Mirko und seine Balkon-Oasen


Mirko Naumann (50) und seine Balkone haben in Aarau unter den Spaziergängern Bekanntheitsstatus erlangt. Bild: Caroline Schneider


Mirko Naumann (50) und seine Balkone haben in Aarau unter den Spaziergängern Bekanntheitsstatus erlangt. Bild: Caroline Schneider
Spaziergänger bleiben vor seiner Wohnung in Aarau stehen, betrachten seine Balkone und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Mirko Naumann kultiviert auf seinen Balkonen imposante Grünflächen. Man kann sie als Oasen der Biodiversität bezeichnen. Hier gedeiht, blüht, summt und brummt es. Auf seinem grössten Balkon pflanzt der Schreiner Wildblumen, Büsche und Kräuter an. Zwergflieder dienen als Futterquelle für Hummeln, Bienen oder Wespen. Wildbienenhäuser findet man ebenfalls. «Es kommen unzählige Insekten und laben sich an den verschiedenen Blüten.» Er möge es, wenn er nach der Arbeit nach Hause komme und einfach in seiner Oase sitzen und dem Brummen, Schwirren und Surren der Insekten zuhören könne. Das sei Naturkonzert pur. «So schmilzt der Alltagsstress schnell dahin.» Im Winter besuchen ihn die Singvögel. Von seinen anderen fünf Balkonen lebt Naumann im wortwörtlichen Sinn. Er pflanzt viele Sorten Gemüse an: Salat, Kohlrabi, Tomaten, Peperoni, Gurken, Zucchetti oder Stangensellerie. Umsichtig plant er den Anbau seiner beschränkten Fläche. Er pflanzt so, dass er fast das ganze Jahr hindurch von dem, was sein Balkon hergibt, leben kann. «Im Herbst und über den Winter ernte ich Nüsslisalat.» Zudem liebt es Naumann, das selbst gezogene Gemüse zu verarbeiten. Der 50-Jährige hat das Kreativsein beim Kochen für sich entdeckt. Kochen sei zu einer weiteren Leidenschaft geworden. «Ich ernähre mich gerne gesund. Und dazu gehören viele unverarbeitete Lebensmittel, die ich direkt ab Balkon ernten kann. Gemüse auf natürlicher Basis ohne Chemie schmeckt einfach viel besser.» Naumann lässt sich von diversen Blogs oder Instagram-Accounts inspirieren. Ihm schwebt vor, selbst einen Blog zu betreiben, wo er seine gemachten Erfahrungen, Tipps und Tricks teilen kann.
Sein Know-how hat sich herumgesprochen. Naumann gibt sein Fachwissen auch an seinen Nachbarn weiter, der seine Terrasse bepflanzen möchte, und freut sich darüber, dass neue Grünflächen entstehen. Er selbst sei ein «Schrebergarten-Kind». Auch seine Grosseltern pflegten einen Garten und lebten vom Feld. In diesem Milieu sei er gross geworden. Die Naturverbundenheit seiner Eltern und Grosseltern hat ihn geprägt. Doch auch sein Gemüse und Obst werden nicht von Schädlingen verschont. Aber der Mann mit dem grünen Daumen kennt natürliche Mittel gegen Blattläuse wie zum Beispiel Brennnesselsud. Mehltau vertilgt er mit einer Milch-Wasser-Mischung. Damit sein Gemüse gut gedeiht, düngt er es mit Hornspänen. An Experimente mit exotischen Früchten hat sich Naumann auch schon gewagt. Mit Erfolg. Es gelang ihm, Ananas und Honigmelonen zu ernten. Naumann ist ein bewusster, aufmerksamer und naturverbundener Mensch, der gerne Neues entdeckt und ausprobiert. Ihm ist es wichtig, mit der Natur zu gehen, sich ihrem Rhythmus hinzugeben und nicht über sie bestimmen zu wollen. «Erst, wenn wir ganz im Hier und Jetzt, im Moment, leben, entdecken wir Verblüffendes.»
Was ihn die Coronazeit gelehrt hat: «Es braucht so wenig. Wir brauchen gar nicht so viel Ablenkung und Konsum fürs Glücklichsein. Wir müssen bloss die Augen für das Kleine öffnen und dann eröffnet sich uns eine grosse, bunte Welt.» Und so experimentiert Naumann weiter an seinem kleinen biodiversen Reich inmitten seiner Balkone.
«Wir müssen bloss die Augen für das Kleine öffnen und dann eröffnet sich uns eine grosse, bunte Welt.»
Veröffentlichung: 20. Mai 2021 / Ausgabe 21/2021
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