«Nun habe ich ein Möbel, das mir lange Freude macht»

So sieht das Sideboard aus, das Elias Koch für den Lernenden-Wettbewerb produziert hat. Bild: Elias Koch

Für den diesjährigen Freizeitwettbewerb des Schreinerverbandes Regionalsektion Oberaargau hat Elias Koch, Lernender im zweiten Jahr, ein Sideboard hergestellt. Im Monatsinterview spricht der 17-Jährige darüber, wie das abgelaufen ist.

Wie kam es dazu, dass du am Freizeitwettbewerb teilnahmst?

elias koch: Unser Berufsschullehrer verteilte im Dezember letzten Jahres Infozettel vom Wettbewerb und erzählte uns davon.

Was hieltst du davon?

Ich dachte mir, es wäre eigentlich noch eine coole Sache, da mitzumachen. Dann fragte ich meinen Ausbildner und meinen Chef, ob das in Ordnung wäre. Sie fanden es beide gut, wenn ich mitmachen würde. Ich habe mich dann angemeldet. Ein Grund war auch, weil mein Kollege beim Wettbewerb teilnahm.

Gab es dabei Vorgaben?

Ja. Damit man die maximale Punktzahl erreichen konnte, durften die zwei grössten Masse am Möbel nicht länger als drei Meter sein, ansonsten hätte es einen Punkteabzug gegeben.

Weshalb hast du dich für ein Sideboard entschieden?

Ich habe geschaut, was ich zu Hause brauchen könnte. Zuerst wollte ich ein Regal machen, dann kam mir aber plötzlich die Idee, ein Sideboard für mein Zimmer herzustellen.

Wie bist du dabei vorgegangen?

Ich habe direkt im CAD mit dem Zeichnen des Möbels begonnen. In den Weihnachtsferien überarbeitete ich dann alles nochmals und bestellte Anfang Jahr das Material. Irgendwann fing ich dann an den Samstagen an, das Plattenmaterial für die Korpusse zuzuschneiden. Zusätzlich nahm ich mir einen Donnerstag und Freitag frei, um am Möbel zu arbeiten. Am ersten Tag furnierte ich alles, am zweiten Tag machte ich dann die Korpusbearbeitungen und verleimte am Abend die Korpusse.

Welche Maschinen hast du für die Herstellung verwendet?

Für das Möbel wollte ich nichts mit der CNC machen. Die Verbindungen vom Innenkorpus lamellierte ich, beim äusseren Korpus nahm ich Dominos als Verbindungsbeschlag. Die Fasen an den Korpuskanten machte ich an der Kehlmaschine, die Reihenlochbohrungen und die Auszugsbohrungen am Blum-Bohrcenter.

Welches Material hast du für das Sideboard genommen?

Für den Innenkorpus nahm ich beschichtete Spanplatte, den Aussenkorpus furnierte ich mit Kerneschenfurnier. Die Schubladendoppel sind ebenfalls aus Eschenholz, die Baumkanten liess ich bewusst dran.

Kannst du mir etwas über die Ausführungsdetails erzählen?

Das rechte Türli ist offen, dahinter liegt ein Glastablar, der Innenbereich ist mit einem LED-Spot beleuchtet. Der Trafo dafür liegt in einer gefrästen Tasche, die ich jeweils zur Hälfte in den Böden des Innen- und Aussenkorpus eingelassen habe. Die Schubladen aus Massivholz stellte ich mit Schwalbenschwanzzinken her. Sie laufen auf «Movento»-Auszügen von Blum. Die Blattkante leimte ich auf Gehrung an, damit kein Stirnholz sichtbar ist.

Wie viel Zeit benötigtest du total für dein Objekt?

Zusammen mit der Planung brauchte ich rund 140 Arbeitsstunden.

Was waren für dich die Herausforderungen dabei?

Etwas zu planen, das am Ende auch funktioniert, war mir wichtig. Bei gewissen Dingen wusste ich am Anfang noch nicht, ob diese funktionieren; das musste ich zuerst herausfinden und ausprobieren. Beispielsweise machte ich die Handzinken an den Schubladen zum ersten Mal, leider aber falsch, was ich erst am Schluss bemerkte. Deshalb musste ich diese nochmals herstellen.

Was gefiel dir am Wettbewerb?

Um das Möbel herzustellen, ging ich gerne an den Samstagen arbeiten. Meist war ich schon morgens um sechs Uhr im Geschäft, weil dann alles ruhig war und ich konzentriert arbeiten konnte. Mit dem Ergebnis bin ich mehr als zufrieden; nun habe ich ein Möbel zu Hause, das ich anschauen kann und mir lange Freude bereitet.

Gab es etwas, das dich am Wettbewerb störte?

Das Bewertungsraster bekommt man am Ende nicht zurück, das finde ich doof. Mich würde es nämlich interessieren, wo mir Punkte abgezogen wurden und wo ich mich allenfalls verbessern könnte.

Arbeitest du nur in der Werkstatt oder auch auf Montage?

Es ist ein guter Mix. In unserem Betrieb ist man in den ersten zwei Lehrjahren mehr auf der Baustelle, in den folgenden zwei Jahren wegen der bevorstehenden Prüfungen dann aber mehr in der Werkstatt.

michi läuchli

www.schreinerei-fb.ch

INTERVIEW MIT

Elias Koch (17) aus Oensingen im Kanton Solothurn. Bei der Schreinerei Brudermann GmbH in Oberbipp BE macht er zurzeit das zweite Lehrjahr als Schreiner EFZ. In den Sommer- monaten ist er gerne mit dem Bike in den Bergen unterwegs, im Winter trifft man ihn oft mit den Ski auf der Piste an. Ausserdem ist der Solo- thurner sehr musikalisch: Er spielt in der «Young Concert Band» und der «Concert Band» in Oensingen Schlag- zeug, in der «Opus One Bigband» in Laupersdorf Percussion.

 

Veröffentlichung: 03. Juli 2025 / Ausgabe 27-28/2025

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