Neue Behänge für die Fenster

Eine solche Einbausituation am Beispiel eines «Ecomont 12+» findet sich häufig in älteren Schweizer Einfamilienhäusern. Bild: Rufalex Rollladen-Systeme AG

Rollladenrenovation.  Bei einer Rollladenrenovation kann je nach Situation eine Teilrenovation oder ein kompletter Rollladenersatz sinnvoll sein. Für die passende Entscheidung in der Praxis spielen die Substanz der Fenster, die Platzverhältnisse und die Kundenwünsche eine Rolle.

Unsichtbar im Mauersturz verbaute Roll- läden sind ein charakteristisches Merkmal vieler älterer Schweizer Einfamilienhäuser. Daher kommt der Schreiner auch regelmäs-sig in Kontakt mit diesen oftmals schlecht isolierten Hohlräumen und in die Jahre gekommenen Rollladenlösungen. «Zu den bedeutsamen energetischen Schwachstellen in der Gebäudehülle gehört der unisolierte Rollladenkasten. Dort sitzt meist eine nur wenige Millimeter dünne Holzspanplatte zwischen der Aussenkälte und den beheizten Wohn- oder Büroräumen», sagt Daniel Jäggi, Inhaber von Isofair aus Riehen BS. Bei einer Fensterrenovation oder einem Defekt an der Rollladenkonstruktion selbst steht deshalb immer auch die Frage im Raum, ob man besser eine Teilrenovation oder einen kompletten Ersatz durchfahren sollte. Besonders, wenn aus optischen oder anderen Gründen der Einsatz eines Vorbaurollladens nicht möglich ist, gilt es ganz genau abzuklären, was technisch und aufwandmässig realistisch umsetzbar ist. Der Aufwand für eine nachträgliche Isolation des bestehenden Rollladenkastens ist in der Regel hoch, und der energetische Nutzen muss von Situation zu Situation abgeklärt werden. Mit dem Rollladenkasten-Isolations-System «Rolltherm II» setzt Rufalex eine spezielle Isolationslösung für den Rollladenkasten ein. «Durch das Isolationsmaterial aus Elastomerschaum ist eine niedrige Wärmeleitfähigkeit und ein hoher Wasserdampf-Diffusionswiderstand bei einer platzsparenden Lösung möglich», sagt Hansjörg Rufer von der Rufalex Rollladen-Systeme AG aus Kirchberg BE. Da die Platzverhältnisse für eine solche Kastenisolation nicht immer gegeben sind, setzen viele Rollladenhersteller auf den Einsatz von Komplettsystemen. «Meistens empfehlen wir die Renovation mit Komplettsystemen im Verbund mit einem Fensterersatz», sagt Menger Henkjan, Produktmanager bei der Griesser AG aus Aadorf TG. Ähnlich sieht dies Raffaele Benedetti, Geschäftsführer von Warema Schweiz aus Rothenburg LU: «Eine Isolierung durch Zusatzprodukte ist oft nicht einfach zu realisieren und auch nicht immer zielführend.»

Komplettsysteme bestehen aus einem in sich geschlossenen Kasten, der je nach System auch direkt auf ein Fenster aufgesetzt werden kann oder bereits mit diesem verbunden ist. Dadurch entsteht eine Einheit ohne durchgehende Öffnungen vom Innen- zum Aussenbereich. «Bei unserer «RE-RO»-Lösung sind sämtliche Komponenten in einem Komplettsystem verbaut, und das System ist in zwei verschiedenen Kastengrössen erhältlich», ergänzt Benedetti.

Raffstorenlösung als Alternative

Als mögliche Lösungsvariante empfiehlt die Firma Griesser dem Fensterbauer oder Schreiner das neue Fenster ein wenig nach innen zu versetzen, um damit auf der Aus-senseite einen Hohlsturz mit einer Mindestbreite von 100 Millimetern zu schaffen. «So kann der Fensterbauer die Rahmenverbreiterung bis ganz nach oben an die Decke verlängern. Der bestehende Rollladenkasten kann anschliessend isoliert oder entfernt werden und ein Rollladen oder ein Verbundraffstoren platziert werden», sagt Henkjan.

Teilrenovation bei Bedarf

Das Renovieren von einzelnen Komponenten, wie beispielsweise dem Panzer, dem Antrieb oder den Führungsschienen kann ebenfalls eine spannende Alternative darstellen. So können beispielsweise Gurten- und Federzugantriebe vielmals übernommen werden, damit nur der Panzer und die Führungen ersetzt werden müssen. Bei einem alten Kurbelantrieb hingegen sind die heutigen Getriebe nicht mehr einsetzbar. Hier müsste der komplette Antrieb ersetzt werden. Bei Sturm- und Hagelschaden oder anderen Beschädigungen kann auch lediglich der Behang ersetzt werden.

«Eine Teilrenovierung bietet sich aber nicht nur dann an, wenn einzelne Komponenten defekt sind. Auch der Umbau von manueller Bedienung auf Motorantrieb oder der Wunsch nach einer Automatisierung kann eine teilweise Renovierung sinnvoll machen», sagt Benedetti. Bei Renovierungen in grösserem Umfang, etwa wenn gleichzeitig die Fenster getauscht werden sollen, ohne dass in die Putzfassade eingegriffen wird, ist der Griff zu Komplettsystemen ratsamer. «Sobald mehrere Komponenten defekt sind, ist es besser, die Kosten für ein neues System abzuschätzen», sagt Rufer.

Konstruktiv zu beachten

Konstruktiv gilt es bei der Rollladenrenovation ebenfalls ein paar zentrale Punkte im Auge zu behalten. Besonders die richtige Dimensionierung der Kastenmasse sind gemäss den Herstellerangaben einzuhalten. «Es muss bei aufgerolltem Rollladen genügend Platz für die benötigten Isoliermatten vorhanden sein», sagt Jäggi. Zudem gilt es abzuklären, ob eine Renovierung durch die vorhandene Revisionsöffnung möglich ist. «Die Revisionsöffnung am Kasten muss gross genug sein, um die Isoliermatten einarbeiten zu können», ergänzt Jäggi. Der Servicezugang auf der Innenseite sollte generell mindestens 100 Millimeter breit sein. Bei der Kastengrösse ist bei Bedarf allenfalls eine zusätzliche Getriebenische vorzusehen. Soll der Rollladen automatisch angesteuert werden, sind die nötigen Elektro-zuleitungen vorgängig einzuplanen und richtig zu setzen. Ebenfalls wichtig ist ein geeigneter Servicezugang.

Farbenvielfalt und Materialien

Auch beim Rollladenpanzer selbst gibt es eine Vielzahl von Materialisierungen, Profilformen und Farben. «Aluminiumpanzer sind grundsätzlich stabiler, resistenter gegenüber UV-Strahlung und auch farbechter», sagt Benedetti. Bei Teilrenovierungen sind allerdings Farbabweichungen zwischen den neuen und den bestehenden Panzern durch die langjährige UV-Einstrahlung kaum zu vermeiden – unabhängig, welches Panzermaterial zum Einsatz kommt. «Prinzipiell ist immer abzuklären, welche Anforderung an die Stabilität, das Wickelverhalten und die Windstabilität gestellt wird», sagt Rufer. Auch ob es allenfalls einen Sicherheitsrollladen benötigt, muss im Vorfeld abgeklärt werden.

Eine Frage des Antriebs

Ob der Antrieb manuell oder automatisch gesteuert wird, hat nicht nur einen Einfluss auf den Nutzerkomfort, auch bauphysikalisch spielt der Antrieb eine zentrale Rolle. «Motorantriebe oder auch solche mit Federzug benötigen keine Durchdringung beim Fenster. Dadurch entstehen auch keine Wärmebrücken», sagt Henkjan. Bei Roll- läden mit Ausstellern sollte kein Motorantrieb gewählt werden, um Fehlfunktionen zu vermeiden, und bei Rollladenbreiten über zwei Meter ist die Windstabilität sehr schwach, weshalb besonders bei windexponierten Objekten eine Automatisierung mit Windsensor Sinn macht. Eine Renovierung bietet jedoch auch gleich die Chance, eine Automation einzuplanen. «Eine motorbetriebene und automatisch gesteuerte Verschattung hilft, eine Überhitzung der Räume im Sommer zu verhindern. Im Winter hingegen ermöglicht eine Automatisierung einen höheren Energieeintrag, indem der Sonnenschutz hochfährt, solange er nicht gebraucht wird», sagt Benedetti.

Die modernen Lösungsansätze der Hersteller bieten dem Handwerker viele Möglichkeiten, um je nach Auftragssituation, bestehende Rollläden teilweise oder komplett zu renovieren oder neue Komplettsysteme einzusetzen.

www.griesser.chwww.isofair.chwww.rufalex.chwww.warema.ch

Noah Gautschi

Veröffentlichung: 26. Oktober 2023 / Ausgabe 43/2023

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