Schreinerin aus Überzeugung

Schreinerin Luisa Häring (31) ist genauso gerne in der Werkstatt wie auf der Baustelle oder im Büro. Bild: PD

Leute. Schon als Kind hat Luisa Häring viel gebaut, gebastelt und glänzte in der Schule mit Bestnoten im Werken und in der Handarbeit.

«Die anderen Fächer haben mich nicht wirklich fasziniert», sagt die heute 31-jährige Mutter eines zweijährigen Sohnes und lacht. Sie ist mit zwei Brüdern in Allschwil BL aufgewachsen. Als Kind sei sie viel und gerne im Wald gewesen, und auch die Pfadi gehörte zu ihren Hobbys. Mit 15 ging es um die Berufswahl, und eines war von Anfang an klar: «In die Schule gehen wollte ich nicht länger.» Eine Schnupperlehre in einer Schreinerei in Basel brachte ihr Klarheit: «Ich war begeistert und überzeugt vom Schreinerberuf.» Die ersten drei Lehrjahre seien aber nicht einfach gewesen, so habe sie im dritten Lehrjahr zu Krüsi Küchen in Allschwil gewechselt, wo sie dann eine schöne Lehrzeit verbracht habe und wo sie viel Unterstützung erfahren durfte. «Ich wusste immer, dass ich diese Lehre mit einem EFZ- Abschluss beenden möchte, es gab für mich nie eine Option, die Lehre abzubrechen, was mich jetzt sehr stolz macht und mich in meinem Können auch bestätigt», sagt sie zufrieden und fügt lächelnd an: «Mein Sohn freut sich sehr darüber, dass seine Mutter in einer Werkstatt mit grossen Maschinen arbeitet.» Es sei auch eine grosse Leidenschaft von ihr, für ihren Sohn Möbel zu bauen und das Kinderzimmer indivi- duell zu gestalten.

«Es ist nicht immer die Muskelkraft, die man einsetzen muss, sondern auch logisches Denken und passende Hilfsmittel.»

Sie schätze die grosse Unterstützung ihres Mannes, der Schwiegereltern, von Freunden und von ihrem Arbeitgeber, der Firma Wisler Holzbau in Hölstein BL. Das ermögliche es ihr, in einem 50-Prozent-Pensum zu arbeiten. «Es ist nicht immer einfach, den Kinderalltag mit dem Beruf zu vereinen, aber es funktioniert erstaunlich gut.» Sie findet es schön, dass sie die Kinderbetreuung mit ihrem Mann teilen kann: «Mein Mann arbeitet in einem 70-Prozent-Pensum in einem Behindertenheim, so ist er auch zeitweise bei unserem Sohn zu Hause, und wir können beide für ihn da sein.» Das Arbeitsklima in der Firma gefalle ihr gut, sie sei auf Augenhöhe mit ihren Kollegen, was sie sehr schätze. Häring, die auch Erfahrung im Fensterbau und in der Oberflächenbehandlung hat, arbeitet zurzeit als Serviceschreinerin. Eine Arbeit, die sie sehr erfülle. Der Betrieb stellt hauptsächlich Türen und Fenster her. «Ich habe viel Eigenverantwortung in der Terminkoordination und erledige auch administrative Arbeiten wie Offerten erstellen, Rechnungen schreiben oder was sonst anfällt.» 2020 schloss sie eine Weiterbildung mit Handels- diplom ab. Am besten gefällt ihr aber weiterhin der Kontakt zu den Kunden und das lösungsorientierte Arbeiten. «Doch die Abwechslung zwischen Büro und Baustelle passt mir sehr gut und ermöglicht mir, verschiedene Tätigkeiten anzupacken, die mir viel Spass machen.»

Häring ist auch in ihrer Freizeit gerne handwerklich tätig, fertigt Silberschmuck und interessiert sich für Kunst. Sie kennt nicht viele Schreinerinnen, was sie sehr schade findet: «Ich hoffe, dass in Zukunft mehr Frauen diesen Beruf mit Freude ausüben», sagt sie.

Dass Frauen der körperlichen Herausforderung nicht gewachsen seien, sei oft ein Vorurteil und werde oft als Defizit der Frauen genannt, speziell auf dem Bau. «Es ist nicht immer die Muskelkraft, die man einsetzen muss, sondern auch logisches Denken und passende Hilfsmittel, was vieles vereinfacht.» Sie habe es noch immer geschafft, schwere Türen oder Fenster zu mon-tieren. «Ich kann mit meinen männlichen Kollegen mithalten», sagt sie mit Nachdruck.

Caroline Mohnke

Veröffentlichung: 05. August 2024 / Ausgabe 31-32/2024

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