Mehrfach passend

Angepasst an Schrägen und flächenbündig: Das macht den Unterschied aus. Bild: Lema

Einbauregale.  Mit Konfiguratoren der Online-Anbieter von Regalen können diese exakt auf Mass bestellt werden. Bei besonderen Gestaltungs- und Materialisierungswünschen, Regalen für Mehrfachfunktionen oder zu konstruktiven Zwecken schlägt die Stunde des Handwerks.

Das Regal ist ein recht einfaches Möbel von hohem praktischen Nutzwert. Als Stauraum und Präsentationsfläche zugleich schafft es Ordnung und Klarheit. Je individueller es auf die Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmt ist, desto eher können darin die Dinge untergebracht werden, ohne dass dabei das Gefühl von Geräumigkeit ver- loren geht. Ein Regal auf Mass, unter Berücksichtigung der Nutzungsgewohnheiten und der räumlichen Situation, entspricht dem besonders. So wird das Regal zum Einbaumöbel und ist damit nicht mehr so einfach.

Das kann nur der Schreiner

In solchen Situationen kommen die Online-Anbieter, die direkt im Konsumentengeschäft tätig sind, schnell mal an ihre Grenzen. «Web-Portale mit Regalen auf Mass können für Konsumenten funktionieren, die experimentierfreudig sind oder deren Ansprüche hinsichtlich Materialisierung und Planungssicherheit in der Gestaltung nicht so entscheidend sind», sieht Christoph Rogger, Marketingleiter bei der Alpnach Norm-Schrankelemente AG, den Unterschied zu den Online-Konfigurator-Angeboten. «Es gibt aber auch Kunden, die vor der Bestellung wissen möchten, wie die Beschaffenheit der Materialien und die Qualität der Verarbeitung aussehen. Kunden, die sich gerne von einem kompetenten Beraterteam die Möglichkeiten zeigen und erklären lassen», sagt Rogger. Kunden, die Dienstleistungen schätzen und die Gewissheit möchten, dass die Lösung genau die eigenen Bedürfnisse abdeckt. Das sei ihre Zielgruppe, so Rogger. «Auch haben unsere Kunden oft spezifische Wünsche. Etwa die integrierte Beleuchtung, die optimale Gestaltung, um die bestehende Büchersammlung platzsparend unterzubringen, Möglichkeiten, ihr Lieblingsstück präsentieren zu können, oder auch das Schiebeelement, das den bestehenden Fern- seher bei Nichtgebrauch verdeckt. Dazu kommt die Audioanlage und die unsicht- bare Kabelführung. Das geht mit Online-Konfiguratoren dann eben nicht mehr», weiss Rogger.

Regal ist nicht gleich Regal

Für einen privaten Kunden hat das Unternehmen aus Alpnach OW mit Regalen einen Raum im Raum geschaffen. Eintreten kann man über raumhohe Schiebetüren, deren obere Führungsschienen in die Decke eingelassen sind. Geöffnet, verschwinden die Türen zwischen zwei entgegengestellten Regalelementen. Die TV- und Audioanlage wird von einem Schiebeelement verdeckt. Hinter diesem Raumteiler im Wohnbereich konnte so ein Arbeitszimmer mit reichlich Stauraum realisiert werden. In einem geschlossenen Element verbirgt sich auch das herunterklappbare Gästebett. So wurden mit dem Ausbau nicht nur verschiedene Funktionalitäten integriert, sondern auch zusätzlich Raum geschaffen.

Der Weg zu einer Lösung

Bei solch ausgeklügelten Lösungen ist meist ein Architekt mit von der Partie. «Die meisten haben klare Vorstellungen von dem, was sie möchten. Andere wissen nicht so genau, was machbar ist. Dann übernehmen wir gerne die Lösungserarbeitung», sagt Christoph Rogger. Häufig seien es aber auch private Kunden, die mit guten Skizzen und Ideen ihren Umsetzungspartner suchten. «Dann finden wir eine machbare Lösung für deren Wünsche. Es kommt aber auch immer wieder vor, dass private Kunden überrascht sind, was alles möglich ist, und damit auch etwas überfordert sind», erklärt Rogger. In Showrooms mit Beispiel-Produkten und Referenzbildern könne sich der Kunde orientieren und so seine eigene Lösung finden, führt Rogger aus.

Auch für die Arthur Girardi AG im zürcherischen Hedingen ist die Realisierung von Einbauregalen ein wichtiges Betätigungsfeld. «Wir haben immer wieder Aufträge von privaten Kunden, die eine exakt eingepasste Lösung wünschen. Dabei wechseln sich geschlossene Fronten mit offenen Regalen bis hin zu Garderobenelementen auch oft ab», sagt Roger Schmutz, zuständig für das Marketing der Schreinerei. Wichtiges Element ist dabei das Spielen mit der Fachanordnung. Dies sorgt für ein individuelles Erscheinungsbild und setzt Akzente in sonst regelmässig wirkenden Strukturen. «Für einen Kunden haben wir eine Fachaufteilung umgesetzt, die von der Art der Mondrian-Bilder inspiriert ist», erzählt Roger Schmutz. Mehr Individualisierung geht kaum.

Das Regal wird zum Innenausbau

Wird das Regal als raumbildendes Einbaumöbel geplant, sind dabei meist die Architekten federführend. «Wichtig ist dann, dass der Innenausbauer früh in die Planung mit dem Architekten einbezogen wird», weiss Roland Schmid, Projektleiter bei der Creatop AG in Uznach SG. Ein Projekt dieser Art hat das Unternehmen zusammen mit Lehmann Springer Architekten umgesetzt. Der winkelförmig kleidende Regalausbau enthält eine grossformatige, raumtrennende Schiebetür und ist auf der anderen Wandseite frontbündig mit einem Cheminée ausgeführt, wo brandsichere Materialien eingesetzt werden mussten. «Dadurch kommt es hinter dem Regal mit grün matt lackierten MDF-Rückwänden zu einem Hohlraum von 400 Millimetern Tiefe», so Schmid. Diese sind für die Gewichtsabstützung wichtig, da das Regal schwere Bücher aufnehmen sollte und mit relativ grossen Spannweiten geplant wurde.

«Die hohe Belastung durch die Bücher und die ganze Konstruktion bedingen, dass nichts auf dem labilen Unterlagsboden steht», erklärt Schmid. Zuerst hätten sie auf den Betonboden Abschalungen für den Unterlagsboden erstellt. Das ganze Möbel stehe somit auf dem senkungsfreien Betonboden. Da auch die Decke abgehängt ist, sind stabile Konstruktionsplatten vom Boden bis zur Betondecke montiert, führt Schmid aus. Dies sei wichtig gewesen, da bei solchen Einbauten das Gewicht auf den tragfähigen Boden abgeleitet werden muss. «Immer wieder wundert man sich, warum filigrane Möbelfugen nach zwei Jahren nicht mehr gleich sind», weiss Schmid.

Auch als konstruktives Element möglich

Durchaus möglich, aber eher selten umgesetzt, sind konstruktive Funktionen von Regalen. Anstelle einer Wand können Regal- seiten auch Lasten aufnehmen und übertragen. «Das Regal als Wand mit konstruktiven Aufgaben wird durchaus umgesetzt», weiss Architekt Hanspeter Wespi von Alzata Architetti in Losone im Tessin.

Der Architekt hat Innenausbauten, bei denen das Haus gewissermassen selbst zum Möbel wird, schon häufiger umgesetzt. Zumindest aber tauchen in den mit Holzwerkstoffen ausgeführten Arbeiten immer wieder Nischen auf, die Flächen durchbrechen. Oder das Regal wird gänzlich zur Wand. «Man muss natürlich beachten, welche Räume getrennt und welche verbunden werden sollen. Ist eine Trennung erwünscht, muss der nötige Schallschutz zum anderen Raum bedacht werden. Machbar ist dies, und es wird auch umgesetzt», weiss Wespi, der gerne mit solch multifunktionalen Entwürfen spielt.

www.alpnachnorm.chwww.girardi.chwww.creatop.chwww.alzata.ch

ch

Veröffentlichung: 19. Dezember 2019 / Ausgabe 51-52/2019

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