Mit Maschinen fing alles an


Die Arthur Bründler AG an der Mustermesse Basel Mitte der 1950er-Jahre. Dritter von links ist Firmengründer Arthur Bründler. Archivbild: Arthur Bründler AG
Die Arthur Bründler AG an der Mustermesse Basel Mitte der 1950er-Jahre. Dritter von links ist Firmengründer Arthur Bründler. Archivbild: Arthur Bründler AG
Messegeschichte. Mit ihrer aktuellen Ausgabe zählt die Holz genau 62 Jahresringe. Die Zahl 62 spielt in der Geschichte der grössten und ältesten Fachmesse der Schweiz noch eine andere Rolle. 1962 änderte sie nämlich ihren Namen von Holz-Fachmesse in schlicht und einfach Holz.
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Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen in der Schweiz mehrere kleinere und grössere Betriebe mit der Herstellung von Maschinen für die Holzindustrie. Vor allem Sägewerksmaschinen waren zu dieser Zeit sehr gefragt. Unter den damaligen Start-ups befanden sich unter anderem die Striebig AG aus Luzern, die Arthur Bründler AG aus Ebikon LU und die Kündig AG aus Wetzikon ZH. Diese Unternehmen existieren noch heute und sind in der Branche ein Begriff. Grössere Maschinenfabriken wie die Georg Fischer AG oder die Giroud Olma AG entwickelten ebenfalls Maschinen für Holz verarbeitende Betriebe und exportierten ihre Maschinen sogar in andere europäische Länder und in die USA.
Damals war die Mustermesse in Basel die wichtigste Werbeplattform der Schweiz. Das Problem war, dass nur Schweizer Hersteller zugelassen wurden, während gleichzeitig der Import von Maschinen aus dem europäischen Raum und damit auch der Maschinenhandel zunahmen.
Aufgrund dieser Entwicklung beschlossen die beiden Branchenverbände der Fabrikanten, heute Holzbearbeitungstechnik (HBT) Schweiz, und des Schweizerischen Werkzeug- und Maschinenhandels, heute Tecnoswiss, zusammen mit dem Messeorganisatoren in Basel, eine eigene Messe für die Holz verarbeitenden Schweizer Betriebe zu gründen. Das Resultat hiess Holz-Fachmesse. Sie startete 1957 mit neun Messetagen. Der Eintrittspreis betrug vier Franken, pro Quadratmeter Standfläche zahlte man 40 Franken. 90 Aussteller präsentierten den 16 000 Besuchern ihr Angebot auf rund 9000 m2. Die Vorschriften für die Aussteller waren aus heutiger Sicht sehr restriktiv. Werbeplakate waren zum Beispiel nicht erlaubt. Wettbewerbe waren ebenfalls untersagt. Auch Verkaufsaktionen wurden ausdrücklich verboten. Die Standwände durften maximal 2,6 m hoch sein.
Die erste Auflage muss erfolgreich gewesen sein, jedenfalls entschied das Messekomitee, das sich damals wie heute noch aus Vertretern der Fabrikanten, des Handels und der Messeleitung zusammensetzte, drei Jahre später eine weitere Ausstellung durchzuführen. Im Zwei-Jahres-Turnus und mit jeweils sieben Messetagen folgten die Austragungen 1962, 1964, 1966 und 1968.
Im Verlauf der Jahre kamen zu den ursprünglichen Maschinen immer mehr auch Absauganlagen, Heizungen, Kleingeräte, Beschläge und Materialien für den Holzverarbeiter dazu. Der Ausstellungsmix wurde umfangreicher und vielseitiger. Folglich wurden auch die Standflächen immer grösser. So wünschten vor allem die Maschinenaussteller, die zur Präsentation ihres Angebots grosse Flächen benötigten, aus Kostengründen die Branchenmesse ab 1977 nur noch alle drei Jahre abzuhalten.
1977 kam noch etwas Neues hinzu: In Zusammenarbeit mit den nationalen Branchenverbänden der Schreiner und Zimmerleute, der Wagner und Drechsler wurde erstmals ein Lehrlingswettbewerb durchgeführt, der sich später zum Nachwuchswettbewerb entwickelte. Finanziert wurde die Attraktion durch die Aussteller, die sich analog zur Nettofläche ihres Standes an den Kosten beteiligten.
Im HBT-Jubiläumsbuch, das 2007 anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Verbandes Holzbearbeitungstechnik Schweiz herausgegeben wurde, vergleicht Autor Paul Oertli senior vom gleichnamigen Schweizer Werkzeugunternehmen später die prämierten Arbeiten der Wettbewerbe 1977 und 2004: «Während früher hauptsächlich aus Massivholz gearbeitet wurde, traditionelle Maschinen und Handarbeit zum Einsatz kamen, sieht ein modernes Schreiner-Bijou anders aus.» Im Laufe der Jahre gesellten sich nämlich zum Massivholz zunehmend andere Materialien wie zum Beispiel Holz-, Kunststoff- und Aluplatten und Glas. «Perfekt gearbeitet mit traditionellen und modernen, CNC-gesteuerten Maschinen. Wenig Handarbeit. Wenig Einzelanfertigung. Zunehmend spezialisierte Massenfertigung», heisst es im Buch.
Paul Oertli senior schreibt weiter: «Dieser Produktentwicklung und der gleichen Leistungssteigerung bei noch höheren Qualitätsansprüchen hatten wir uns mit unseren Maschinen, Werkzeugen usw. anzupassen. Erfreulicherweise erbringen auch Verbandsmitglieder immer wieder interessante und auch international erfolgreiche Entwicklungsbeiträge.»
2001 präsentierte der Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM) die Sonderschau «Gläserne Schule». Der Aspekt Aus- und Weiterbildung trat also auf den Plan und entwickelte sich in den darauffolgenden Jahren mehr und mehr zu einem der zentralen Themen der Branchenmesse. So bewarben sich beispielsweise 2013 gleich 100 junge Schreinerinnen und Schreiner aus der Deutschschweiz, der Romandie und aus Süddeutschland um den Titel des Schreiner-Nachwuchsstars. Das war ein neuer Teilnehmerrekord. Erstmalig wurde 2013 im Rahmen des Nachwuchsstars auch die Juryauszeichnung für clevere Beschläge-Anwendungen, der Opo-Oeschger- Beschlagpreis, vergeben.
Ein Highlight der Holz 2004 war die erste «Journée Romande». Diese «Geste de Bienvenue» sorgte dafür, dass 23 Prozent der Besucher aus der Romandie kamen. Sechs Jahre später, an der Holz 2010, prämierte der erste Innovationspreis Holz Ideen rund um die zukunftsweisende Weiterentwicklung der modernen Holzbearbeitungsbranche.
Im Laufe der Jahre schwankte die Zahl der Aussteller und Ausstellungsobjekte. Dieses Auf und Ab wurde durch die wirtschaftliche Lage und vor allem durch die Auftragslage des Baugewerbes beeinflusst. So zeigten an der Messe 1971 insgesamt 36 Firmen, davon 11 Hersteller aus der Schweiz, ihr Maschinenangebot. Bereits vertreten waren Striebig und Kündig. Fast alle anderen existieren nicht mehr.
Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Maschinenhandel. Hier sind von den damals 25 Ausstellern nur noch die Arthur Bründler AG, die DS-Maschinenbau GmbH, die HM-Spoerri AG und die Strausak AG aktiv tätig. 1989 kamen 22 neue Maschinenaussteller dazu. Darunter befanden sich auch heute noch bekannte Namen wie Artesa, Eigenmann oder Ineichen. Das Angebot wuchs also auf 46 Firmen, die Maschinen ausstellten. Diese enorme Zunahme war vor allem auf die florierende Bautätigkeit zurückzuführen. Die Baubranche realisierte immer grössere Projekte. Das rief zahlreiche Neugründungen von Schreinereien, Zimmereien und verwandten Handwerksunternehmen hervor, und diese wollten schliesslich bestens ausgerüstet sein.
Analog zum Wachstum wurden jetzt direkt an den Messen grosse Umsätze getätigt. Die Arthur Bründler AG soll an einer Messe die stolze Zahl von über 20 Kantenanleimmaschinen verkauft haben. Das war ein Rekord. Solche Zahlen gehören jedoch längst der Vergangenheit an.
1992, anfangs der Baukrise, verzeichnete die Holz erstmals abnehmende Besucherzahlen. Die Anzahl der Maschinenaussteller reduzierte sich. 1995 waren es noch 26 Firmen. Strukturveränderungen im Holz verarbeitenden Gewerbe und in der Industrie schlugen zu Buche wie auch die wachsende Mobilität: Inzwischen waren die grossen Fachmessen im nahen Ausland für das Schweizer Publikum besser erreichbar.
Später, bei der Holz 2001, erlebte die Veranstaltung eine Öffnung. Erstmals wurden ausländische Aussteller zugelassen, die in jenem Jahr einen Anteil von 24 Prozent ausmachten. Gleichzeitig wurde die Anzahl der Messetage auf fünf gekürzt. So pendelten sich die Besucherzahlen auf einem stabilen und gesunden Niveau ein.
Und an der Holz wurden auch Weltrekorde aufgestellt. So klatschten sich 2016 auf dem Messeplatz gleich 1306 Zimmerleute mit ihrem traditionellen Zimmermannsklatsch ins Guinessbuch der Rekorde. Die überglücklichen Teilnehmer, die damals den Rekord aufstellten, kann man noch immer in einem Video auf Youtube singen, klatschen und dann jubeln sehen.
Hätte man den Gründern der Holz vor 62 Jahren gesagt, dass ihr «Baby» 2019, trotz bewegtem Leben, so gross und kräftig sein wird, hätten sie wohl ungläubig den Kopf geschüttelt. Bei der letzten Austragung 2016 waren es über 360 Aussteller, davon 25 mit Produktionsmaschinen und -anlagen und 11 mit Absauganlagen. Die Messe dehnte sich auf einer Fläche von 45 000 Quadratmetern aus und zählte gut 33 000 Fachbesucher. Und ja: Das digitale Ticket, mit dem die Damen und Herren der Branche heute das Gelände betreten, wäre damals auch undenkbar gewesen.
Robert Steinmann-Bründler, Seniorchef der Firma Arthur Bründler AG in Ebikon LU, konnte mit seinem grossen Erfahrungsschatz von 16 Holz-Messen zu diesem Rückblick wertvolle Angaben, Zahlen und Fotos beisteuern. Die Firma wird heute in dritter Generation geführt und zählt zu den grössten Ausstellern der Messe Holz.
Die zitierten Passagen aus dem HBT- Jubiläumsbuch stammen aus der Feder von Autor Paul Oertli senior.
www.bruendler.chwww.oertli.chVeröffentlichung: 26. September 2019 / Ausgabe 39/2019
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