Robust aufgestellt


Zwischen den Präsentationen der begleitenden Fachausstellung kommen die Teilnehmenden des Holzbautags miteinander ins Gespräch. Bild: Matthias Käser
Zwischen den Präsentationen der begleitenden Fachausstellung kommen die Teilnehmenden des Holzbautags miteinander ins Gespräch. Bild: Matthias Käser
Holzbautag Biel 2025. Natürlich, effizient und robust sollen Holzbauten sein. Diese drei Attribute standen im Fokus beim Treffen der Holzbaubranche am 17. September 2025 im Kongresshaus in Biel BE. Rund 380 Teilnehmende folgten der alljährlichen Einladung der Berner Fachhochschule.
Immer mehr bauliche Herausforderungen werden mit Holz gemeistert. So entstehen ausladende Überbauungen, spektakuläre Objekte in Freiformen, kleine und grosse Brücken sowie beeindruckende Hochhäuser aus Holz. Das stellt hohe Anforderungen an die Baustoffe und die Konstruktion. Holzbauten müssen standhalten – sowohl den auftretenden Schäden durch den Zahn der Zeit als auch dem plötzlichen Eintritt von unvorhersehbaren Ereignissen. Schlicht «Robuste Tragwerke im Holzbau» heisst nicht zuletzt deshalb die jüngste Publikation aus der Schriftenreihe «Lignatec» mit technischen Holzinformationen, herausgegeben von der Dachorganisation Lignum. Am Holzbautag in Biel widmete man sich deshalb im ersten Block von insgesamt vier Themenfeldern dieser Robustheit im Holzbau. Ist die Vorgehensweise bei der Planung solch robuster Tragwerke von der Risikobeurteilung bis hin zur Bemessung des Tragwerks meist die Aufgabe der Ingenieure, rückt das Attribut Robustheit auch an anderen Stellen, wie etwa den Bauanschlüssen zur Vermeidung von Feuchteschäden oder der Verwitterung von Holzfassaden, ebenfalls vermehrt in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
So zeigte Andreas Keller, Leiter Engineering bei der Renggli AG in Sursee LU, in seinem Referat dem Plenum auf, wie Holzfassaden langlebig und widerstandfähig ausgeführt werden können. So sollten etwa horizontale Flächen, sofern nicht zu vermeiden, stets ein Gefälle von 15° aufweisen. Neben den allgemeinen Aspekten der guten fachlichen Praxis seien auch die lokalen, klimatischen Gegebenheiten in die Planung einzubeziehen. Um einen Schutz der Holzfassade mittels Überdachung zu erreichen, brauche es die stockwerksweise Abschirmung, die durch Balkone erfolgen könne. Aber auch Fassaden ohne Dachüberstand seien am richtigen Standort und mit dem Einsatz von hochwertigen Materialien sowie mit den richtigen Wartungsintervallen möglich, wie Keller an Beispielen zeigte.
Im zweiten Block konnten junge Bauschaffende und Planende ihre Holzbauprojekte vorstellen. Auffallend dabei: Gedanken zur Nachhaltigkeit scheinen in der nächsten Generation der Akteure stärker verankert und gelebt zu werden, als in der aktuellen Praxis.
Vier Teams stellten dazu ihre Projekte vor. Das Plenum durfte danach den Favoriten erküren. Die meisten Stimmen entfielen auf ein Haus mit Schilfdach in Weiden am See (A). Gilbert Berthold stellte als verantwortlicher Architekt das Projekt vor. Schilf ist ein lokaler, nachwachsender, schnell und einfach verfügbarer Rohstoff mit positiver CO2-Bilanz. Dächer aus Schilf sind dauerhaft, dämmen gut und sind nach Gebrauch einfach kompostierbar, weil unbehandelt. «Grösste Hürde bei dem Projekt war der Brandschutz», sagte Gilbert. Da es sich bei dem Bauherren um den derzeit einzigen Schilfdachdecker in Österreich handelt, nahm man den Aufwand und die Kosten des Einzelnachweises auf sich und bestand letztlich die Prüfungen für das Dach im realen Brandversuch.
Wie Re-use wirklich mit Leben gefüllt werden kann, zeigte Architektin Anna MacIver-Ek mit dem Bau für eine gedeckte Bouleanlage der Stadt Renens VD. Das Tragwerk in Gitterform aus Holz wurde mechanisch verbunden und nicht geklebt, was die Wiederverwertung erleichtert. Als Rohstofflieferant diente dabei ein Abrissgebäude in der Nähe der Baustelle, von dem die Betonplatten als stehende Fundamente im Neubau wiederverwendet wurden. Beide Ansätze des leimfreien Holzrasters und der stehenden Betonfundamente sorgen für eine eigenständige und interessante architektonische Sprache, die ohne den Re-use-Ansatz kaum zustande gekommen wäre. «Die grösste Herausforderung beim Bauen mit den wiederverwerteten Bauteilen ist die nötige Flexibilität in der Planung», sagt MacIver-Ek.
Im dritten Veranstaltungsblock teilte sich die Besucherschaft in vier Fokusbereiche mit vertiefenden Detailbetrachtungen auf, während im vierten und letzten Veranstaltungsblock die Vorstellung beispielhafter Holzbauten nahtlos an die junge Architektur anschloss.
Als beispielhaft kann der Bau des Klanghauses Toggenburg in Alt St. Johann SG gelten. Nach den Plänen der Architekten Staufer & Hasler entstand am Schwendisee oberhalb von Unterwasser das Klanghaus als musikalisches und architektonisches Zentrum für Naturtonmusik.
Die Freiform des Gebäudes aus Holz beinhaltet vier Klangräume, deren einzigartige Akustik durch die Stimmfähigkeit des Raumes entsteht. Die Räume verhalten sich ähnlich wie ein Musikinstrument. Aber auch konstruktiv ist der Bau aus Toggenburger Holz ein Hingucker. Die Aussenhülle ist mit Schindeln verkleidet, die mit der geschwungenen Form in geradezu idealer Weise harmonieren. Expertin für die Realisierung solcher Freiformen ist die Blumer Lehmann AG. Da die Unterseite des Freiformdaches sichtbar bleibt und das Dach durch vier grosse, unterschiedlich geneigte, trichterartige Tageslichtschächte durchdrungen ist, war die Umsetzung besonders anspruchsvoll. Aber komplexe Aufgaben wie etwa die geschwungene Form der Aussenwände lassen sich manchmal mit einfachen Lösungen realisieren. Anstatt das Holz zu formen, hat man das Holz in die Lage versetzt, Formen zu bilden. Die Wände bestehen aus senkrechten Stäben aus Massivholz, die an zwei gegenüberliegenden Kanten konkav und auf der anderen Seite konvex ausgeformt sind.
Ähnlich wie Nut und Kamm sorgt diese gegenläufige Form für eine Verbindung, die sich frei verdrehen lässt und so dem architektonischen Entwurf der freien Form folgen kann.
Veröffentlichung: 25. September 2025 / Ausgabe 39/2025
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