Meister des flüssigen Goldes

Alex Maurhofer (28) hat sich im Lockdown als Bierbrauer selbstständig gemacht. Bild: Caroline Schneider

Während andere Firmen im Lockdown zum Stillstand kamen, nahm der Betrieb von Alex Maurhofer Fahrt auf. «Im März dieses Jahres habe ich mein erstes selbst gebrautes Bier verkauft», sagt der Schreiner aus Brittnau AG nicht ohne Stolz. Seither wird er überrollt von Bestellungen. «Es reicht nicht mal mehr für mein eigenes Feierabendbier», sagt der 28-Jährige und lacht. Mehrere Läden und Restaurants aus der Region haben sein naturtrübes Brauhofer in ihr Angebot aufgenommen. Süffig, leicht und mild sei es und goldgelb in der Farbe. «Selbst Personen, die kein Bier trinken, finden an meinem Brauhofer Gefallen, weil es nicht bitter ist.» Das abgeänderte Rezept stammt von seinem Schwiegervater, von dem er vor mehr als fünf Jahren in die Kunst des Bierbrauens eingeführt worden ist. Doch der Weg in die Selbstständigkeit dauerte seine Zeit. Maurhofer musste langen Atem beweisen.

«Nachdem ich etliche Lokalitäten besichtigt hatte, gab mir ein Bekannter den Hinweis, dass die ehemalige Käserei in Rothrist leer stand. Der Ort eignete sich perfekt für meine Zwecke.» Doch der Kanton erhob Einspruch, da die Käserei in der Landwirtschaftszone lag. Bis das Umnutzungsgesuch gutgeheissen wurde, verstrich gut ein halbes Jahr.

«Ursprünglich dachte ich, dass ich mich als Möbelschreiner selbstständig mache. Doch die Menschen wollen den Preis für ein von Schreiner hergestelltes Massivholzmöbel nicht mehr bezahlen, wenn sie billige Massenware kaufen können.» Es war wiederum sein Schwiegervater, der ihn ermutigte, den Weg in die Selbstständigkeit als Bierbrauer zu wagen. Ein guter Rat. Die Bestellungen steigen seit seinem Start so stark an, dass der Jungunternehmer mit seinen jetzigen Gärtanks nicht mehr nachkommt. Und dies, obwohl er kaum Werbung für sein Geschäft macht.

«Zudem ist die Zahl der Kleinbrauereien in den letzten zehn Jahren förmlich explodiert», sagt der Bierspezialist. Rund 1500 Brauereien zählt die Schweiz. Und auch in Maurhofers nahen Umgebung braut bereits der eine oder andere. Aufgrund der hohen Nachfrage hat er sich kürzlich zwei weitere Gärtanks bestellt. Eine grössere Investition. Das Schwierigste am Bierbrauen sei es, die immer gleiche Qualität zu liefern. «Die Zusammensetzung der Rohstoffe variiert», sagt der Brauer. «Getreide hat mal mehr oder weniger Zuckergehalt, und der Säuregehalt des Hopfens schwankt.» Bis das Bier abgefüllt werden kann, vergehen sieben Wochen. Der Prozess ist vielschichtig. Rastzeiten und Temperaturen müssen genauestens eingehalten werden. Als Erstes wird Malz mit Wasser bei verschiedenen Temperaturen vermischt. Anschliessend wird das Flüssige vom Festen getrennt, was sich in der Fachsprache «Abläutern» nennt. Die Flüssigkeit – Würze genannt – kommt anschliessend zusammen mit dem Hopfen in die Kochpfanne und wird aufgekocht. Als Nächstes wird die Würze runtergekühlt. Danach kommt die Hefe hinzu und der Gärungsprozess kann starten. Das Gären dauert eine Woche. Zum Schluss kommt die goldene Flüssigkeit in den Drucktank, wo es für sechs Wochen gelagert wird, bevor der Brauer sein Bier in Einwegflaschen abfüllt und etikettiert.

Maurhofer hat den Weg in die Selbstständigkeit mit Bedacht gewählt. Nicht von null auf hundert, sondern schrittweise. «Schliesslich habe ich eine Familie und trage eine Verantwortung.» So arbeitet er nebenbei weiterhin als Schreiner. Sollte die Nachfrage jedoch in diesem Tempo zunehmen, wird er sich überlegen, ganz auf das Bierbrauen zu setzen.

«Selbst Personen, die kein Bier trinken, finden an meinem Brauhofer Gefallen, weil es nicht bitter ist.»

Caroline Schneider

Veröffentlichung: 17. September 2020 / Ausgabe 38/2020

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