Mit Lockerheit zum Erfolg

Thomas Gilgen (47) will während Wettkämpfen lächeln können, so wie am Inferno Triathlon. Bilder: PD

Der Saisonabschluss von Multisportler Thomas Gilgen hatte es in sich. Anfang September lief er den Jungfraumarathon, und zwei Wochen später bestritt er im Rahmen der Rennserie «Chasing Cancellara» die Etappe von Zürich nach Zermatt. 12,5 Stunden sass der Zimmermann im Sattel seines Rennvelos, bis er nach 290 Kilometern und 7000 Höhenmetern als 50. das Ziel erreichte. Er habe das Startticket gewonnen und sei «aus Jux als Single» angetreten, sagt er leichthin. Begonnen hat seine Leidenschaft für den Sport, als ihn sein älterer Bruder, sein damaliges Idol, in den Turnverein mitnahm. Es folgten erlebnisreiche Jahre: etwas Sport, viel Spass und noch mehr Partys. Mit 18 Jahren sei er durch einen Freund «in die Welt der Wettkämpfe hineingerutscht», erzählt der Berner Oberländer «Wir meldeten uns für den Brienzerseelauf an, doch von professioneller Vorbereitung hatten wir keine Ahnung.» So seien sie «blauäugig», mehr oder weniger direkt vom Ausgang, an die Startlinie des 35-km- Laufes gegangen. «Ich litt extrem und konnte danach eine Woche lang nicht mehr richtig gehen», gesteht Gilgen mit verschmitztem Lächeln. Nach vielen weiteren Läufen, Triathlons, Bike- und Rennvelowettkämpfen professionalisierte er sein Training. Er jobbte in unterschiedlichen Bereichen, um genügend Zeit in den Sport investieren zu können. Einige Sommersaisons arbeitete er auf dem Campingplatz in seinem Heimatort Matten bei Interlaken. «Am meisten Freude bereitete mir dabei der Kontakt mit den Gästen aus der ganzen Welt», sagt Gilgen. Er hat selber bereits 60 Länder bereist.

Der 47-Jährige hat sich vorgenommen, jedes Jahr eine neue Sportart auszuprobieren. So hat er sich für den Gigathlon das Inline-Skaten angeeignet. Dreimal hat er den Wettkampf, der aus den fünf Disziplinen Schwimmen, Laufen, Inline-Skaten, Rennvelo- und Mountainbikefahren besteht, als Single-Athlet bestritten. Beim Zieleinlauf habe es ihn «fast umgehauen» von der Stärke seiner positiven Emotionen. Von egoistischen Einzelsportler-Zügen ist bei Gilgen nichts zu finden. Was sich wiederholt, sind Aussagen wie «durch einen Freund hineingerutscht» oder «aus Freude und Spass». Gilgen ist entspannt und locker, es gibt nichts Verbissenes an ihm. Und trotzdem, wenn jemand auf über 100 Rennen zurückschauen kann, dann zeugt dies von Willensstärke und einem beneidenswerten Durchhaltevermögen. Sein Motto: «Du musst während eines Rennens immer noch lächeln können.» Wenn er nicht selber startet, ist Gilgen als Streckenabschnittchef beim Eiger-Ultra-Trail-Rennen anzutreffen. Und – wen wunderts? – natürlich ist er auch da «durch einen Freund hineingerutscht» und macht es aus «Freude und Spass».

Seit vier Jahren ist er zurück in seinem geliebten Beruf und arbeitet bei der Näpflin Bau GmbH in Wengen. Im Sommer fährt er die gut zehn Kilometer von Matten nach Lauterbrunnen mit dem Rennvelo und läuft dann die 470 Höhenmeter nach Wengen hoch. «Wenn ich nach Hause komme, habe ich das Training bereits hinter mir und kann den Feierabend mit meiner Freundin geniessen.» Den Austausch mit Leuten kann der Menschenfreund bald auch wieder an der Winterbar pflegen, die jeden Dezember von seinem Arbeitgeber aufgestellt und betrieben wird.

«Ich litt extrem und konnte danach eine Woche nicht mehr richtig gehen.»

ks

Veröffentlichung: 14. November 2019 / Ausgabe 46/2019

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