Lernende begleiten Schüler


Mit den Seifenkisten Marke Eigenbau rauschten die Schüler die Strecke hinunter. Bild: VSSM-Sektion BL


Mit den Seifenkisten Marke Eigenbau rauschten die Schüler die Strecke hinunter. Bild: VSSM-Sektion BL
Schreinernachwuchs. Schreinerlernende aus dem Kanton Baselland halfen acht Schülern beim Bau von Seifenkisten. So konnten die Lernenden erste Erfahrungen in der Rolle von «Lehrpersonen» gewinnen und den Schülern den Schreinerberuf näherbringen.
Mit einem warmen Sommerlüftchen im Gesicht und dem schützenden Helm auf dem Kopf rauschen kleine Seifenkistenpiloten die über 1000 Meter lange Rennstrecke hinunter dem Ziel entgegen. Am Steuer der schnittigen Seifenkisten klammern sich die Hände von Kindern. Ihre Augen glänzen, als sie hoch in den Himmel ragende Bäume und am Strassenrand stehende, jubelnde Zuschauerinnen und Zuschauer an sich vorbeifliegen sehen. So geschah es am Waldfäger-Rennen, das während der Sommerferien bei Ziefen BL stattfand.
Acht Kinder hatten im Vorfeld unter der Anleitung von lernenden Schreinerinnen und Schreinern ihre hölzernen Rennmaschinen selbst gebaut. Das Pilotprojekt Waldfäger wurde von fünf Berufsverbänden aus der Region Basel ins Leben gerufen und sollte Kindern die spannende Arbeit von Handwerkerinnen und Handwerkern näherbringen (siehe SZ-Nr. 34/2015, Seite 47). Wer könnte den Nachwuchs besser begeistern als motivierte Schreinerlernende? Somit erfolgte Anfang Juli der Projektstart in der Gewerblich-industriellen Berufsfachschule Liestal (GiBL) im Kanton Baselland. Nach der Projekteinführung wurde jedem Lernenden ein Kind als Schüler zugeteilt. «Meine Strategie war es, dem Schüler zuerst grundlegende Arbeiten zu zeigen und ihn dann selbständig arbeiten zu lassen», erklärt Eliane Kunz, lernende Schreinerin im 2. Lehrjahr beim Bauhaus Muttenz. Die 17-Jährige aus Münchenstein BL fing zuerst mit dem Sitz an und arbeitete sich mit ihrem Schützling Schritt für Schritt zur fertigen Seifenkiste durch. «Ich war sehr interessiert, an diesem Projekt teilzunehmen, und gespannt auf die Arbeit der Schüler», sagt der 20-jährige Christian Märki aus Oberwil BL, der durch seinen Chef von der Schreinerei Zwicky AG auf das Projekt aufmerksam gemacht wurde.
«Mein Schüler hatte mit der Zeit Mühe mit der Konzentration. Es brauchte viel Geschick und Energie, um ihn bei Laune zu halten», erzählt Christian. Er hatte selbst noch nie eine Seifenkiste gebaut, aber mit dem Wissen eines Schreiners war es kein Problem. Sein Schüler schaffte es beim Rennen sogar auf den 4. Rang. Dabei ging es nicht darum, wer am schnellsten die Strecke bewältigen konnte, sondern wer in zwei Läufen die geringste Zeitdifferenz erzielte. Das Resultat war allerdings sekundär. Wichtiger war es, dabei zu sein. «Mein Schüler wurde zwar Letzter, aber er war dafür der Gewinner der Herzen», so der 19-jährige Thomas Krähenbühl aus Diegten BL. Thomas war mit dem Endergebnis zufrieden und hatte Spass daran, seinem Schüler beim Rennen zuzuschauen. Zum Zeitpunkt des Events war der Lernende im 4. Lehrjahr und konnte dadurch viel Wissen vermitteln. Er hatte auch beim Projekt mitgemacht, weil er den Schülern etwas über seinen tollen Beruf beibringen wollte. Aber auch die Lernenden profitierten vom Projekt: «Ich konnte zum ersten Mal mit einer Verbindungsmaschine Clamex arbeiten und dabei einiges lernen», erzählt Eliane.
Für die Schüler und die Lernenden zeigte das Projekt Waldfäger neue Zukunftsperspektiven auf. Eliane könnte es sich nach dieser Erfahrung gut vorstellen, selbst einmal Lernende auszubilden: «Es hat mir grosse Freude bereitet, den Jungen etwas beizubringen und zu erleben, wie sie es ausführen.» Auch für Christian war das Projekt ein Anreiz dazu, künftig Lernende zu betreuen. «Mein Schüler hat sich auf jeden Fall die Broschüre mitgenommen», sagt er lachend. «Ich glaube, durch die vielen Tipps und Tricks konnte ich ihm aufzeigen, wie spannend der Schreinerberuf ist.» ms/SB
Veröffentlichung: 01. Oktober 2015 / Ausgabe 40/2015
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