Schnell, sauber und bombenfest

Nur ein gekonnter Auftrag des UV-Klebers und die richtige Bestrahlung im Verbund mit einer sauberen Vorbereitung und Spannung ergeben eine perfekte Verklebung. Bild: SZ, Noah J. Gautschi

UV-Kleben.  Eine tolle Sache mit viel Potenzial, auch für den Schreiner. Egal ob die Verklebung verschiedener Beschläge auf Glas oder die Verklebung von Glas auf Glas. Vieles ist möglich und einiges zu beachten.

Der Glasbauer setzt schon seit einiger Zeit auf die Verklebungsart, die unter UV-Licht-Bestrahlung aushärtet, und im täglichen Berufsalltag kann kaum mehr auf diese verzichtet werden – sei es als Befestigungsalternative für Beschläge oder bei der Verklebung spezieller Glasmöbel und Vitrinen. Auch der Schreiner hat regelmässigen Kontakt zum Werkstoff Glas und die UV-Verklebungsmethode eröffnet ihm eine Vielzahl neuer Möglichkeiten.

Eigenschaften abklären

Bei der Gestaltung und bei der Konstruktion gibt es viele Einsatzbereiche, wo man diesen UV-Kleber auf die Schnelle verwenden würde. Um jedoch ein wirklich zufriedenstellendes Ergebnis zu erhalten, sollte der Schreiner die spezifischen Eigenschaften dieser Verklebungsmethode im Vorfeld genau abklären. Die Kleber können sowohl bei der Verbindung zwischen Glas und Glas wie auch beim Aufbringen von Beschlägen auf Glas eingesetzt werden.

Der Kleber ist glasklar und extrem hart, also kaum von Glas zu unterscheiden. Wählt man jedoch einen elastischeren Kleber, wird die Fuge mit steigender Elastizität umso milchiger. Ebenso ein nicht zu unterschätzender Punkt in der Planung ist die Anfälligkeit auf Feuchte, die bei der UV-Verklebung besonders hoch ausfällt. «Wir hatten einen Fall, wo sich Glastablare wegen der feuchten Seife in der Seifenschale, die unterhalb montiert wurde, wieder gelöst haben», erzählt Daniel Keller von der Keller Glas AG.

Im Nassbereich ist somit eine traditionelle Glasverklebung mit einem Zweikomponenten-Klebstoff vorzuziehen. «Wir haben schon unzählige Türbänder für die Spiegelschränke im Badbereich verklebt und benützen in diesem Bereich aus Prinzip keinen UV-Kleber mehr. Die Verklebung wird sich nach einer gewissen Zeit immer lösen», mahnt Philippe Goepfert, Werkstattleiter von der Blaser Bauglas AG. Für den Einsatz in solchen Grenzbereichen ist ein frühzeitiger Kontakt mit dem Klebespezialisten ratsam und erspart nachträglichen Ärger.

Kontakt schon zu Beginn der Planung

Weil Glasbeschläge und Glasteile im Allgemeinen schon früh in der Planung ausgezogen und bestimmt werden, nehmen die projektverantwortlichen Schreiner in der Regel schon früh mit ihrem Glasbauer Kontakt auf. «Wenn ein Kunde rechtzeitig zu uns kommt, können wir konstruktiv beraten und beizeiten Einfluss nehmen. Damit können wir auch die Qualität der späteren Verklebung gewährleisten», rät Lucas Wolfgang von der Wolfgang Glas AG dem Schreiner. Er absolviert die Lehre im elterlichen Betrieb und ist zusammen mit dem Klebespezialisten Miro Vetrano für die UV-Verklebungen in der Glasproduktion zuständig. «Am einfachsten ist eine Gegenüberstellung der Anforderungen des Kunden mit den vorhandenen Möglichkeiten, um eine effiziente Lösung zusammen mit dem Schreiner zu erarbeiten», fügt Miro Veterano an und bereitet gleichzeitig die nächste Glasfuge für eine UV-Verklebung vor.

Gleichbleibend Perfekt

Beim UV-Kleben kommt ein Einkomponenten-Klebstoff zum Einsatz. Das hat den Vorteil, dass kein Mischen des Klebers notwendig ist und in diesem Bereich auch keine regelmässigen Messungen nötig sind, um eine gleichbleibend perfekte Verbindung zu gewährleisten. Es entfallen ebenfalls die Trocknungszeit und die nachfolgenden Zwischenschritte im Bearbeitungsprozess. Das hat wiederum eine erhöhte Produktivität durch verringerte Durchgangszeiten zur Folge.

Der richtige Ablauf

Zuerst folgt der wichtigste Arbeitsschritt bei der UV-Verklebung: die Vorbereitung. Die Flächen, die miteinander verbunden werden sollen, müssen gut gesäubert und von Fremdkörpern befreit werden. Ebenfalls sollten die Flächen hundertprozentig plan sein, um eine optimale Verklebung zu erreichen. Der Auftrag des Klebstoffes erfolgt von Hand mit sehr feinen Spritzenaufsätzen auf der Klebstoffkartusche. Die Klebefuge wird vom Spezialisten auf den Millimeter genau gezogen und die Werkstücke nochmals kontrolliert und ausgerichtet. Nachdem die Glasteile in der richtigen Position fixiert wurden, wird die UV-Leuchte für ein paar Sekunden über die Klebefuge gehalten, damit der Klebstoff anzieht. Wichtig ist die Richtung, aus welcher das UV-Licht auf die Fuge trifft.

Am besten wird so beleuchtet, dass ein möglichst grosser Teil der Fuge zeitgleich bestrahlt wird. Beim Aushärtungsprozess polymerisiert die einzige Komponente im Kleber unter der Bestrahlung mit UV-Licht und härtet aus.

Danach können überflüssige Kleberreste vor dem zweiten Bestrahlen noch weggewischt werden. In einem weiteren Bestrahlungsdurchgang wird der Klebstoff dann vollständig ausgehärtet. Der genaue Leimauftrag ist trotz der Möglichkeit, den überstehenden Klebstoff einfach wegzuwischen, wegen der hohen Klebstoffpreise ein wichtiger Arbeitsschritt.

Fixieren ist der Schlüssel

Die Grenzen des Möglichen bei der UV-Verklebung sind in den meisten Fällen durch die Fixiermöglichkeiten der Werkstücke gesetzt. Ob Gehrungen, 90°-Verbindungen oder das stirnseitige Aufbringen mit der Kante auf eine Fläche, durch die hohe Stabilität der Klebefuge sind unzählige Verbindungsformen möglich. Doch obwohl der Verleimprozess nur einen kurzen Moment dauert, ist die Stabilisierung in dieser Phase der Aushärtung entscheidend für die End-qualität der Klebefuge.

Beim Fixieren der Glasteile wird zu einem grossen Teil mit speziellen Saugspannern gearbeitet. Diese sind im Winkel variabel einstellbar und passen sich dank Kugelköpfen an die Werkstückform an. Nach der Aushärtung unter UV-Licht können die Haltevorrichtungen sofort gelöst und für das nächste Werkstück verwendet werden.

Der richtige Kleber soll es sein

Je nach Materialkombination muss auf andere Kleber zurückgegriffen werden. Die Produzenten bieten ihre Produkte in verschiedenen Leimkategorien an.

So gibt es für fast alle erdenklichen Verbindungskombinationen einen Spezialklebstoff zu kaufen: zum Beispiel zur Verbindung von Alu auf Glas, Blankstahl auf Glas, Kunststoff auf Glas, Holz auf Glas und natürlich Glas auf Glas, um nur einige zu nennen. «Egal welcher Kleber eingesetzt wird, bei jeder Verklebung sind die sorgfältige Reinigung und Vorbereitung der Klebeflächen, die richtige Kleberauswahl und der Verleimprozess, mit der richtigen Fixierung im Verbund, ausschlaggebend für die Endqualität der Klebefuge», ergänzt Philippe Goepfert.

Glasbruch – fast kein Problem

Das Geniale an einer UV-Verklebung ist die Möglichkeit, die Klebefuge wieder zu erweichen. So bombenfest die Fuge auch sitzt, mit einem Spezialföhn lässt sie sich mit etwas Aufwand und Geschick wieder lösen. «Vor allem beim Glasbruch ist es ein grosser Vorteil, wenn man nicht das ganze Werkstück zerstören muss, sondern nur das beschädigte Teil austauschen kann», meint Lucas Wolfgang und relativiert seine Aussage, «hier muss man Aufwand und Nutzen gegenüberstellen, denn sobald zum Lösen eines Glasteils mehrere Klebefugen gelöst werden müssen, entstehen im Werkstück durch die ungleichmässige Wärmeverteilung gefährliche Spannungen.»

Beschläge, so weit das Auge reicht

Wenn man über UV-Verklebungen im Glasbereich recherchiert, kommt man an der Marke Bohle nicht vorbei. Im Katalog sind zirka 30 Seiten mit speziellen Beschlägen für die UV-Verklebung zu finden. Von der Grundplatte über Griffe und Tischbeine bis zum Klappenbeschlag ist darin alles zu finden. Die Firma Bohle bietet ebenfalls Kurse und Weiterbildungen im Bereich UV-Verklebungen an.

www.glasbauwolfgang.chwww.blaserbasel.chwww.kellerglas.chwww.bohle.ch

njg

Veröffentlichung: 30. Oktober 2014 / Ausgabe 44/2014

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