Materialien und Möglichkeiten

Eine Auswahl an Möbelgriffen aus dem Portfolio der Firma Beschläge-USW. Bild: Stefan Hilzinger

Möbelgriffe.  Die Auswahl an Griffen für Schränke, Kommoden oder Schubladen ist schier unendlich. Dennoch gibt es Aufträge, die nach dem ganz Besonderen verlangen. Im exklusiven Ladenbau oder bei luxuriösen Inneneinrichtungen kommt selten etwas ab Stange zum Einsatz.

Wer die Ausstellung der Firma Beschläge-USW im Gewerbegebiet «Böni» in Thalwil ZH betritt, fühlt sich im ersten Moment geblendet. An den Wänden in den dezent beleuchteten Räumen blinkt, glänzt und funkelt es. Edelstahl, Messing, Chrom und Bronze dominieren. Hier ist das Reich von Markus Ziltener. Der Co-Geschäftsführer hat USW gemeinsam mit zwei Partnern im Jahr 1989 gegründet. Die Firma beschäftigt sieben Personen und ist auf Handel, Entwicklung und Herstellung von hochwertigen Beschlägen und Armaturen spezialisiert. Zum Team gehört auch ein gelernter Schreiner, der das notwendige Fachwissen einbringt. «Wir sind in der ganzen Schweiz tätig, auch in der Romandie», sagt Ziltener. Das Portfolio von USW richtet sich an eine anspruchsvolle Kundschaft. Beschläge und Armaturen, die USW als Generalimporteur in die Schweiz einführt, finden sich auch im Angebot von Händlern wie Opo Oeschger oder Koch.

Das Gesamtbild muss stimmen

«Die Bestückung von exklusiven Inneneinrichtungen mit passenden Beschlägen ist Teamarbeit», sagt Ziltener. Man arbeite projektbezogen und habe daher im Innenausbau alle Beschläge im Auge – von den Fenstergriffen über die Türdrücker bis hin zu den Möbelgriffen –, damit das Gesamtbild stimmt. Wobei Entscheidungsträger wie Architekten oder Bauherren die gewünschte Richtung vorgeben. Als Spezialist sei USW auch in vielen Umbau- und Sanierungsprojekten eingebunden, als Beispiel nennt Ziltener das Schweizer Landesmuseum Zürich oder das Kunstmuseum Basel.

«Doch in unsere Ausstellung kommen auch Handwerker, Möbelfabrikanten oder Küchenbauer auf der Suche nach etwas Besonderem.» Zur Auswahl stehen dann etwa zeitlose und schlichte Entwürfe der Bauhaus-Schule aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen oder auch moderne Designs mit Bling-Bling von Swarovski. Doch wenn die verfügbaren Serienmodelle nicht den Vorstellungen entsprechen, dann entwirft und entwickelt das USW-Team individuelle Beschläge nach Kundenwunsch. «Dafür arbeiten wir mit Giessereien, Drehereien und Veredlern zusammen», sagt Ziltener. Aus einer solchen individuellen Entwicklung in Zusammenarbeit mit einem Bauherrn ist beispielsweise die Beschlägeserie «Lea» hervorgegangen (siehe Seite 10). Unter dem Label «Manufaktur» lässt USW solche eigene Entwicklungen in einer Metallwerkstatt in Deutschland fertigen. Wie die Firma heisst und wo sie ist, verrät Ziltener nicht. «Das ist unser Firmengeheimnis», sagt er. Wer sich im Webshop von Beschläge-USW umsieht, stellt fest, dass die kunsthandwerklich hergestellten Stücke ihren Preis haben.

Brünieren liegt im Trend

«Besondere Oberflächenveredelungen sind derzeit ein grosses Thema», sagt Ziltener. An erster Stelle nennt er das Brünieren. Nichts Neues zwar, aber gerade wieder gefragt. Dabei wird eine eisenhaltige Oberfläche unter Einsatz von Säure künstlich oxidiert. Die Oberfläche verfärbt sich je nach verwendeter Substanz bräunlich bis schwarz und wird gleichzeitig vor weiterer Korrosion geschützt. Es verleiht Beschlägen diesen Vintage-Anstrich, wie er in der Innenarchitektur generell en vogue ist. Auch Messing, Bronze oder Kupfer können durch entsprechende Verfahren brüniert respektive patiniert werden.

Die Kombination macht es aus

Besondere Veredlungsmethoden von Metallen und überhaupt der Einsatz von Metallen sind bei der Firma Obrist Interior in Inwil LU ein Thema. Die mittelständische Schreinerei mit 60 Mitarbeitenden fertigt hochwertige Ladeneinrichtungen und Innenausbauten, die auf der ganzen Welt zu finden sind. «Es kommt so gut wie nie vor, dass wir Beschläge aus dem Katalog verwenden», sagt Dominique Studerus, Leiter Unternehmensentwicklung. «Beschläge für Ladeneinrichtungen müssen strengere Anforderungen erfüllen als solche für den privaten Gebrauch», sagt Stefan Rohrer, Leiter Projektmanagement. Das gelte auch für Griffe, allein schon weil sie pro Tag x-mal mehr angefasst werden als etwa in einer privaten Küche, ergänzt Studerus. Dazu kommen Aspekte der Diebstahlsicherheit oder der Ergonomie. Griffe müssten im Dauerbetrieb einfach bedienbar sein.

Wünschbares und Machbares

Beschläge seien immer ein abgestimmter Teil der gesamten Innenarchitektur, ist bei Obrist das Gleiche zu hören wie bei Beschläge-USW. «Kunden kommen mit ihren Ideen zu uns, haben vielleicht etwas beim Mitbewerber gesehen oder auf Pinterest», sagt Rohrer. «Unsere Aufgabe ist es dann, das Gewünschte mit dem Machbaren zu verbinden.» Und machbar ist schon sehr viel, wie der elegante Griff an einer Schranktür zeigt, der integraler Teil des aus dem vollen Aluminium gefrästen Rahmens ist. Auch die besondere Griffmulde aus gebräuntem Aluminium ist ein aktuelles Beispiel einer Inhouseentwicklung für den Ladenbau. Damit die Optik stimmt, habe der Kunde gewünscht, dass die Mulde mit einem Stück Furnier aus passendem Holz belegt werde. Für Design und Entwicklung ist entweder die eigene Entwurfsabteilung zuständig, oder man arbeitet mit externen Designern zusammen. «Damit der Beschlag am Ende nicht nur schön aussieht, sondern wirklich auch funktioniert, braucht es den ständigen Austausch mit den Kollegen in der Werkstatt», sagt Rohrer. Schliesslich gelte es auch, die Kosten im Auge zu behalten.

Den Ausdruck «Trend» im Zusammenhang mit Möbelgriffen mögen weder Studerus noch Rohrer in den Mund nehmen. Trends kämen und gingen wieder, wie etwa die grifflosen Fronten in Küchen, sagt Studerus. Es geht heute doch mehr um Individualität und um das Ausloten von Materialien und Möglichkeiten. «Das ist eine Chance für uns, denn wir Schreiner sind ‹Materialverbinder›», sagt Studerus.

www.usw.chwww.obrist-interior.ch

Vom Einzelstück zur Serie

Ein Stück Leder
als Handschmeichler

Die Geschichte der Beschlägelinie «Lea» von ­Beschläge-USW begann mit einem Besuch einer Bauherrschaft in Begleitung der Architekten im Ausstellungsraum der Firma in Thalwil ZH. Die Kundschaft suchte Beschläge, die sich gut auf die Inneneinrichtung abstimmen lassen. «Weil sich nichts Passendes fand, haben wird darauf die
Linie ‹Lea› entwickelt und so auch die Wünsche des Kunden erfüllt», sagt Markus Ziltener, Mitglied der Geschäftsleitung bei USW. Besonderes Kennzeichen der Reihe ist die Belederung, wie man
sie etwa von klassischen Fotokameras der Marke Leica kennt. 

«Für das Bauvorhaben sind die Materialien Messing glanz verchromt in Kombination mit schwarzem Leder mit Struktur gewählt worden», sagt Ziltener. Als kleines, besonderes Detail sei auch der Riegel des WC-Rosetten-Sets (mittleres Bild) mit dem schwarzen Leder ausgestattet und auch die Schrank-
drehgriffe (unten) in gleicher Ausführung realisiert worden. Wie Ziltener sagt, können Türdrücker, Fenstergriffe, Hebeschiebetürgriffe, Möbelgriffe, Garderobenhaken und Türpuffer im passenden Design in der Manufaktur von USW auf Wunsch  angefertigt werden. USW bietet die Beschlägelinie mit Belederung nach Wahl und in vielen Varianten bei den Metallteilen an. hil

Stefan Hilzinger

Veröffentlichung: 31. März 2022 / Ausgabe 13/2022

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