Rollstuhl-Tuner aus Leidenschaft


Nach mehreren beruflichen Stationen ist der gelernte Schreiner Andreas Buser (58) nun als Rollstuhl-Tuner tätig. Hier sieht er immer wieder Optimierungs-möglichkeiten. Bild: Christian Bärtschi


Nach mehreren beruflichen Stationen ist der gelernte Schreiner Andreas Buser (58) nun als Rollstuhl-Tuner tätig. Hier sieht er immer wieder Optimierungs-möglichkeiten. Bild: Christian Bärtschi
Mehrere Rollstühle stehen säuberlich aufgereiht in der grosszügigen Werkstatt in Zollikofen BE. Gerade erhält ein sogenanntes Handbike, welches vorn am Rollstuhl angebracht werden kann, um Sport zu treiben, einen Gepäckträger. Mittendrin steht Andreas Buser – mit seinem Lockenkopf eine auffällige Erscheinung. «Ja, als Rollstuhl-Tuner kann man mich schon bezeichnen», erklärt er, angesprochen auf seine Tätigkeit. Doch wie kam der gelernte Schreiner, der auch schon als Kurierfahrer und Leiter einer Event- und Werbeabteilung gearbeitet hat, zum Rollstuhl? «Meine Lebenspartnerin sitzt im Rollstuhl. Und da sah ich als begeisterter Handwerker so manches, was man verbessern kann.» Aus dieser Ursprungsidee ist 2014 ein Unternehmen entstanden. Noch repariert und optimiert Buser vor allem bestehende Rollstühle: So zentriert er etwa Räder und spannt Speichen, damit die Räder rund laufen. Doch eigentlich möchte er den Rollstuhl von Grund auf neu entwickeln; einen Schweizer Rollstuhl schaffen, welcher mehr Komfort bietet. Warum sind Rollstühle ungefedert und weshalb kann die Bremse nicht dosiert werden? Solche Fragen treiben den 58-Jährigen an. Bei einigen ist er kurz davor, eine Antwort zu liefern. So liess er bereits ein Bremssystem mit Scheibenbremsen und Joystick-Bedienung patentieren, welches er nun in Kleinserie rea-lisieren will. Noch fehlt das Geld, doch er ist guten Mutes. Bisher finanziert die Invalidenversicherung nur herkömmliche Rollstuhlbremsen, die von Hand bedient werden und nicht dosierbar sind.
«Beim Abwärtsfahren bremst du damit entweder gar nicht oder so stark, dass du stürzt – oder ein Begleiter muss mit viel Körpereinsatz bremsen, was nicht ungefährlich ist», erzählt Buser. Dank seiner Idee sollen Rollstuhlfahrer künftig beim Abwärtsfahren dosiert selbst bremsen können und gleichzeitig die Räder einzeln ansteuern und somit auch lenken.
«Leider taugen viele Rollstühle ab Werk nichts. Räder laufen unrund und serienmässiges Zubehör passt oft nicht. Dazu werden Anpassungen unsauber ausgeführt. Beim Velomechaniker würde man das nie tolerieren», enerviert sich Buser. Schnell wird klar, dass er sich in der Branche nicht nur Freunde macht; weil er Missstände kritisiert und erst noch neue Lösungen anbietet. Diese übernimmt der Hobby-Biker meist aus dem Fahrradbau.Seine Kunden schätzen Busers Einfallsreichtum und empfehlen ihn gern weiter. Oft verlassen sie seine Werkstatt schon nach kurzer Zeit mit einem wesentlich besser funktionierenden Rollstuhl – und sind überrascht, dass solche Verbesserungen überhaupt möglich sind. «Das sind schöne Momente», sagt Buser und lässt seinen Blick zufrieden umherschweifen. Ob er wohl gerade eine neue Idee ausheckt, wie man den Rollstuhl verbessern kann?
Buser ist überzeugt, dass er seine exakte Arbeitsweise dem Schreinerberuf verdankt. Und so ganz ist er von diesem und vom Holz nicht losgekommen: Jüngst hat er, eher nebenbei, hölzerne Flaschenregale hergestellt. Zu seiner Überraschung gingen prompt erste Bestellungen dafür ein. Für Rollstuhlfahrer mit hohen Ansprüchen bietet er Holzfelgen mit hölzernen Greifringen an, die aus dem üblichen Grau herausragen und viel komfortabler sind: «Sie werden weniger schnell heiss und sind im Winter weniger kühl als Metallgreifringe.» Für Menschen, die sich vor allem mit den Händen fortbewegen, keine Nebensache. Gut, dass der findige Tüftler stets nach dem Optimum strebt.
«Meine Lebenspartnerin sitzt im Rollstuhl. Und da sah ich als begeisterter Handwerker so manches, was man verbessern kann.»
Veröffentlichung: 09. Juli 2015 / Ausgabe 28-29/2015
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