Mit Hindernissen zum Erfolg

Ein grosses Herz für Pferde: Schreiner, Hindernisbauer und «Rösseler» Peter Zeller (59) mit seiner Stute Joyce. Bild: Franziska Hidber

Im Juni ist es wieder soweit: Dann gehen am CSIO im Gründenmoos-Stadion in St. Gallen die Pferde mit ihren Reitern an den Start. Das Publikum wird mitfiebern und zuschauen, mit seinen Blicken die eleganten Tiere und deren Sprünge verfolgen und den Atem anhalten, wenn ein besonders kniffliges Hindernis ansteht. Auch CSIO-Materialchef Peter Zeller wird mitfiebern, vielleicht ein bisschen mehr als alle andern. Und seine Blicke werden nicht nur den Pferden und den Pferdesportlern gelten, sondern mindestens so sehr den Hindernissen. Denn viele davon hat der Möbelschreiner mit seinem Team selbst gebaut, manche der kreativen Sujets gar von eigener Hand entworfen und umgesetzt. Als erfahrener Parcoursbauer weiss Zeller genau, worauf es ankommt. Und als ehemaliger Springreiter kennt er die Bedürfnisse von Mensch und Pferd nur zu gut. Spätestens jetzt wird klar: Peter Zeller ist «Rösseler» durch und durch. «Diese Leidenschaft liegt in den Genen. Schon mein Grossvater und mein Vater hielten Pferde», erklärt er und lenkt sein Auto nach Niederteufen, wo er mit seiner Familie wohnt. Er will an diesem Vormittag rasch bei seinen beiden Warmblutstuten vorbeischauen, die beide vor Kurzem Mama geworden sind. «Das war eine Aufregung», sagt Zeller und öffnet die Stalltür. «Als der Hengst zur Welt kommen wollte, sass ich in St. Gallen an einer Sitzung. Aber ich habe es gerade noch geschafft.»

Das Hengstchen Cordelio vom Schwantlenhof mustert den Besuch neugierig, wagt einige übermütige Sprünge, macht sich dann aufdringlich am Jackenärmel zu schaffen. «Bisch en Lusbueb, gell», kommentiert Zeller und lacht. Stütchen Calisy in der Box nebenan gibt sich diskreter: Es bleibt vorsichtshalber hinter der Mutter stehen und guckt aus sicherer Distanz in die Welt.

Zeller ist auch in Sachen Zucht ein Profi: Er engagiert sich im Vorstand des Schweizerischen Zuchtverbandes und präsidiert den Sportpferdezucht-Verein Bodensee. «Pferde sind die edelsten Tiere überhaupt», sagt er, während er den Stuten ein Rüebli füttert und mit geübten Handgriffen die Rossbollen entfernt. «Gelehrig, intelligent. Man kann zu ihnen eine richtige Beziehung aufbauen, denn nur ein harmonisches Team ist ein erfolgreiches Team.» Zeller spricht aus Erfahrung – viele Jahre hat er als Springreiter Plaketten gewonnen. Heute noch reitet er fürs Leben gern aus, wenn es sein Terminkalender zulässt. Seit 31 Jahren verbindet der Vater dreier erwachsener Kinder seine Liebe zu Pferden mit seinem Beruf: Ein Kollege aus dem Reitverein bot dem jungen Schreiner aus Gossau einst an, seinen Hindernisbau-Betrieb in Teufen AR zu übernehmen. Zeller sagte zu und schuf sich einen Namen als kreativer und professioneller Hindernisbauer, wobei er immer auch Schreinerarbeiten anbot.

Getreu dem Motto «Alles aus einer Hand» wurde der Familienbetrieb erweitert um den Innenausbau und die Montage von Stallungen, den Vertrieb von Pferdesportartikeln und Pferdeanhängern sowie eine interne Schlosserei und Malerei. Kamen früher Kunden, setzte sich Peter Zeller hin und zeichnete die Entwürfe von Hand, detailgetreu und präzis.

Heute macht das «der Junior» elegant mit einem CAD-Programm am Computer. Der Senior verwirft die Hände: «Ich habe keine Ahnung, wie das geht.» Dass sein Sohn den Betrieb übernehmen wird, freut den Vater. Solange es geht, will er mithelfen – aber mit deutlich weniger Terminen in der Agenda als heute: Damit sich viele, viele Lücken auftun für ausgiebige Ausritte und Besuche im Stall, bei seinen Pferden.

«Diese Leidenschaft liegt in den Genen. Schon mein Grossvater und mein Vater hielten Pferde.»

hid

Veröffentlichung: 16. April 2015 / Ausgabe 16/2015

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