Lieber mit Holz als mit Kühen

Josef Huber (55) hat sich einen persönlichen Traum erfüllt und weiss, wie man in der Wildnis überlebt. Bild: Caroline Mohnke

Leute. Vorgesehen wäre gewesen, dass Josef Huber einst den elterlichen Bauernhof übernimmt. Doch er hatte andere Pläne. «Heute bewirtschaftet mein Bruder den Bauernhof», erzählt er, der als Ältester von vier Kindern in Buttisholz LU aufgewachsen ist.

Er habe zwar die Ausbildung zum Landwirt gemacht, doch schon als Kind lieber Seifenkisten gebaut und in der Werkstatt mit Holz gearbeitet, als zu den Kühen geschaut. «Wir mussten mit anpacken. Wenn andere in die Ferien gingen, mussten wir während der Sommerferien heuen, Äpfel auflesen, Kirschen pflücken. Alles halt, was anfiel», berichtet Huber aus seiner Jugend. Derweil streicht sein 88-jähriger Vater nebenan in der Schreinerwerkstatt sorgfältig Stühle mit Öl ein. «Mein Vater kommt jeden Morgen in die Werkstatt und hilft mit.» Schon während seiner Ausbildung als Landwirt hat Josef Huber gewusst, dass er noch Schreiner lernen will, was er dann auch getan hat. Heute führt er in seinem Geburtsort eine eigene Manufaktur unter dem Namen «solid», wo er seine handwerkliche Begabung und seine Philosophie in Tische, Stühle und Sitzbänke aus Massivholz umsetzt. «Meine Philosophie ist geprägt vom Respekt und der Ehrfurcht gegenüber dem Holz.» Beim Rundgang durch die Werkstatt und durch das Holzlager zeigt er begeistert auf ein langes Brett aus Nussbaum: «Unser Holz ist teilweise 200 bis 300 Jahre alt.» Die Selbstständigkeit sei nicht auf seiner To-do-Liste gestanden, erzählt er lachend. Er sei das Alphatier in einem grossen Schweizer Möbelunternehmen gewesen, doch die Arbeit habe ihn nicht mehr erfüllt. Mit der Gründung der eigenen Firma im Jahr 2006 habe er sich dann doch einen Traum erfüllt.

«Wir fuhren in Alaska tagelang mit einem Kanu einen Fluss entlang. Da wurde mir klar: Hier musst du fischen können!»

«Holz ist ein wunderbarer Werkstoff», sagt der verheiratete Vater zweier Teenager. Auch seine Frau arbeitet Teilzeit im Betrieb mit. Sie ist für das Rechnungswesen zuständig. Die Arbeitstage sind lang. Er arbeitet sechs Tage in der Woche. Er entwirft, entwickelt und verkauft mit Herzblut. «Die Prototypen stelle ich selbst her», sagt er. Dazu fahre er manchmal auch zum Schlosser ins Nachbardorf. Dort könne er auch einmal selbst etwas schweissen. «Jedes Möbelstück, das unser Haus verlässt, ist ein Unikat.» Seine Räumlichkeiten hat er inzwischen um die Hälfte vergrössert: Werkstatt, Büros, Holzlager befinden sich nun auf rund 1000 Quadratmetern. «Wir sind mitten im Umbau, doch bis Ende Sommer ist das neue Erscheinungsbild fertig», freut sich der Ästhet. Um Arbeitszeit abzubauen und als Ausgleich zum Arbeitsalltag geht Huber gerne fischen. «Vor Kurzem bin ich von den Lofoten zurückgekehrt», erzählt er und fügt an: «Ich gehe jedes Jahr mit drei Berufskollegen auf die Lofoten. Wir mieten ein Boot und fischen.» 16 bis 18 Kilogramm Fische kämen jeweils zusammen, die sie dann mit nach Hause nehmen. Zur Fischerei ist er in Alaska gekommen: «Wir fuhren tagelang mit einem Kanu einen Fluss entlang.» Sogar Bärenkontakt hätten sie gehabt. «Mein Gedanke war plötzlich, da musst du fischen können», lacht er. Josef Huber muss ständig in Bewegung sein. «Strandferien sind nichts für mich.»

Die Hubers mögen Aktivferien. «Die Kinder jammern ab und zu, dass sie schon wieder Mützen einpacken müssen für den Norden», sagt er mit einem Lachen. Doch schliesslich geniessen es dann auch die Kinder im hohen Norden.

 

Caroline Mohnke

Veröffentlichung: 25. August 2025 / Ausgabe 34/2025

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