Luzerner Reiss-Samstage

Michael Cotting arbeitet konzentriert an einer Aufgabe.

Prüfungsvorbereitung.  Übung macht den Meister. An zwei Samstagmorgen haben Luzerner Schreinerlernende im Ausbildungszentrum in Rothenburg LU eine Reissaufgabe durchgespielt, um sich auf die kommenden Teilprüfungen vorzubereiten.

Der Wetterfrosch meldet Schneefall bis auf 600, teilweise bis auf 400 Meter. Es ist ein grauer und kalter Samstagmorgen. Während sich in Wengen die Skiathleten im Slalom auf der eisigen Piste Tor um Tor nach unten schlängeln, sitzen rund 70 Lernende im warmen Luzerner Ausbildungszentrum in Rothenburg über eine Reissaufgabe gebeugt.

Schnell und genau

Wie bei den Skirennfahrern geht es bei den Lernenden um Zeit und Präzision. Jeder Strich muss sauber ausgeführt und im richtigen Winkel vom Plan auf das Holz übertragen werden. Auf dem Aufgabenblatt sind alle Verbindungen in der Originalgrösse ersichtlich, aber die Längen der Friese stimmen nicht. Die korrekten Masse sind in der verkleinerten Gesamtübersicht in der Blattmitte dokumentiert. Es herrscht Ruhe in den Prüfungsräumen. Alle sind konzentriert bei der Arbeit. Hie und da fragt ein Lernender seinen Banknachbarn: «Wie hast du das gemacht?» Im Gegensatz zum Skirennen ist es für die Lernenden heute nur ein Testlauf. Die Lernenden dürfen sich untereinander austauschen, um die ehemalige Prüfungsaufgabe zu lösen.

Routine gewinnen

Der Kurs ist gut strukturiert. Nach einer kurzen Einführung und einer Repetition der Grundlagen erhalten die Lernenden eine Stunde Zeit, um die Reissaufgabe zu lösen. Pro Rahmenecke wird mit zirka zehn Minuten gerechnet. Dabei erhöht sich der Schwierigkeitsgrad bei jeder Aufgabe. Nach dem Reissen und einer kurzen Pause folgt die Besprechung der Prüfung. Die Lösungen werden vom Kursleiter mittels Kamera auf die Leinwand übertragen. Dabei wird jedes Holzstück Schritt für Schritt analysiert und der Lösungsweg besprochen. Die Lernenden sind dankbar für das gute Angebot, denn das Reissen lernen sie sonst nur in den überbetrieblichen Kursen (ÜK). «Ich will mich gut auf die Grundlegende Berufsarbeit (GBA) vorbereiten. Die Repetition und der Prüfungslauf unter Zeitdruck ist für die Sicherheit gut», sagt Michael Cotting, Lernender bei der Studer Innenausbau AG in Littau LU.

Rekordzahl an Teilnehmern

Es ist bereits das dritte Jahr, dass im Luzerner Ausbildungszentrum an zwei sogenannten Reiss-Samstagen 1:1-Prüfungssimulationen für Lernende im 3. Lehrjahr durchgeführt werden. «Diesmal nehmen 82 von 87 Lernenden an den angebotenen Samstagmorgen teil. So viele Teilnehmende waren es noch nie», sagt Kursleiter Hermann Niederberger. «Die meisten Lernenden kommen sogar zweimal.» Zu diesen gehört auch Florin Stettler. «In der Praxis reisst jeder etwas anders. Hier wird nochmals aufgezeigt, was an den Prüfungen verlangt wird», so der Lernende bei der Firma Odermatt AG in Adligenswil LU.

ms

Veröffentlichung: 05. Februar 2015 / Ausgabe 6/2015

Artikel zum Thema

04. Dezember 2025

Zwischen Schleifstaub und Spitzenleistung

Schreinerlehre und Leistungssport zu kombinieren, verlangt Ausdauer, Disziplin und Zeitmanagement. Vanessa Rüegg aus Uster gibt Einblick, wie sich der Alltag in der Werkstatt mit intensivem Training vereinbaren lässt.

mehr
04. Dezember 2025

«Das Schlagzeug war für mich eine klare Vision»

Am diesjährigen «Schreiner Nachwuchsstar» an der Holzmesse in Basel nahmen 82 zukünftige Schreinerinnen und Schreiner teil. Einer davon war Lian Blunschi, der ein einmaliges Schlagzeug herstellte. Wie er das vom Traum in die Realität umsetzte, erzählt der 18-Jährige im Monatsinterview.

mehr
04. Dezember 2025

Berner zum zweiten mal im Cupfieber

Unter Zeitdruck und nur mit Handwerkzeug bauten 80 Lernende am Berner-Cup einen Hocker aus Massivholz. Die beste Leistung zeigte Noelle Aeschlimann, die sich schliesslich den Sieg sicherte.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Lehrziit