Nun ist praktisches Arbeiten angesagt


Janis Siegenthaler beim Bündigfräsen eines überstehenden Kunstharzbelags. Bild: Michi Läuchli


Janis Siegenthaler beim Bündigfräsen eines überstehenden Kunstharzbelags. Bild: Michi Läuchli
Diesen Sommer starteten viele mit ihrer Lehre als Schreinerin oder Schreiner. Einer davon ist Janis Siegenthaler, der einen Einblick darüber gibt, wie sein Übergang von der Schule zur Ausbildung als Schreiner bisher verlief.
Schon in der Schule kam Janis Siegenthaler aus Wila ZH das erste Mal mit Holz in Kontakt. Im Werkunterricht gefiel es ihm, eigene Dinge mit den Händen herstellen zu können – ein Highlight war dabei ein selbst gebautes Racletteöfeli, auf das er bis heute stolz ist. In der Schule zählten Sport und Englisch zu seinen Lieblingsfächern, während er sich im Rechnen im Mittelfeld bewegte. Für Janis stand früh fest, dass er nach der Schulzeit keinen Bürojob anstreben würde. «Ich habe nie darüber nachgedacht, eine Schreinerlehre zu machen, aber für mich war klar, dass es ein handwerklicher Beruf werden sollte», erzählt er rückblickend.
Ab Mitte der zweiten Sekundarschule begann er, sich intensiver mit der Berufswahl auseinanderzusetzen. Mehrere Schnupperlehren folgten – unter anderem als Automechaniker und Elektriker. Doch so richtig packen konnte ihn keiner dieser Berufe. «Spontan entschied ich mich, auch einmal eine Schnupperlehre als Schreiner auszuprobieren, und war sofort begeistert.» Zwei Betriebe lernte er kennen, wobei ihn einer davon besonders überzeugte: die Gerber Schreinerei + Innenausbau AG in Russikon ZH, sein heutiger Ausbildungsort. «Ich fühlte mich schnell sehr wohl im Betrieb», erinnert er sich. Beworben hat er sich schliesslich nur dort – und erhielt bereits im September des vergangenen Jahres die Zusage.
Während seiner Schnupperzeit durfte er in viele Arbeitsbereiche hineinschauen: beim Liefern und Montieren von Schränken, beim Verputzen von Platten, beim Arbeiten an der Kantenleimmaschine oder beim Lamellieren von Platten. Besonders gefiel ihm, dass er auch ein eigenes kleines Übungsprojekt umsetzen durfte – erneut ein Racletteöfeli. Die Arbeit war spannend und abwechslungsreich, forderte ihn aber auch. «Am Freitag war ich jeweils viel müder als in der Schule», sagt er. Doch dank seiner sportlichen Fitness – Siegenthaler ist im Turnverein aktiv und betreibt Leichtathletik – konnte er die körperliche Belastung gut meistern.
Vor drei Wochen startete der 15-Jährige nun offiziell in seine Schreinerlehre. Der Einstieg sei ihm leichtgefallen, nicht zuletzt wegen der guten Betreuung durch seinen Berufsbildner Andrin Knöpfli. Dieser hatte ihm vorab eine Checkliste des VSSM zugeschickt, die alle wichtigen Punkte rund um Ausrüstung, Bezugspersonen, Arbeitszeiten und Berufsschule enthielt. «Ich habe die Punkte ausgefüllt, die ich wusste, den Rest ergänzte mein Berufsbildner und schickte sie mir zurück», erzählt Janis.
Zum Lehrbeginn erhalten die «Neulinge» jeweils eine persönliche, tragbare Werkzeugkiste. Berufsbildner Knöpfli erklärt dem angehenden Schreiner genau, was die Kiste beinhaltet und wofür das jeweilige Werkzeug zu gebrauchen ist. «Am Ende der Lehre dürfen die Lernenden die Werkzeugkiste behalten, wenn sie die Prüfung bestanden haben», sagt Knöpfli. Er bildet neben Siegenthaler noch zwei weitere Lernende im zweiten Lehrjahr aus. Als Nächstes bespricht er mit dem Berufsanfänger die Funktionen der Bandsäge und zeigt ihm die zu beachtenden Sicherheitspunkte. Geschlossene Handstellung, Stossholz, den Blattschutz maximal ein Fingerbreit über dem Werkstück, das sind nur einige kurz zusammengefasste Punkte der Einführung. Noch etwas zögerlich, aber ziemlich sicher zeigt sich Janis Siegenthaler in der Praxis. «Die Bandsäge kenne ich schon vom Werkunterricht; dort hatten wir einfach ein anderes Modell», sagt er.
Neben der persönlichen Werkzeugkiste erhielt der Zürcher Oberländer zudem Arbeitskleidung und die Persönliche Schutzausrüstung (PSA), welche Sicherheitsschuhe, Schutzbrille und Gehörschutz umfasst. Diese kommt auch rege zum Einsatz, da er schon tatkräftig mitanpackt: sei es beim Verputzen von Teilen, Lamellieren von Platten, Abnehmen von Werkstücken am Kantenleimer oder Zusammenbauen von Schränken. Die fertigen Möbelstücke später eingebaut zu sehen, motiviert ihn. «Die Arbeit macht Spass, weil ich sehe, wie das Ganze am Ende aussieht.» Bei der Schreinerei wird seit einigen Monaten auf einen digitalen Screen gesetzt, auf dem zu sehen ist, wer gerade an welchen Projekten arbeitet. «Das vereinfacht die Planung und Koordination erheblich und schont ausserdem Papier», sagt Knöpfli, während er dem Lernenden seine Aufträge zeigt.
Neben der praktischen Tätigkeit in der Schreinerei besucht der 15-Jährige die Berufsschule in Winterthur. In den ersten Wochen standen vor allem organisatorische Informationen und eine Einführung in den Ablauf der Ausbildung sowie in die schulischen Strukturen auf dem Programm. Für Janis war es spannend, die neue Umgebung, die Lehrpersonen und seine Mitschülerinnen und Mitschüler kennenzulernen. «Die Klasse finde ich bis jetzt cool; wir verstehen uns gut untereinander.»
Seinen Arbeitsweg von zehn Kilometern legt er zurzeit noch mit dem E-Bike zurück. Doch das soll sich schon bald ändern: Janis feiert in Kürze seinen 16. Geburtstag und kann dann die A1-Motorradprüfung ablegen. «Darauf freue ich mich sehr – dann darf ich eine 125er-Maschine fahren.» Sein Motorrad, eine Yamaha MT-125, steht bereits startklar zu Hause und wartet schon auf die erste Ausfahrt. Ob er später einmal an einem Lernendenwettbewerb teilnehmen wird, lässt Janis noch offen. «Darüber nachzudenken, ist im Moment noch etwas früh», sagt er mit einem Schmunzeln.
Veröffentlichung: 04. September 2025 / Ausgabe 36/2025
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