Schreiner zurück vom Trailrausch

Die Trails beim sechstägigen Etappenrennen «Swiss Epic» forderten dem 46-jährigen Schreiner Rolf Funk volle Konzentration ab. Bild: Sportograf

Noch klebt im Profil der Reifen ein Rest Walliser Erde, doch ansonsten ist das Mountainbike bereits wieder sauber geputzt und die Kette frisch geschmiert. Genauso wenig wie dem Hightech-Gerät sieht man auch Rolf Funk die Strapazen des eben durchgemachten Bike-Rennens «Swiss Epic» an. Er ist bereits wieder topfit. Zugegeben – die Beine haben nach dem Rennen ein wenig geschmerzt, ansonsten scheint die Tortur am sportlichen Schreiner abgeperlt zu sein wie an einer Nanoversiegelung. Was dem Hobbybiker aus dem zürcherischen Buchs jedoch unauslöschlich anhaftet, sind Erinnerungen an den Triumph über die anspruchsvolle Strecke und über den inneren Schweinehund sowie an das berauschende und ein wenig süchtig machende Gefühl der Freiheit. Unvergesslich ist für ihn auch die Zieleinfahrt in Zermatt. «Mein 13-jähriger Sohn Alain hat mich erwartet. Sein Strahlen, als er mich entdeckte, war schöner als der schönste Pokal.» Doch bevor es so weit war, haben Rolf Funk und sein Teampartner sechs Tage Schinderei über 400 Kilometer 15 000 Höhenmeter durchgestanden. Eine reife Leistung für die Hobbybiker mit dem Team-Namen «Der Milde und der Wildigste». «Ein alter Scherz über unsere unterschiedlichen Charaktere», erklärt Funk lachend. Nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr hat das «Swiss Epic» Mitte September zum zweiten Mal stattgefunden. Auf sechs Etappen von Verbier über Leukerbad, Grächen bis nach Zermatt hat es den Fahrern alles abgefordert. Im Gegenzug bot es Trailrausch pur, ein atemberaubendes Panorama und Abenteuer, welche man selbst als routinierter Mountainbiker nie vergisst. «Am dritten Tag hatten wir im Rhonetal so starken Gegenwind, dass wir kaum vom Fleck kamen», erinnert sich Rolf Funk an die zähste Etappe.

Den Arbeitsweg in seinen eigenen Betrieb in Glattbrugg nutzt der Schreiner als tägliche Trainingseinheit. Das Velofahren sei für ihn der ideale Ausgleich zum oft hektischen Arbeitsalltag. «Als Schreiner bin ich ein Naturtyp. Beim Training im Freien kann ich Stress abbauen und neue Energie tanken», erklärt er. Der 46-Jährige kann sich noch gut an sein erstes Bike erinnern. «Ich sah es während meiner Lehrzeit beim Velomechaniker im Schaufenster, sparte, kaufte es, machte damit die Waldwege unsicher und genoss ein Stück Freiheit», erzählt er. Inzwischen haben sich die Mountainbikes zu Traumfahrzeugen entwickelt. Ihre Technik bringt einen Mann schon zum Schwärmen. So gesehen ist es verständlich, dass der zweifache Familienvater eine neue Errungenschaft aus edlem Karbon erst einmal eine Weile ins Zentrum der guten Stube stellt, bevor er sie in der Garage einquartiert. Momentan stehen dort neben seinem Arbeitsvelo gleich zwei Bikes. Ein All-Mountain-Bike mit viel Federweg, welches Unebenheiten im Gelände abfängt, und eines für Marathonrennen mit wenig Federweg.

Um beim «Swiss Epic» im Mittelfeld mithalten zu können, braucht es viel Training. Dieses holt sich Rolf Funk seit einer Ewigkeit gemeinsam mit einem eingeschworenen Grüppchen Hobbybiker. Jeden Montagabend drehen sie ihre Runden. «Egal ob es regnet oder hagelt», sagt Rolf Funk und fügt dann schmunzelnd hinzu, «bei Schnee fahren wir wie auf einer Schlittelpiste.»

Innerhalb des Bike-Grüppchens gibt es sogar einen Wanderpokal, den jeweils der erfolgreichste der Kollegen nach einem Rennen für ein Jahr behalten darf. Bei der Beschreibung dieser Trophäe leuchten die Augen des Schreiners, wenn er sagt: «Ich habe den Sockel gemacht. Schön edel aus dunklem Holz.»

«Als Schreiner bin ich ein Naturtyp. Beim Training im Freien kann ich Stress abbauen und neue Energie tanken.»

beb

Veröffentlichung: 15. Oktober 2015 / Ausgabe 42/2015

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