Lernende gaben Berufseinblick

Bild: Stefan Heiber

Förderprojekt. Bereits das zweite Mal unterstützten Lernende aus dem Baselland das Projekt Waldfäger, bei dem Kindern ein Einblick in fünf Berufe gewährt wird. Die Schreinerlernende Anita Hochuli aus Muttenz BL hat den Kleinen unter die Arme gegriffen.

Anfang Juli flitzten im Ziefener Wald im Kanton Baselland selbstgebaute DreiradSeifenkisten den Waldweg hinunter. Hinter dem Steuer sassen die jungen Erbauer im Alter zwischen 10 und 14 Jahren. Geschützt mit Helm und Skibrille liessen es die Kinder ordentlich krachen. «Wir mussten schauen, dass die Rasselbande nicht zu schnell fuhr», erzählt Anita Hochuli lachend. Sie und sieben weitere Schreinerlernende haben das Basler Berufsförderungsprojekt «Waldfäger» unterstützt und Kindern dabei während einer Woche Einblick in den Schreinerberuf gewährt. Neben der VSSM-Sektion Baselland nahmen noch vier weitere Berufsverbände teil und stellten ihre Berufe vor.

Jedem Beruf sein Bereich

16 Kinder haben sich für das Projekt während der Sommerferien angemeldet. 8 davon nahmen bereits das letzte Jahr teil. Während einer Woche bauten die Kinder in Ausbildungszentren in Muttenz BL und Liestal BL mit Unterstützung von Lernenden aus den verschiedenen Berufen eine Seifenkiste, eben einen «Waldfäger». Jeder Beruf war für einzelne Teile zuständig. Am Schluss wurde dann alles zusammengesetzt und renntauglich gemacht. Mit den Schreinerlernenden vom 2. bis 4. Lehrjahr bau-ten die Kinder aus Birkenmultiplex den Sitz und das Steuerrad, das Bremspedal entstand aus einem Laubholz. Die Kinder wurden in zwei Achtergruppen aufgeteilt. Am ersten Tag war die eine Gruppe bei den Schreinern und die andere bei den Zimmerleuten. Am zweiten Tag rotierten die Gruppen. An den übrigen Tagen waren sie bei den Automobilfachleuten, Maschinen- und Metallbauern auf Entdeckungstour. Jedes Kind durfte sich pro Beruf einen persönlichen Coach auswählen, mit dem es zusammenarbeiten konnte.

Frauen halten zusammen

Jeanne, das einzige Mädchen unter 16 Kindern, entschied sich für Anita. «Sie war sehr motiviert und fragte mich tausend Sachen. Bei jedem Arbeitsschritt wollte sie wissen, weshalb man das macht und warum man das Werkzeug auf eine bestimmte Art halten muss», erzählt die Schreinerlernende schmunzelnd. Die Arbeit beim Schreinerposten war vielseitig. So mussten die Kinder Clamex-Verbindungen erstellen, Löcher bohren, mit der Kantenschleifmaschine Rundungen fräsen, mit der Oberfräse Kanten brechen und zuletzt die Stücke verleimen. Ein Highlight für die Kinder war, dass sie beim Steuerrad ihren Namen selbstständig beim Computer eintippen durften, bevor dieser von der CNC-Maschine auf dem Lenker verewigt wurde. «Am Schluss des Tages fehlte Jeanne dann etwas die Kraft, aber ihr Wille war ungebrochen. Der Zusammenhalt unter den Kindern war so gut, dass uns zwei Jungs unterstützt haben», sagt Anita zufrieden. Die 30-Jährige hat nach einer Ausbildung zur Floristin als Rezeptionistin in einem Hotel gearbeitet und dann die Handelsschule absolviert. Da sie den Schreinerbetrieb Bauhaus Muttenz ihrer Eltern übernehmen wird, absolviert sie nun noch eine Schreinerlehre. Am zweiten Tag betreute Anita dann Janis, der war bereits letztes Jahr dabei und konnte schon vieles selbständig machen. «Es war spannend, zu sehen, wie unterschiedlich die Kinder arbeiteten.»

Rennen gegen sich selbst

Der Höhepunkt der Projektwoche war das Abschlussrennen am Samstag. Bei schönstem Sommerwetter brachten die Kinder ihre Waldfäger in Stellung. Die Coaches und Familien der Rennpiloten warteten gebannt auf den Start. Die Kinder rollten aber nicht in der Gruppe die Waldstrasse hinunter, sondern einzeln. Und nicht der schnellste Fahrer gewann, sondern jener, der in zwei Durchläufen die kleinste Zeitdifferenz aufwies. Gewonnen haben am Schluss aber dann alle. Jedes Kind konnte seine Seifenkiste, einen kleinen Preis und einen grossen Rucksack an Berufseindrücken und Erlebnissen mit nach Hause bringen.

MS

Veröffentlichung: 11. August 2016 / Ausgabe 32-33/2016

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