Mirco und Reto in den Startlöchern

Das Material von Mirco Signer (r.) und Reto Ettlin für die World Skills bringt zusammen über 1,5 Tonnen auf die Waage. Bilder: PPR Media Relations AG

World skills brasilien.  In wenigen Wochen beginnt in São Paulo die Berufsweltmeisterschaft. Die WM-Kandidaten, der zweifache Schreiner-Schweizermeister Mirco Signer und Schreinertalent Reto Ettlin, haben ihre Werkzeuge gepackt und fiebern dem Wettkampfbeginn Mitte August entgegen.

Sie sind über Feuer und Scherben gelaufen, haben eine Medienschulung absolviert und viele Trainingsstunden gesägt, gefeilt und geschwitzt. Mirco Signer und Reto Ettlin haben nach der WM-Qualifikation an der letztjährigen Schweizer Schreinermeisterschaft in Bern lange und intensiv auf die Berufs-WM hingearbeitet. Nun sind die World Skills in Brasilien zum Greifen nahe.

Üben, üben, üben

Anfang August starten Mirco und Reto mit den 38 anderen Schweizer WM-Kandidaten in Richtung Südamerika. Ihre Werkzeuge sind bereits feinsäuberlich in Kisten verladen und per Schiff unterwegs zu den Paulistas, wie die Einwohner des wichtigsten Wirtschafts-, Finanz- und Kulturzentrums in Brasilien genannt werden.

Mirco hat 740 Kilogramm Material verladen, während die Handwerkzeuge und Handmaschinen von Reto rund 200 Kilogramm mehr auf die Waage bringen. Wie trainieren denn die beiden Schreiner ohne ihr Material weiter? «Ich besitze die meisten Werkzeuge doppelt, damit ich wie gewohnt weiterüben kann. Gewisse Dinge wie die Oberfräse bringe ich persönlich mit nach Brasilien», sagt der 20-jährige Reto, der in der Kategorie Massivholzschreiner gegen die internationale Konkurrenz antreten wird. Der Obwaldner ist pausenlos am Üben. Seit Mitte Juni sind ihm beide Wettkampfobjekte bekannt. Das 3D-Objekt sieht aus wie eine kleine Treppe mit zwei Tritten. Das 2D-Objekt ist ein Rahmen mit Schlitzzapfenverbindung. Aber Achtung: Die Objekte werden in Brasilien nicht 100-prozentig identisch sein. «Deshalb überlege ich mir, wie die Objekte abgeändert werden könnten, und trainiere diese Versionen entsprechend.» Mirco machte nach dem Materialverlad als Erstes eine zweiwöchige Trainingspause. «Ich war extrem froh, als ich das Werkzeug verladen hatte und mal abschalten konnte. Es ist schon schwierig, monatelang motiviert die gleichen Dinge zu üben», sagt der 18-jährige St. Galler Schreinerprofi. Vor dem Abflug wird er noch ein paar Tage beim ehemaligen WM-Teilnehmer Bruno Zindel trainieren und den einen oder anderen Tipp einholen. «Bruno ist ein cooler Typ, und ich freue mich auf das Training mit ihm.»

Wie eine Familie

Während der Vorbereitungszeit absolvierten die beiden Schreiner mit den anderen Schweizer WM-Teilnehmenden diverse Vorbereitungscamps. Dabei schulten sie ihre mentale Stärke und liefen über messerscharfe Glasscherben und glühend heisse Holzkohle, sie übten sich im Umgang mit Medien und liessen sich von Medienspezialisten analysieren und beraten. «Wir machten beispielsweise TV-Interviews mit Videoanalyse. Dabei habe ich gemerkt, dass ich jeweils einen etwas ernsten Gesichtsausdruck habe. Ich arbeite nun daran, freundlicher rüberzukommen, denn innerlich bin ich ein aufgeschlossener und entspannter Typ», sagt Mirco und lacht.

Ansonsten war er vor allem vom tollen Zusammenhalt unter den Kandidatinnen und Kandidaten begeistert. «Wir alle wollen Gold in unserem Beruf holen und sind eine geniale Truppe.» Dem stimmt auch Reto zu: «Wir verstehen einander und sitzen alle im gleichen Boot. Nach kurzer Zeit sind dicke Freundschaften entstanden. Wir sind wie eine grosse Familie und werden in Brasilien eine tolle Zeit verbringen.» ms

Veröffentlichung: 09. Juli 2015 / Ausgabe 28-29/2015

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