Sauber abgedeckt

Bild: Salvisberg AG

Abdeckungen.  Arbeitsplatten machen gewissermassen die Küche aus. Sie bilden den Werktisch für die kochende Person. Da nicht jedes Material dieselben Eigenschaften aufweist, lohnt es sich für den Schreiner, genau hinzuschauen und auszuwählen.

Wer die Küche abdeckt, der ist entweder bereits fertig und er schützt die Oberfläche mit Plastikfolie und Karton gegen mögliche Beschädigungen auf der Baustelle, oder er ist eben noch nicht fertig und macht sich an das Anbringen der Küchenabdeckung.

Dass für die meist rund 900 Millimeter ab Boden liegende Arbeitsfläche verschiedene Materialien in Betracht kommen, ist bekannt. Weniger bekannt sind vielleicht hie und da deren spezifischen Eigenschaften und Verarbeitungsmerkmale.

Die Innenradien ziehen sich durch

Auch wenn unterschiedliche Materialien ganz unterschiedlich behandelt werden wollen, so gibt es doch eine Regel, die mehr oder weniger auf alle Werkstoffe zutrifft: Ausschnitte für Spülbecken oder Kochfelder weisen im besten Fall einen Innenradius von 10 Millimetern auf. Bei kleineren Radien oder wenn gar in die Ecke geschnitten wird, besteht die Gefahr von Rissbildung. Bei den meisten Materialien wird die Bearbeitung vom Zulieferer vorgenommen. Ansonsten hilft dieser sicher mit spezifischer Information weiter.

Die Schreinerzeitung hat bei Herstellern und Händlern nachgefragt, welche Trends bei Küchenabdeckungen aktuell sind und worauf es bei der Verarbeitung zu achten gilt. Dazu mehr auf den folgenden Seiten.

Naturstein

Küchenabdeckungen aus Naturstein sind nicht nur wieder im Trend, sie haben sich in der Vergangenheit auch zigtausendmal bewährt. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Farben und Strukturen. In Sachen Oberflächenbeschaffenheit steht der Schreiner, beziehungsweise der Kunde, beim Naturstein vor der Wahl: poliert, saniert sowie geflammt und gebürstet. Damit ist das Gestein der Garant für einen unikalen (Küchen-)Charakter. Vielleicht deshalb lässt es sich so vorzüglich mit Massivholz kombinieren.

Nicht nur bei der Oberflächenbeschichtung des Natursteins steht der Fachmann mit Rat und Tat zur Seite. «Oft reicht eine Behandlung aus, bei saugfähigeren Steinen braucht es zwei Imprägnierungs-Verfahren», sagt Sven Salvisberg von der Salvisberg AG im Emmental. Man habe aber auch schon hoch verdichtete Steine ohne Imprägnierung eingebaut, heisst es vonseiten der Experten. Dabei hält der Trend hin zu filigranen Abdeckungen auch die Steinwelt in Atem.

Rund 70 % der Küchenabdeckungen aus Naturstein würden heute in einer Dicke von 20 Millimetern ausgeliefert, weiss Salvisberg aus seinem Unternehmen zu berichten. Die Steine werden auf ihrer Unterseite mittels rostfreien Stahls oder Glasfaser armiert, sodass sie den Transport zum Bestimmungsort schadlos überstehen. Trotzdem ist bei der Verschiebung der schweren Lasten Feingefühl gefragt.

Kunststein

Für die Kunststein-Abdeckung gelten ähnliche Gesetze wie für den Naturstein. Trotzdem sei das Material keinesfalls vergleichbar, sagen die Fachleute von der Carlo Bernasconi AG in Bern.

Beim Entscheid für einen Kunststein oder Quarzkomposit-Werkstoff – wie dieser oft und präziser auch genannt wird – seien vor allem Fragen des Designs massgebend. Insbesondere Uni-Farbtöne sind hier erhältlich. Diese kommen beim Naturstein kaum vor. Quarzkompositplatten sind mit verschiedenen Oberflächen und in 12, 20 und 30 Millimetern Stärke erhältlich. Die Kunden setzen in der Regel auf ein poliertes Produkt mit 20 Millimetern.

Der Quarzkomposit-Werkstoff «Silestone» von der Firma Cosentino beispielsweise ist sehr kompakt, weist ähnliche Eigenschaften auf wie der Naturstein und kann ohne zusätzliche Oberflächenbehandlung installiert werden. Armierungen benötigen diese Art von Kunststeinen in der Regel keine. Es komme aber auf die zu montierenden Dimensionen an, ist vonseiten der Carlo Bernasconi AG zu erfahren. Nur zirka 10 Prozent der Schreiner montieren Kunststeinabdeckungen selber. In den restlichen Fällen zählen sie auf die Erfahrungen der verarbeitenden Betriebe und deren Spezialisten.

Keramik

«Keramik ist zwar ein von Menschenhand hergestelltes, gebranntes Steingemisch, es enthält aber ausschliesslich natürliche Komponenten und ist dem Naturstein (Granit) in der Zusammensetzung sehr ähnlich. Flächen aus Keramik sind geringfügig härter als Granit oder Quarzit und in vielen Farbvariationen erhältlich.» So steht es auf der Website vom Natursteinwerk der Hans Eisenring AG, welches nebst Naturstein auch Keramik im Angebot führt. Für Küchenarbeitsplatten kommen die Materialstärken 12, 20 und 30 Millimeter infrage, wobei zurzeit 12 Millimeter im Trend liegen. Die Hans Eisenring AG hat die Branchenkompetenzen Holz und Naturstein klar abgegrenzt. Für den Bau von Küchen ist die Holz- beziehungsweise die Küchenabteilung zuständig, für den Einbau der Abdeckung kommt das Natursteinwerk zum Zug.

Keramik als Material ist grundsätzlich bis 250 Grad hitzebeständig. Dennoch empfiehlt es sich, für heisse Töpfe und Pfannen einen Untersetzer zu verwenden. Das Material ist nahezu porenlos und aus diesem Grund feuchtigkeits- sowie schmutzabweisend. Auch Kratzer haben bei Keramik kaum eine Chance. Kochfelder können aufliegend oder flächenbündig montiert werden.

Bei den Spülbecken wählt der Kunde oft eine Unterbau-Version in Edelstahl. Andere Becken-Varianten sind aber gleichsam möglich. Unterbaubecken für Keramik-Arbeitsflächen sind mittlerweile in verschiedenen Farben erhältlich. Sie können auch aus Keramik selbst hergestellt werden, was einer einheitlichen Gestaltung entgegenkommt. Interessant ist, dass heute auch Küchenfronten und Seitenblenden in Keramik produziert werden können. Die Hans Eisenring AG bietet Küchen an, die von Keramik ummantelt sind.

Vollkern

Je nach Dekor gibt es die Vollkernplatte mit schwarzem oder mit durchgefärbtem Kern. Für die Küche kommt beispielsweise das Produkt von Formex aus Bubendorf infrage. Dieses hat eine Materialstärke von 12 Millimetern und besitzt gemäss Verkaufsleiter Pierre Ruthmann im Vergleich zu konkurrierenden Vollkernplatten eine erstklassige Oberflächengüte. «Wir nehmen beim Hersteller Einfluss auf die Entwicklung», sagt Ruthmann. Das bringe seiner Firma einen Wettbewerbsvorteil.

Besonders aktuell ist die Vollkernplatte mit der supermatten Oberfläche «Fenix». Bei der Marke von Arpa Industriale handelt es sich nicht um einen herkömmlichen Kunstharz, sondern um ein innovatives Material, welches dank Acrylharzen der nächsten Generation sowie eingesetzter Nanotechnologie eigenständige Produktmerkmale aufweist.

Die Haupteigenschaften sind: geringes Reflexionsvermögen, weiche Haptik und Anti-Fingerprint. Zudem ist eine thermische Reparatur von oberflächlichen Mikrokratzern anscheinend möglich. Für die «Fenix»-Kollektion sind extra passende Spülbecken erhältlich.

Vollkern-Abdeckungen sind interessant, weil der Schreiner daran sämtliche Zu- und Ausschnitte selbstständig ausführen und die Wertschöpfung in der eigenen Werkstatt halten kann. Selbstverständlich kann er die fertig hergestellte Küchenabdeckung auch bei Formex direkt beziehen – inklusive gefaster und polierter Kanten.

Kunstharzbelag

Die Belegung einer Trägerplatte mit Schichtstoff ist für den Schreiner die wohl einfachste und preiswerteste Art, eine Arbeitsplatte herzustellen. Ein Knackpunkt dürften die Kanten darstellen. Einerseits die Kante vorne, welche in der Küche einer grossen Beanspruchung ausgesetzt ist. Andererseits die Schnittkanten hinten sowie bei den Ausschnitten. Diese sollten versiegelt werden, da sie sonst Feuchtigkeit aufsaugen. Es kann sich lohnen, auch belegte Arbeitsplatten vom Profi herstellen zu lassen. Unter anderem bietet die Firma Egger solche an.

Gleich vier verschiedene Varianten an Arbeitsplatten stehen im Portfolio des österreichischen Holzwerkstoff-Riesen. Da wäre einmal die klassische 38 Millimeter dicke Postforming-Lösung, wo der Belag vorne über die Schmalseite gezogen wird – mit Kantenradien von 3 Millimetern. Erhältlich sind 55 Dekore. Dann bietet Egger auch normal bekantete Arbeitsplatten in einer Dicke von 38 Millimetern an, wobei die «Feelwood»-Ausführung eine Unterart bildet, deren Dekor echtem Holz besonders nahekommt. Als Nächstes führt Egger 17 Millimeter dicke Arbeitsplatten im Sortiment. Sie weisen eine «Perfect Sense»-Beschichtung in topmatter Qualität auf und sind vergleichbar mit dem Produkt «Fenix». Bei dieser Variante kommen sieben Dekore mit der entsprechenden Kante infrage. Als letzte Option empfiehlt Egger auch die Kompakt- oder Vollkernplatte. Das Unternehmen bietet online einen Arbeitsplatten-Konfigurator an.

Glas

Auch eine Glasabdeckung ist in der Küche am rechten Platz. Als Küchenarbeitsplatte wird gehärtetes ESG eingesetzt. Dieses ist kratz- und schlagbeständig sowie hitzebeständig bis zu 100 Grad. Als Materialstärke werden in der Regel 12 Millimeter eingesetzt.

Erhältlich sind Küchenabdeckungen aus Glas beispielsweise bei der Firma Galvolux aus dem Tessin. Galvolux führt Arbeitsplatten mit drei verschiedenen Oberflächen-Ausprägungen im Sortiment: «Acilux», «Acilux No-Scratch» und «Acilux-Shine». Die Platten können auf ihrer Rückseite eine Emaillebeschichtung oder einen Digitaldruck aufweisen. Mit dem Emaillier-Verfahren sind der Farbigkeit kaum Grenzen gesetzt. Gedruckte Motiv-Dekore kommen mit einer «Shine»-Oberfläche am besten zur Geltung.

Bei der Küchenabdeckung aus Glas gilt es, ein paar Dinge zu beachten. So wird empfohlen, die Glasplatte auf eine flächige, ausnivellierte Unterkonstruktion aufzubringen. Die Befestigung des Glases geschieht mittels Silikon. Der Einbau von Kochfeldern oder Spülbecken kann flächenbündig oder aufgesetzt erfolgen. Bei den Spülbecken sind auch Unterbau-Varianten möglich. Galvolux hat die «R5-mm»-Kante getestet. Diese ist ziemlich schlagfest. Der Kunde kann sich aber auch für eine Flachkante entscheiden. Die Kanten können je nach Glasart matt oder poliert sein. Ein nettes Design-Feature sind Abtropfrillen, welche werkseitig direkt in die Abtropffläche eingeschliffen wurden.

Mineralwerkstoff

Der Mineralwerkstoff, der vor allem im Bad zuhause ist, macht auch in der Küche eine gute Figur. Die Meyer AG Ennetbürgen liefert derzeit hauptsächlich 12 Millimeter dicke Varicor-Platten als Küchenabdeckung aus. Die filigrane Kante entspricht dem Trend, während in vorhergehenden Zeiten oft Kanten aufgedoppelt worden sind, um eine 30er oder 50er Optik zu erreichen. Das weiss Bruno Kiser, Geschäftsleiter der Meyer AG Ennetbürgen, zu berichten. Die Oberfläche des polyestergebundenen Mineralwerkstoffs wird üblicherweise mit Korn 320 geschliffen, seltener auch poliert. Die matt geschliffene Variante hat jedoch entscheidende Vorteile bei der Reinigung: «Die 320-er Körnung entspricht in etwa der grünen Seite des Küchenschwamms», sagt Kiser und empfiehlt, den werkseitig so behandelten Varicor mit dem Scotch zu reinigen.

Während fugenlose Waschbecken in Mineralwerkstoff bei Badabdeckungen üblich sind und eigentlich als eine Stärke des Werkstoffs bezeichnet werden dürfen, empfiehlt Bruno Kiser in der Küche Edelstahlbecken einzusetzen. Spülbecken aus Varicor seien zwar möglich, erfordern aber einen hohen Pflegeaufwand, warnt er.
Auch grössere Abdeckungen können in Mineralwerkstoff fugenlos ausgeführt werden. Rückwände können über Hohlkehlen direkt mit der Arbeitsfläche verbunden werden, so dass keine Silikonfügen nötig sind. Durch putzfreundliche Armaturensockel lassen sich unschöne Kalkränder vermeiden.

Stets zu berücksichtigen ist das Schwund- und Quellverhalten von Mineralwerkstoffen. Denn: Bei 20° Celsius Temperaturunterschied verändern sich die Abmessungen um einen Millimeter pro Meter. Aus diesem Grund werden die Varicor-Arbeitsplatten von Meyer Ennetbürgen seit Jahrzehnten an ihrer Unterseite mit einer rund um das Kochfeld eingegossenen Armierung aus Stahl verstärkt. «Um Spannungsrisse zu vermeiden», erklärt Bruno Kiser.

Edelstahl

Das Material, aus dem die Profiküchen gemacht sind, überzeugt seit Langem auch so manchen Privatkunden mit seiner Robustheit und der «coolen» Optik. Das Schweizer Familienunternehmen Suter Inox beispielsweise macht vieles möglich, wenn es um Arbeitsplatten aus Edelstahl geht. Zum Kernsortiment gehören einerseits die beliebten Dünnblechabdeckungen aus Edelstahl sowie andererseits die massiven Abdeckplatten in den Dicken von vier, fünf und acht Millimetern. Beide Ausführungen sind längstens bekannt und in Massanfertigung zu haben.

Neu im Trend liegt die elegante Black-Range-Abdeckplatte, welche es in den Ausführungen «Passion» oder «Industrial» gibt. Die Oberfläche ist wasser- und schmutzabweisend und lässt Fingerabdrücken keine Chance.

Sowohl die Dünnblechabdeckungen als auch die gewalzten massiven Chromstahl-Abdeckungen bietet Suter Inox mit verschiedenen Oberflächen-Finishes an. Einige Oberflächen sind auch mit der Anti-Fingerprint-Beschichtung «sTec» erhältlich. So stehen den Interessenten beinahe unzählige Varianten zur Verfügung.

Eine der herausragenden Eigenschaften von Edelstahl ist es, dass Becken fugenlos eingeschweisst werden können. Kochfelder können flächenbündig oder aufgesetzt montiert werden, je nach Vorliebe der Kundschaft. Suter bietet dementsprechend die gewünschten Ausschnitte für Armaturen, Dispenser und weitere Einbaugeräte präzise nach Küchenplan an.

Michael Wyss, MW

Veröffentlichung: 13. April 2023 / Ausgabe 15/2023

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