Mit viel Gwunder voran

Das Vollholzhaus ist das Lieblingsprojekt von Immobiliengestalter Dieter Brunschweiler (52). Das Wabenmuster verweist auf sein Hobby. Bild: PD

Leute. Name? Dieter Brunschweiler. Alter? 52. Beruf? Immobiliengestalter. – Immo...was? Dieter Brunschweiler lacht. Seine Berufsbezeichnung ist so ungewöhnlich wie sein Werdegang, und der ist noch lange nicht zu Ende.

Aktuell drückt der Thurgauer nämlich wieder die Schulbank und beugt sich über Fachbücher der Baubiologie. «Der Gwunder treibt mich an», erklärt er in seinem Büro in Frauenfeld. Aber ganz von vorne: Da gab es diese eine Frage: Holz oder Metall? Beides hätte sich der Enkel eines Schreiners vorstellen können, und dass es ein Handwerk sein würde, war ohnehin klar. Der Werkunterricht in der Schule waren Sternstunden für ihn. Eine Metall-Allergie gab die Antwort, und der Ostschweizer begann seine Lehre als Schreiner. Eine Zeit, auf die er gerne zurückschaut, mehr noch, sie lässt ihn gehörig ins Schwärmen kommen: «Die Schreinerlehre ist eine sensationelle Basis!» – Darauf hat er aufgebaut, von Anfang an. «Ich wusste schon während der Lehre, dass ich nachher noch etwas lernen möchte.» «Noch etwas» hiess: eine zweite Ausbildung als Innenausbauzeichner. Damit hatte er die Tür zur Immobilienwelt aufgestossen. Auf seinem Tisch landeten Aufträge für den Ladenbau, es folgte der nächste Schritt zum Bauleiter, und plötzlich fand er sich bei Fust als Leiter Immobilien wieder. «Das chönnt de Brunschweiler au mache», habe es geheissen. Er machte, und alsbald hing ein weiteres Diplom an seiner Wand: eidg. dipl. Immobilienverwalter. Später gründete er mit einem Kollegen eine Firma, vermarktete und entwickelte Gewerbeflächen.

«Ich bin überzeugt, dass Schreiner bei der Baubiologie eine Schlüsselrolle einnehmen könnten.»

Seit fünf Jahren steht «Immobiliengestalter» auf seiner Visitenkarte, nun arbeitet der 52-Jährige für die eigene AG und wendet an, was er im Lauf der Jahre in seinen Rucksack gepackt hat: bauen, vermarkten, betreuen. Berufsbezeichnung hin, Tätigkeitsfeld her: «Ich fühle mich heute noch als Hölziger.» Sein Erfahrungsschatz kann sich sehen lassen: Unter anderem hat er die Inneneinrichtung bei Kind Hörgeräte, Fust oder Bogner in St. Moritz gestaltet. «Die Abläufe sind überall ähnlich, ob es sich nun um eine günstige Kleiderkette oder eine exklusive Boutique handelt», sagt er. «Entweder kommt nach dem Eingang ein Links- oder ein Rechtsdreh, und am Schluss folgt die Kasse.» Kreativ sei diese Aufgabe dennoch: zum Beispiel, indem man regionale Akzente setze. Am meisten Spielraum aber böten Aufträge im Wohnbereich. Wie bei seinem Lieblingsprojekt, einem Vollholzhaus aus Appenzeller Holz. Es vereint nachhaltiges Bauen mit baubiologischen Grundsätzen – für Brunschweiler eine Herzensangelegenheit und die Motivation für seine Weiterbildung in Baubiologie. Einziger Wermutstropfen: Ausser ihm besucht kein Hölziger den Lehrgang: «Ich bin überzeugt, dass gerade Schreiner bei der biologischen Bauweise eine Schlüsselrolle einnehmen könnten.» Zurück zum Lieblingsauftrag. Das Tüpfelchen auf dem i für den begeisterten Imker sind die gelben Schiebeläden mit einem Wabenmuster. Nicht von ungefähr: «Der Bauherr ist ebenfalls Imker.»

Nachhaltigkeit, Naturliebe und Biodiversität lebt Brunschweiler auch in der Freizeit mit den Bienen. Nirgendwo sonst könne er so gut abschalten, denn das Imkern verlange volle Konzentration. Und wie im Beruf, treibt ihn die Neugierde auch beim Hobby zu neuen Ufern: Wenn er den Abschluss als Baubiologe in der Tasche hat, steht schon die nächste Weiterbildung an, diesmal ganz privat – Bienen-Inspektor heisst das Ziel. Der Gwunder ist noch nicht gestillt.

Franziska Hidber

Veröffentlichung: 25. April 2024 / Ausgabe 17/2027

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