispielsweise das Pflügen oder den Baumschnitt. Daneben führt er eine eigene Hundeschule. Als Kursraum dient ihm seine Werkstatt, die er – wie es sich für einen Schreiner gehört – auch selber umgebaut hat. Überhaupt nutzt er sein handwerkliches Geschick quasi jeden Tag. So hat er, gemeinsam mit Lernenden, diverse landwirtschaftliche Anhänger an seine Anforderungen angepasst. Bei seinen Arbeiten verbindet Urs Büeler das Schreinerhandwerk gerne mit dem Stahlbau.
Seine Vielseitigkeit kennt kaum Grenzen. Selbst ein ziviles Sprengbrevet besitzt er. Die Zeugnisse seiner vielen Ausbildungen bewahrt er in einem Kleinmöbel auf, das er während seiner Schreinerlehre gefertigt hat. Die Noten liegen selten unter einer 5. Büeler ist sehr ehrgeizig, schätzt aber auch die Philosophie und das Reisen. Und er lernt aus der Beobachtung seiner Tiere: «Die Kuh ist ein weises Tier. Sie lebt absolut im Moment, ist zufrieden mit dem, was gerade passiert, und passt sich leicht an neue Situationen an», sagt er. «Wir hingegen stehen gedanklich bereits auf, wenn wir noch sitzen, und finden darum keine Ruhe. Und wir weigern uns oft, unsere Realität, unseren Alltag, den Moment anzunehmen.» Auch seine Reisen, die ihn zum Beispiel in die USA, nach Algerien und Tunesien führten, haben ihn verändert und weitergebracht. «Wir leben hier im Paradies. Doch weil wir uns ständig mit anderen vergleichen, sind wir trotzdem selten zufrieden», meint er.
Auf Farmen in aller Welt oder auch bei den Tuareg habe er sehr viel über das Leben gelernt. «Wenn man mit Menschen arbeitet, mit ihnen spricht, isst und lebt, gewinnt man Erkenntnisse, die sich nicht aus Fernseher, Radio und Zeitungen erfahren lassen.»
Diese Lebenshaltung hat der Biobauer auch an seine drei Kinder weitergegeben. Und so ist er auch ein gutes Beispiel, wie man seinem Alltag entgegentritt und etwas bewegt. Gerade steht wieder eine solche Veränderung – die Entwicklung eines weiteren Standbeins – bevor. Viel verraten will Büeler noch nicht. Aber er hat diese Idee bereits mit beiden Händen angepackt, wie es seine Art ist.
«Die Kuh ist ein weises Tier. Sie lebt absolut im Moment, ist zufrieden mit dem, was gerade passiert, und passt sich leicht an neue Situationen an.»
Veröffentlichung: 23. April 2015 / Ausgabe 17/2015
Leute. Martin Rindlisbacher aus Utzigen BE ist ein vielseitiger Mensch: handwerklich geschickt, musisch begabt, hat ein Auge für Fotografie und ist dazu auch noch Autor von berndeutschen Büchern. «Die Kreativität liegt wohl in meinen Genen», sagt er und schmunzelt.
mehr
Leute. Im «Werkraum» von Bernhard Berchtold in der Frauenfelder Altstadt duftet es typisch nach Holz. «Viele, die zum ersten Mal in die Werkstatt kommen, bemerken den Geruch», sagt der Inhaber und diplomierte Sanitärtechniker mit eigenem Planungsbüro.
mehr
PaidPost. Anlässlich des 150-jährigen Firmenjubiläums bietet die Rudolf Geiser AG Einblick hinter die Kulissen und stellt ein paar der 120 Mitarbeitenden vor. Diese Woche ist dies Thomas Dellenbach, Chauffeur der Geiser Camion-Flotte.
mehr