Musikalische Schreinerhände

Seebi Diener Bild: Caroline Mohnke

Leute. «Meine Schüler sind von 8 bis 80 Jahre alt», erzählt der 28-jährige Seebi Diener in der Werkstatt des weitum bekannten Kontrabass-Shops von Mark Schuler in Rothenthurm, wo er seit rund einem Jahr Kontrabässe restauriert und Musikunterricht gibt.

«Zuvor war ich rund zehn Jahre Kunde bei den Schulers», sagt Seebi Diener. Der gelernte Schreiner wuchs mit zwei Brüdern in Immensee auf. «Schon als kleiner ‹Büebel› hatte ich Freude an der Musik», lacht der Schwyzer. Zuerst habe er Mundharmonika gespielt, dann Blockflöte und später in der Jugendmusik Immensee Kornett. «2006 habe ich angefangen, Schwyzerörgeli zu spielen», erzählt er. Auch sein Bruder und die Tante, die im selben Haus wohnte, spielen Schwyzerörgeli. Der Vater habe die Idee gehabt, die Buben musikalisch mit einem Kontrabass zu begleiten. «Das schöne Instrument stand bei uns zu Hause und faszinierte mich sofort», lacht Diener. So habe er 2009 begonnen, Bassgeige zu spielen. Nebst seinem Beruf als Schreiner in der Schreinerei Arnold AG in Meierskappel und dem Teilzeitpensum im Familienbetrieb Schuler in Rothenthurm bleibt ihm noch Zeit, um zu musizieren und zu schnitzen. «Ich spiele in drei Formationen», erzählt er. Unter anderem im urchigen «Ländlertrio Tänzig», das 2021 die erste CD vorstellte und an Tanzabenden, Hochzeiten, Geburtstagsfeiern und anderen Festen gefragt ist. «Wenn getanzt wird, braucht es Rhythmus und Boden.» Der Bass gebe der Musik diesen nötigen Boden. «Bis in die hinterste Ecke», sagt er und lacht, während er anhand des Lichteinfalls mit einem akribischen Blick das Griffbrett einer Bassgeige prüft.

«Der Bass gibt der Musik zum Tanzen den nötigen Boden – bis in die hinterste Ecke.»

Auf die Frage, was so ein Saiteninstrument kostet, antwortet er: «Das beginnt bei 1200 Franken. Diese Modelle sind dann meistens aus Sperrholz.» Die Grenze nach oben sei offen. Es gebe Musiker, die greifen tief ins Portemonnaie: 10 000 Franken und mehr gäben Orchestermusiker für einen Kontrabass aus. In der Werkstatt der Schulers stehen Modelle aller Art. «Dieser hier stammt aus dem Jahr 1850», erzählt Diener und zeigt auf einen Kontrabass, aufgereiht unter vielen anderen. Es gebe Kunden, die kämen mit einem Erinnerungs- oder Erbstück vorbei und liessen die Raritäten reparieren. Seebi Diener repariert und restauriert die Saiteninstrumente und unterrichtet an den Samstagen. «In Küssnacht am Rigi habe ich noch eine kleine Werkstatt und schnitze», erzählt der in Merlischachen SZ wohnhafte Schreiner. Dort liesse er seiner Kreativität freien Lauf und fertige auch Geschenke nach Kundenwünschen. Doch damit nicht genug: Diener erinnert sich freudig an die letzte Sennenchilbi in Küssnacht am Rigi: «Es war wunderschön.» Er ist zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder in der Alphornbläser- und Fahnenschwingervereinigung. Das Fahnenschwingen gehört zu den ältesten Nationalsportarten der Schweiz.

«Bis man es im Griff hat mit der Fahne, dauert es ungefähr ein Jahr.» Aber auch dann könne es noch passieren, dass man sie nicht zeitig abfängt, erzählt er mit einer inneren Ruhe. Diese brauche es, sowohl beim Fahnenschwingen als auch bei der Arbeit im Instrumentenbau.

Caroline Mohnke

Veröffentlichung: 10. April 2023 / Ausgabe 14/2023

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