Schönes Parkett statt Flickenteppich

Zu grosse Höhendifferenzen nach dem Auswechseln werden nicht akzeptiert.

Parkettreparaturen.  Ein grosser Vorteil von Parkett ist seine lange Lebensdauer. Fachgerechte Reparaturen erhalten nach einem Missgeschick den Wert des Bodens. Welche Methode die richtige ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Diese muss der Fachmann seriös beurteilen.

Parkett, der Holzfussboden mit mindestens 2,5 mm Nutzholzstärke im Neuzustand, gilt allgemein als reparierbar. Dies im Gegensatz zu vielen anderen Belägen mit Holzdekors oder auch zu Furnierböden mit einer nur sehr dünnen Edelholzdeckschicht. Parkett mit der gemäss Normdefinition minimalen Nutzholzstärke ist zweimal renovierbar durch Schleifen, weil bei der Überarbeitung der Oberfläche durchschnittlich 0,5 bis 0,7 mm Holz abgetragen wird. Bei einer Lebensdauer von 10 bis 15 Jahren je Oberflächenbehandlung erreichen somit auch Parkettböden mit 2,5 mm Nutzholz ein Alter von bis zu 40 Jahren.

Aufgrund der grossen Vielfalt von Parkettböden und -arten liegen erhebliche Unterschiede in Bezug auf die Reparaturmöglichkeiten vor. Diese werden vor allem durch Verlegeart, Oberflächenbehandlung und den Parkettaufbau selber bestimmt.

In der Schweiz trifft der Parkettverleger qualitativ sehr gute Estriche und Trockenbauuntergründe an. Deshalb fallen meist keine grossen Vorbereitungsarbeiten an. Somit wird das Parkett fast immer vollflächig mit dem Untergrund verklebt, was im Schadenfall gute Möglichkeiten für den Ersatz von Einzelelementen bietet.

Einfache Reparatur, weil geklebt

Bei vollflächig aufgeklebtem Parkett mit Nut-Kamm- oder Klickverbindung hat die rundum verlaufende Profilierung nach dem Aushärten des Klebstoffes keine Funktion mehr. Die einzelnen Parkettelemente können im Bedarfsfall ausgeschnitten, die Estrichoberfläche kann gereinigt, und neue Parkettteile können eingesetzt werden. Bei diesen wird zuvor lediglich die Nutunterwange abgeschnitten, sodass sich die Dielen einseitig mit der originalen Nut-Kamm- oder Klickverbindung wieder zusammenstecken lassen. Auf der anderen Seite werden die neuen Elemente auf die noch vorhandenen Kammprofilierungen der Dielen am Boden abgelegt. Den Klebstoff appliziert man auf der Estrichoberfläche etwa zu zwei Dritteln der Fläche auf jener Seite mit dem noch vorhandenen Kamm. Damit besteht bei einer leicht zu hohen Leimmenge die Möglichkeit, beim Einsetzen des neuen Parkettteils den Klebstoff auf die restliche Fläche zu pressen. Bei ordentlicher und sachgerechter Ausführung ist nach dem Aushärten des Klebstoffs das ersetzte Holz kaum oder gar nicht erkennbar und weist auch keine übermässigen Höhendifferenzen zu Nachbarelementen auf.

Theoretisch könnten schwimmend verlegte Fertigparkettprodukte mit Klickverriegelung noch wesentlich einfacher repariert werden. Das Parkett müsste eigentlich «nur» von der Wand her bis zur Schadstelle ausgebaut, das beschädigte Parkettteil ersetzt und dann die übrigen Elemente wieder verlegt und eingeklickt werden. In der Praxis sind aber kaum Fälle bekannt, bei denen die Räume freigestellt wurden, um derartige Reparaturen von Beschädigungen, welche ohnehin meist in der Mitte der Flächen auftreten, durchzuführen.

Klebstoff bestimmt Aufwand

Die Art des Klebstoffs, mit dem das Holz auf dem Untergrund befestigt wird, spielt eine nicht unerhebliche Rolle bei einer Parkettreparatur. Harte Klebstoffe brechen meist beim mechanischen Belasten oder lösen sich in der obersten Estrichschicht vom Untergrund ab. Das Entfernen des beschädigten Parkettelementes stellt kaum ein Problem dar. Wesentlich schwieriger wird es, Holz zu entfernen, das mit elastischem Klebstoff fixiert wurde. Dieser federt beim Ansetzen von Stemmeisen oder dergleichen unter dem Holz, und das Ausbrechen erfordert im Vergleich zu harten Klebstoffen ein Mehrfaches an Zeit. Ist das Parkett einmal entfernt, sind die Arbeiten gleich wie vorher beschrieben.

In der Praxis als unmöglich gilt das Auswechseln von Decklagen. Die dünnen Nutzholzschichten können kaum auf die am Boden verbleibenden Trägerschichten aufgeklebt werden. Diese sind nach dem Entfernen der Decklagen meist stark uneben und somit ungeeignet zur Aufnahme von neuen Nutzholzschichten, insbesondere wenn Holzwerkstoffträger vorliegen. Dadurch entstehen übermässige Höhendifferenzen oder Überzähne.

Nut und Kamm verkleben

Schwimmend verlegte Parkettböden weisen immer Nut-Kamm- oder Klickverbindungen auf. Geübte Handwerker können auch hier einzelne Holzelemente auswechseln, ohne dass Teilflächen von Räumen geleert und das Parkett ausgeklickt werden muss. Das Prozedere ist grundsätzlich das gleiche wie bei vollflächig aufgeklebtem Parkett. Das neue Element wird einfach nicht vollflächig mit dem Untergrund verklebt, sondern lediglich in der aufgelegten Nutoberwange mit dem am Boden verbleibenden Kamm.

Liegt beim grossformatigen, schwimmend verlegten Parkett eine traditionelle, ordentlich verklebte Nut-Kamm-Verbindung vor, ist ein Auswechseln von Einzelelementen sehr schwierig oder kaum möglich.

Behandlung der Oberfläche

Grössere Unterschiede treten auch bei den verschiedenen Oberflächenbehandlungen auf. Vollflächig vor Ort versiegeltes Parkett lässt sich nicht örtlich nachbessern ohne eine verbleibende Sichtbarkeit der Reparaturstelle. Das Gleiche gilt für UV-Ölbehandlungen ab Werk. Nach dem Verschleifen und Nachbehandeln verbleiben die örtlich bearbeiteten Bereiche durch Schleifansätze sowie matte oder glänzende Oberflächen immer gut sichtbar.

Vor Ort UV-geölte Oberflächen bieten dazu eher erfolgreiche Möglichkeiten, weil das UV-Öl auch bei der Reparaturstelle wieder vor Ort aufgetragen und künstlich getrocknet respektive ausgehärtet werden muss. Als optimal für örtliche Reparaturen gilt traditionelles, oxidativ trocknendes Holzbodenöl. Anfänglich können zwar kleine Farbdifferenzen oder Glanzgradunterschiede auftreten. Diese gleichen sich aber nach kurzer Zeit der übrigen Fläche an. Dazu tragen auch die regelmässigen Reinigungen mit rückfettenden Seifen sowie das Nachbehandeln mit Ölrefresher, Pflegeöl, Balsam, Wachsen oder dergleichen bei.

Im Trend sind momentan noch Behandlungen strukturierter Oberflächen, wobei das Holz gebürstet, geschroppt, gehobelt, sägeroh, in 3D-Optik, gefast, gealtert, in Used-Look und so weiter erscheinen kann. Örtliche Reparaturen können in diesen Oberflächen einzig bei gebürsteten Hölzern ohne Probleme durchgeführt werden. Alle anderen Strukturierungen sind auf der Baustelle nicht reproduzierbar.

Eine Ausnahme bilden die Fasen: Das Nacharbeiten der angeschrägten Oberkanten von Parkettelementen ist mittlerweile einfacher möglich. Dafür sind bereits erste Maschinen auf dem Markt erhältlich, die ein regelmässiges Nachfasen nach dem Schleifen der Parkettoberfläche zulassen.

Bürsten ist nicht nur bei Reparaturen möglich, sondern auch nach einem vollflächigen Holzbodenschliff, also während einer Oberflächenrenovation. Die Maschinenhersteller bieten heute Geräte an, mit denen auch die Randbereiche und Ecken ordentlich und sachgerecht gebürstet werden können. Somit ist im Bürstgrad kein Unterschied zwischen den mit grossen Maschinen bearbeiteten und den manuell bearbeiteten Rand- und Eckenzonen erkennbar.

Bei Farben gibt es immer Ansätze

Farbig pigmentierte, gebeizte und angeräucherte Holzoberflächen örtlich zu reparieren, ist dagegen nahezu unmöglich. Bei all diesen Behandlungen kommt durch das Verschleifen von Reparaturstellen die Originalholzfarbe zum Vorschein, die vor Ort kaum ohne Ansatz und immer verbleibende Sichtbarkeit wieder in den Originalzustand gestellt werden kann. Insbesondere gilt dies auch für farbige, pigmentierte Öle, bei denen die Farbpigmente auf der Oberfläche in unterschiedlichen Mengen und Ansammlungen zurückbleiben. Die Ansätze von Reparaturzonen treten danach immer deutlich sichtbar hervor.

Der richtige Zeitpunkt für den Tausch

Oft entstehen bei einem Mieterwechsel Diskussionen über Reparaturmöglichkeiten von Beschädigungen wie Kratzern oder Löchern im Parkett. Um Zeit und Kosten zu sparen, wird auch mal verlangt, eine mechanische Oberflächenbeschädigung punktuell auszuschleifen. Dies ist aber kaum von Erfolg gekrönt, weil die anfänglich kleinen Vertiefungen zu grossflächigen Löchern anwachsen. Beschädigungen in Parkettoberflächen, die tiefer als etwa 0,2 mm gehen, machen einen Austausch der betroffenen Elemente erforderlich.

Der Parkettaustausch bei vollflächig verklebten Holzböden wird am Ende der Heizperiode während einer Trockenwetterphase – also idealerweise im Frühling – ausgeführt. Das Parkett ist dann ausgetrocknet und zeigt kleine Fugenbildungen. Einzelne Elemente können viel einfacher ausgetauscht werden als im Sommer, wenn das Holz unter Quelldruck steht. In der Feuchtwetterphase ziehen Reparaturen durch das Austauschen von einzelnen Dielen meist Beschädigungen an Nachbardielen nach sich.

Risse sind nicht immer Holzfehler

Die Dielen, die heute auf dem Markt angeboten werden, sind länger und vor allem breiter als früher. Umso grösser ist auch das Risiko von Rissbildungen in den Decklagen. Trocknungsrisse entstehen oft durch Holzaustrocknung oder zu trockene Raumluft, verursacht durch die Bodenheizung. Solche Risse verlaufen etwa senkrecht zur Oberfläche durch die ganze Nutzholzschicht. Sie stellen selten einen Mangel dar, weil daraus weder Höhendifferenzen noch Holzabsplitterungen oder Verletzungsgefahren resultieren. Solche Risse sind nie ganz vermeidbar und müssen akzeptiert werden.

Windrisse gelten dagegen als Holzfehler. Sie verlaufen schräg bis fast parallel zur Holzoberfläche und führen zu Abschälungen (Fischohren). Die abstehenden Schichten brechen weg und bergen insbesondere beim Barfussgehen eine grosse Verletzungsgefahr. Diese Risse können nicht vor Ort repariert werden und erfordern einen Ersatz des betroffenen Elementes. Versuche, solche Windrisse zu verkleben, führen meistens nicht zum Erfolg.

Vorteile von Mehrschichtparkett

Mehrschichtprodukte sind sinnvoll. Meist wird Fertigparkett in dieser Konstruktionsart hergestellt. Jedes Fertigparkett erfordert zwingend eine Nut-Kamm-Profilierung. Nur so kann es gemäss Normen und Merkblättern die Toleranzen betreffend maximal zulässige Höhendifferenzen von 0,2 mm erfüllen. Ohne die Nut-Kamm-Verbindung würden die Höhendifferenzen wesentlich grösser ausfallen. Die nutzbare Holzschicht befindet sich immer über der Nut-Kamm-Verbindung. Bei einem Massivparkett muss die Stärke der Nutoberwangen zwingend mindestens 1 bis 2 mm betragen, damit sie nicht abbrechen. Somit können vom Massivfertigparkett nur wenige Millimeter von der Oberfläche her genutzt werden. Mindestens zwei Drittel des wertvollen Edelholzes landen später im Abfall.

Bei Mehrschichtparkett kann der Unterbau, das heisst die Mittellage und der Gegenzug, aus Weichholz oder Holzwerkstoffen bestehen, wodurch kein teures und kostbares Material verschwendet wird. Zudem verhalten sich Mehrschichtparkette ruhiger. Das heisst, im Winter treten nur kleine, schmale Fugen auf, und auch Verformungen wie Schüsselungen fallen geringer aus.

Grundsätzlich kann man keine Aussage dazu machen, welche Mehrschichtaufbauten innerhalb der Parkettelemente als die besten gelten. Dahinter stehen Herstellerdefinitionen und -philosophien. Die Praxis zeigt aber, dass MDF- oder HDF-Träger erheblich mehr Aufwand beim Ersetzen von Elementen verursachen als Träger aus Furnier oder dicken Weichholzlagen.

Schlechte Qualität ist irreparabel

Im Unterschied zu Massivparkett können bei Mehrschichtparkettprodukten Fehlverleimungen zwischen Decklagen und Trägermaterial nie ganz ausgeschlossen werden. Treten nur vereinzelte und nicht über das ganze Element verlaufende Decklagenablösungen auf, können diese meistens mit Leiminjektionen repariert werden. Sind jedoch mehr als etwa ein Drittel aller Parkettelemente betroffen oder treten Fehlverleimungen innerhalb eines qualitativ schlechten Sperrholzträgers auf, muss das gesamte Parkett ersetzt werden. Das Risiko von weiteren Ablösungen nach örtlichen Reparaturen wäre ansonsten einfach zu gross.

Leider verändern Parketthersteller im Verlaufe der Zeit zum Teil die Formate bei ihren Produkten, oft sogar nur um wenige Millimeter. Das macht beim Ersatzmaterial für örtliche Reparaturen manchmal Spezialanfertigungen nötig, weil das Parkett eventuell nicht mehr im ursprünglichen Mass erhältlich ist. Aber im Vergleich zu anderen Möglichkeiten kann sich dieser Aufwand durchaus lohnen.

Das Auswechseln eines vollflächig aufgeklebten Parkettstabes von etwa 500 bis 700 mm Länge verursacht in der Praxis einen Aufwand von ungefähr 45 bis 60 Minuten. Grosse Landhausdielen, vollflächig aufgeklebt, benötigen zum Auswechseln mindestens 1½ bis 2 Stunden.

Wurde das Parkett mit einem elastischen Klebstoff aufgeleimt, steigt der Aufwand zusätzlich. In derartigen Fällen ist ein örtlicher Ersatz meistens immer noch sinnvoller, als Löcher in den Boden zu schleifen oder über einen Totalersatz zu diskutieren. Insgesamt kann man sagen, dass Parkett einer der wenigen Beläge ist, der sich örtlich korrigieren oder reparieren lässt.

Weiterführende Informationen zu Toleranzen und Reparaturen an Parkettböden sowie zur Lebensdauer von Parkett und Oberflächen finden sich zusätzlich in folgenden technischen Merkblättern der Interessengemeinschaft Schweizer Parkettmarkt (ISP): Nummer 7 «Beurteilungskriterien», Nummer 13 «Reparaturmöglichkeiten» und Nummer 37 «Lebensdauer Parkett».

www.parkett-verband.ch

Grundsätze der Parkettreparatur

  • Eine örtliche Reparatur in einem Parkettboden bleibt eine Reparatur!
  • Das neue Holz ist immer heller und weist noch keine Verfärbungen durch das Tageslicht auf. Es gleicht sich erst mit der Zeit an.
  • Vollflächig aufgeklebtes Parkett ist einfach und ordentlich reparierbar durch Ersetzen von Einzelteilen.
  • Je weicher der Klebstoff unter dem Parkett, desto grösser der Zeitbedarf für Reparaturarbeiten.
  • Bei schwimmend verlegten Parkettböden können Einzelelemente ausgewechselt werden, besonders bei Klicksystemen.
  • Filmbildende, vor Ort applizierte Oberflächenbehandlungen sowie farbige Endbehandlungen lassen sich kaum ohne sichtbare Stellen reparieren.
  • Dies gilt auch für angeräucherte und oberflächengeräucherte Holzarten.
  • Oxidativ trocknende Holzbodenöle lassen sich problemlos korrigieren.
  • Als nicht reproduzierbar sind strukturierte Parkettoberflächen einzustufen.
  • Ausnahmen bilden gebürstete Flächen oder gefaste Kanten.
  • Trocknungsrisse sind zu tolerieren, solange beim Barfussgehen keine Verletzungsgefahren entstehen.
  • Windrisse stellen einen Holzfehler dar und erfordern einen Ersatz der betroffenen Elemente.

bl

Veröffentlichung: 08. August 2019 / Ausgabe 32-33/2019

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