Online-Shopping im Vergleich

Quelle: Mirabit GmbH

Materialbeschaffung.  Beschläge, Werkzeuge und Verbrauchsmaterial: Vieles kann der Schreiner bequem online bestellen. Ein IT-Experte hat für die SchreinerZeitung verschiedene Web-Shops unter die Lupe genommen und bewertet – mit interessantem Ergebnis.

Das Bestellen von alltäglichen Gegenständen über das Internet ist schon lange nichts Aussergewöhnliches mehr – und dies nicht erst, seit es Zalando gibt. In der Schreinerbranche hat insbesondere der Beschlägehandel schon früh das Internet als Vertriebskanal erkannt. Die Online-Shops sind deshalb in vielen Schreinereien etabliert und werden oft genutzt.

Die Bewertung

Der IT-Experte Michael Nägeli (siehe Box Seite 9) hat deshalb für die SchreinerZeitung die Shops von sechs verschiedenen Beschlägehändlern unter die Lupe genommen und bewertet. Ausgewählt wurden Anbieter, die speziell für Schreiner relevant sind und über einen Online-Shop verfügen.

Einige Händler haben sich in einer Datenbankgenossenschaft (Dabag) zusammengeschlossen. Deren Online-Shops basieren also alle auf demselben System. Stellvertretend für diese Gruppe wurde der Shop der Hasler AG beurteilt. Als Bewertungsinstrument diente eine Analyse mit über 80 gewichteten Kriterien, zusammengefasst in fünf Gruppen. Die Auswertung auf der oben abgebildeten Grafik zeigt in Prozenten die erreichte Bewertung des jeweiligen Shops pro Gruppe.

Site-Marketing

Hier wurden verschiedene Kriterien analysiert, wie der Online-Shop in Google und anderen Suchmaschinen gefunden wird. Dazu gehört der Google Pagerank, inhaltliche Kriterien wie die Pflege der Title- und Description-Tags und technische Kriterien wie sprechende URLs, HTML-Fehler und Frame-Lösungen.

Interessant zu sehen ist, dass die mittlerweile veraltete Frame-Technologie doch noch in zwei der analysierten Shops eingesetzt wird. Bei dieser Technologie steht in der Adresszeile während des Navigierens durch den Shop immer dieselbe URL. Gemäss Michael Nägeli hat dies nicht nur negative Auswirkungen für die Suche mit einer Suchmaschine: «Will ich den Link zu einem Produkt kopieren und per E-Mail verschicken, ist dies nur sehr umständlich und über Umwege möglich.»

Ein Blick auf die Radargrafik zeigt aber, dass sich im Bereich Site-Marketing alle Anbieter im Mittelfeld tummeln. Das ist verständlich, Google ist im Business-to-Business-Bereich (B2B) weniger relevant. Mit einigen Anpassungen kann aber die Auffindbarkeit von einzelnen Produkten schnell verbessert werden. Ein schönes Beispiel: Bei der Suche nach «Beschläge» landet der Shop der Koch AG gleich auf dem ersten Platz (siehe Bild auf Seite 8).

Navigation und Struktur

In diesem Bereich hat der Experte beurteilt, wie die Navigation zu bedienen ist, und ob sich der Benutzer rasch zurechtfindet. «Im Beschlägehandel ist dies besonders wichtig, weil dem Kunden eine enorme Anzahl an Artikeln angeboten wird», sagt Nägeli. Das heisst, die Produkte müssen in eine sinnvolle Struktur gebracht werden. Der Radar zeigt hier eine grosse Streuung, es gibt also durchaus Unterschiede bei den Navigationen und Strukturen.

Als gutes Beispiel ist Nägeli die Lösung im Shop der Hasler AG aufgefallen: «Der Benutzer sieht farblich klar ausgezeichnet, wo er sich links in der Navigation befindet.» Ebenfalls positiv bewertet er die Brotkrumen-Navigation oberhalb des jeweiligen Artikels (hasler.ch > Sortiment > Beschläge für Holz > usw.). Mit ihrer Hilfe kann man jederzeit auf eine obere Kategorie wechseln.

Ein nettes Detail bietet auch der Shop der SFS Unimarket AG: Dort wird die Anzahl der Unterpunkte in Klammern angezeigt. Dadurch erhält der Benutzer bereits eine Vorschau, wie viele Produkte ihn in der jeweiligen Kategorie erwarten.

Design und Benutzerfreundlichkeit

Es ist wichtig, dass dem Benutzer ein ansprechender Shop präsentiert wird und ihm immer klar ist, wo er hinklicken kann. Insbesondere im B2B-Bereich hat die Startseite eine hohe Relevanz, da der Benutzer vielfach über die Eingabe der Adresse oder den Aufruf eines Lesezeichens auf den Shop kommt und nicht über eine Suchmaschine auf einer Unterseite landet. «Wichtige Informationen sollten deshalb auf den ersten Blick auf der Startseite zu sehen sein», sagt Nägeli.

Ein Aspekt, den man zum Beispiel im Shop der Rudolph Geiser AG berücksichtigt hat: Auf einen Blick erhält man eine Übersicht der Kategorien, Neuheiten und Sonderangebote, die dem Besucher eine hohe Aktualität der Website versprechen.

Auch in die Bewertung eingeflossen ist der Umstand, ob die Shops auf verschiedenen Bildschirmauflösungen problemlos funktionieren. «In Schreinereien sind breite Bildschirme keine Seltenheit mehr und auch Tablets finden immer mehr Verbreitung», begründet Nägeli.

Produkte

Das Auffinden und die Darstellung der Produkte sind Kriterien für die wichtigste Gruppe in diesem Vergleich. Der IT-Spezialist hat analysiert, wie die Kategorien- und Produktauflistung umgesetzt wurde, wie die Produkte mit Bildern, Varianten und Zubehör präsentiert werden, wie die Suche funktioniert und welche nützlichen Zusatzinformationen geboten werden. Auch die Filterung der Artikel ist ein wichtiges Shop-Merkmal, das die Suche sehr vereinfacht.

Ein bewährtes Beispiel dafür ist die Lösung der Opo Oeschger AG, wo verschiedene Zugänge zum Produkt über eine Suche nach Volltext, Artikel- und Herstellernummer oder Katalogseite geboten wird. Nebst Titel und Beschreibung stehen dem Benutzer Bilder, Varianten, Downloads und CAD-Zeichnungen zur Verfügung.

Check-out, Konto und Features

Hat der Kunde alle benötigten Beschläge gefunden, will er die Produkte möglichst schnell und unkompliziert bestellen. Deshalb hat Nägeli den Warenkorb sowie die Art und Länge des Check-out-Prozesses beurteilt. Aber auch die Möglichkeiten, sein Konto zu verwalten, Daten zu ändern, die Bestell-Historie einzusehen oder ein neues Passwort anfordern zu können, wurden bewertet. Wichtig ist, dass der Kunde weiss, zu welchem Zeitpunkt er bestellt – nach Möglichkeit wird ihm grafisch angezeigt, welche Schritte er vom Warenkorb bis zur Bestellbestätigung noch tätigen muss, wie dies zum Beispiel im Shop der Würth AG schön gelöst ist.

Hingegen kaum ein Thema ist die Überwachung des Lieferstatus, da die Beschlägehändler lagernde Artikel bereits am nächsten Tag ausliefern können. «Viel wichtiger ist, dass der Kunde beim Auswählen der Artikel auf den ersten Blick sieht, ob und – falls mehrere Standorte vorhanden sind – an welchem Standort das Teil an Lager ist», erklärt Nägeli. Dazu gehört dann auch die Information, bis wann der Artikel bestellt werden muss, damit er noch am nächsten Tag geliefert wird.

Fazit

Abschliessend zeigt die Bewertung, dass die technische und inhaltliche Qualität der Online-Shops erfreulicherweise sehr gut ist. Die Pflege von zigtausend Artikeln ist eine zeitintensive, aber notwendige Arbeit. Dies wurde von den Anbietern erkannt und umgesetzt. Ausserdem sind ständig Weiterentwicklungen in Gange – Opo Oeschger hat gerade letzte Woche eine Testversion des neuen Shops aufgeschaltet, der viele zusätzliche Funktionalitäten enthalten soll. Die Beurteilung zeigt ausserdem, dass auf den ersten Blick aus optischer Sicht nicht mehr zeitgemässe Shop-Lösungen durchaus konkurrenzfähig sind. «Im B2B-Bereich nützt der schönste Online-Shop nur wenig, wenn die Funktionalität nicht gegeben ist, Produktbilder und -informationen fehlen oder man sogar auf eine leere Seite trifft», bringt es Nägeli auf den Punkt.

Was bringt es dem Schreiner?

Eine berechtigte Frage ist, inwiefern der Benutzer von einem ausgereiften Online-Shop profitiert. Immerhin haben viele Betriebe einen favorisierten Lieferanten und kennen deshalb dessen Internetplattform sowie Eigenheiten. «Natürlich weiss man mit der Zeit, wo was zu finden ist», räumt auch Michael Nägeli ein.

Dennoch gehen bei jeder Bestellung wertvolle Minuten verloren, insbesondere wenn Fehler passieren. Noch stärker fällt dieser Umstand ins Gewicht, wenn einzelne Beschläge, zum Beispiel in einer speziellen Ausführung, gesucht werden müssen. Nicht zuletzt setzen Zalando und Co. die Messlatte betreffend Bedienerfreundlichkeit beim Online-Shopping immer höher.

Zur Person

Seit 1993 bietet Michael Nägeli Dienstleistungen im IT- und Web-Bereich an. 2003 gründete er die Mirabit GmbH mit Sitz in Güttingen TG. Das Unternehmen erstellt von der Analyse über die Beratung, das Konzept und die Realisierung bis hin zur Pflege und Weiterentwicklung Internetauftritte, Online-Shops und andere IT-Lösungen.

Darüber hinaus ist Nägeli am Zentrum für berufliche Weiterbildung als Dozent tätig.

www.mirabit.com

ph

 

Veröffentlichung: 11. Dezember 2014 / Ausgabe 50/2014

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