Nachts küsst ihn die Muse


Balthasar Bosshard (33) ist als selbstständiger Illustrator und Künstler erfolgreich. Bild: PD


Balthasar Bosshard (33) ist als selbstständiger Illustrator und Künstler erfolgreich. Bild: PD
Fünf Uhr morgens. Wieder einmal hat Balthasar Bosshard durchgearbeitet, denn die Nacht ist seine kreativste Zeit. Sobald der Morgen kommt ist Feierabend. Und so löscht der Künstler die drei Lampen, die eben noch die Fläche seines Arbeitstisches von allen Seiten beleuchteten. Bevor er zu Bett geht, blickt er noch einmal kurz hinunter auf die zu dieser Stunde menschenleeren Strassen der Winterthurer Altstadt. Um ins Atelier des Illustrators und gelernten Schreiners zu gelangen, muss man unten neben der alten Eingangstür aus Holz die Klingel «Wonky Studio» drücken. Das englische Adjektiv «wonky» bedeutet je nach Gebrauch wackelig, schräg und auf sympathische Weise nicht ganz in Ordnung. Dass auch Bosshard ein klein wenig «wonky» ist, schleckt keine Geiss weg, und so hat er auf diesem Wort seinen eigenen und unverkennbaren Stil aufgebaut. Aktuelles Zeichen dieses Attributs ist im Moment sein Buch, an dem er vier Monate lang gezeichnet hat. So intensiv, dass sein Handgelenk eine Bandage tragen musste. «Cosmic Lurk» heisst die Bildergeschichte ohne Text, made by Wonky Studio, deren Vernissage, so Corona will, Ende September in Strassburg stattfinden wird. Doch zuvor steht noch am 24. Juli die Vernissage einer Einzelausstellung in der Galerie im Rathausdurchgang in Winterthur auf dem Programm.
Die Werke Bosshards sind unverkennbar. Wer sie genauer betrachtet, erkennt Monster in allen Variationen. Freundliche Wesen, die auf dem gleichen Blatt auf irgendeine Weise mit Furcht einflössenden Grimassen verbunden sind. Mal durch Linien, mal durch Wasser, das aus ihrem Mund strömt und sich mit Albtraumpotenzial durchs Bild schlängelt. Entstehen werden die 200 Exemplare des Buches in Siebdruck auf Anregung des französischen Verlags «Epox et Botox». Beziehen kann man es übers Internet und an Kunstmessen in Europa. Bosshard empfindet es als Luxus, so arbeiten zu können, wie er es momentan macht. «Luxus hat nicht immer mit Geld zu tun. Mein Luxus ist die Freiheit. Die ist mir extrem viel wert», sagt der 33-Jährige. Und weil dieses Buch auch eine Art Manifestation seiner künstlerischen Fähigkeiten auf 24 Seiten ist, hat er seine Auftragsarbeiten, wie zum Beispiel Bieretiketten für die Winterthurer Brauerei «Welcome Stranger» für eine Weile auf Eis gelegt. 2018 wurde Bosshards Arbeit vom Kulturmagazin Coucou mit der Goldenen Feder ausgezeichnet. Dieser Preis geht an Kulturschaffende, die mit ihren Projekten die Kulturstadt beleben und bereichern. Bosshards Laufbahn begann bodenständig bei der Thalmann Schreinerei AG in Neuhausen SH, wo er eine vierjährige Schreinerlehre machte. «Der Lehrbetrieb war super. Alles tipptopp. Aber dennoch spürte ich, dass ich mich langfristig beruflich anders orientieren möchte», erzählt er. Weil er immer schon gerne zeichnete und über jede Menge Fantasie verfügte, gelangte er über einen gestalterischen Vorkurs an die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Hier studierte er Szenografie und später Wissenschaftliche Illustration.
Heute ist Bosshard selbstständiger Illustrator und Künstler. In der Schweizer Szene kennt man seinen Namen, Instagram und Co. verschaffen ihm internationale Aufmerksamkeit. Ob ihn künstlerisch noch etwas speziell reizen würde? Spontan sagt er: «Ein Plakat für die amerikanische Rockband Primus entwerfen. Mir gefällt nicht nur ihre Musik, sondern auch ihre legendären Plakate.»
«Luxus hat nicht immer mit Geld zu tun. Mein Luxus ist die Freiheit. Die ist mir extrem viel wert.»
Veröffentlichung: 10. Juni 2021 / Ausgabe 24/2021
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