Schnittstelle zum Produzenten

Der Zeichner konkre-tisiert und visualisiert die Idee des Innenarchitekten. Bild: Reto Welz

Weiterbildung. Nach der Ausbildung zum Schreiner gibt es viele Weiterbildungsmöglichkeiten. Wer über ein gutes Vorstellungsvermögen verfügt und Ideen visualisieren kann, könnte sich für die Zusatzlehre Zeichner EFZ Innenarchitektur interessieren.

Eine Idee mithilfe einer Skizze zu Blatt bringen, Detailpläne zeichnen, Modelle bauen und Material- und Farbkonzepte erstellen: Zeichnerinnen und Zeichner der Fachrichtung Innenarchitektur befassen sich mit Aus- und Umbauprojekten. Sie unterstützen den Gestalter in technischen Belangen und bearbeiten die Aufträge konstruktiv und formal, bis sie reif für die Ausführung sind.

Arbeitsvielfalt

In der Innenarchitektur geht es um die Facetten des Raums, seine Dimensionen, Materialien und Farben. Sie sollen so gewählt werden, dass sich der Mensch damit wohl fühlt und er den Raum optimal nutzen kann. In welchem «Look» soll der Raum angepasst werden? Mit welchen Objekten wird er ausgefüllt und wie müssen sie geformt, angeordnet und beleuchtet sein? «Der Arbeitsbereich des Zeichners Innenarchitektur ist vielseitig», weiss Reto Welz. Er hat nach seiner Schreinerlehre Innenarchitektur und Design an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel studiert und ist nun als Partner und Projektleiter bei Bureau Hindermann tätig, das sich auf Projekte in den Bereichen Innenarchitektur, Produkt- und Ausstellungsdesign spezialisiert. Dabei arbeitet er eng mit Zeichnern zusammen und bildet sie auch aus. «Zeichner setzen die Idee der Innenarchitekten um, entwickeln sie weiter und visualisieren sie.»

Voraussetzungen

Um die Idee möglichst schnell aufs Papier zu bringen, benutzt der Zeichner meistens einen Bleistift. Nach der Skizzierung geht dann die Detailplanung los, wobei er die genauen Masse errechnet und Projektpläne vom Grundriss mit den Objekten anfertigt. «Ein Grossteil der Arbeiten findet mithilfe von Zeichnungsprogrammen am Computer statt. Daher sollte man ein Flair für Computerarbeiten mitbringen», erklärt Welz. Anschliessend geht es darum, die Idee dreidimensional zu gestalten. Dafür fertigt der Zeichner aus Karton massstabgetreue Modelle. Neben Kenntnissen in Mathematik, Arithmetik und Geometrie braucht er auch zeichnerische Begabung, ein räumliches Vorstellungsvermögen und ruhige Hände für den Modellbau. «Die meisten Anforderungen bringt der Schreiner schon mit», so Welz. «Was man ausserdem für die Zusatzlehre haben sollte, ist das Interesse, sich mit verschiedensten Materialien auseinanderzusetzen. In der Innenarchitektur wird neben Holzwerkstoffen viel mit Metall, Glas und Textilien gearbeitet.»

Herausforderungen

«Die grösste Schwierigkeit beim Zeichnerberuf ist es, die Idee so zu visualisieren, dass sie von den Handwerkern verstanden wird. Als Zeichner ist man die zentrale Schnittstelle zum Produzenten. Schreiner, die Zeichner lernen, wissen, wie man etwas baut, Pläne liest und sauber erstellt. Damit haben sie einen Vorteil», erzählt Welz, der als Schreiner an den World Skills in Helsinki die Bronzemedaille in der Kategorie Bauschreiner geholt hat. «Pläne müssen ganz genau und sauber erstellt werden, damit die Produktion reibungslos abläuft und weil sie wie eine Visitenkarte des Unternehmens wirken. Weiter ist der Umgang mit Zeichnungsprogrammen eine Herausforderung. Es kann sein, dass man mit einem unbekannten Programm arbeiten muss. Aber das ist alles lernbar.»

Verschiedene Möglichkeiten

Die zweijährige Zusatzlehre zum Zeichner mit Fachrichtung Innenarchitektur kann in einer Schreinerei oder einem Innenarchitekturbüro absolviert werden. Dabei gilt zu beachten, dass sich Schreinereien oft auf ein bestimmtes Gebiet wie Küchen- oder Fensterbau spezialisieren. «Der Tätigkeitsbereich hängt natürlich vom Betrieb ab, aber häufig ist in einem Innenarchitekturbüro das Arbeitsspektrum breiter. Wir gestalten zum Beispiel ganze Ausstellungsräume und Büros, aber auch Küchen und Möbel. Wichtig finde ich, dass man sich intensiv mit potenziellen Lehrbetrieben auseinandersetzt und sich genau überlegt, was man will, bevor man sich für ein Unternehmen entscheidet», rät Reto Welz. Eine weitere Eigenheit von Innenarchitekturbüros ist, dass sie selber keine eigenen Produkte herstellen. Daher suchen sie für jedes Projekt passende Produktionspartner. «Diese Wahlmöglichkeit macht die Arbeit besonders spannend für Leute, die neben Holz gerne auch andere Materialien einsetzen», sagt der Innenarchitekt abschliessend. ms

www.hindermann.ch

Veröffentlichung: 08. Januar 2015 / Ausgabe 1-2/2015

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