Schutz der fliegenden Säugetiere

Manchmal nutzen die Fledermäuse die extra für sie hergestellten Kästen als Unterschlupf. Darüber freut sich der gelernte Schreiner René Gayk (58) jeweils sehr. Bild: Barbara Gasser

René Gayk wohnt in Otelfingen, einer ländlichen Gemeinde im Furttal. Das Tal im Zürcher Unterland ist zwar nicht bekannt wegen der Fledermäuse, aber sie kommen in dieser Gegend vor. Erst kürzlich wurde Gayk als lokaler Fledermausschützender ins Nachbardorf Hüttikon gerufen, weil sich diese nachtaktiven Tiere in einem U-Profil eines Wintergartens niedergelassen hatten. «Es ist ganz wichtig, dass Fledermäuse nicht einfach aus ihrem Quartier vertrieben werden», sagt er. Seit 60 Millionen Jahren gibt es Fledermäuse, doch sie verschwinden immer mehr, weil sie keine geeigneten natürlichen Unterschlupfe mehr finden. So haben sie sich an überbaute Gegenden angepasst und lassen sich etwa in Hohlräumen von Häusern nieder. «Fledermäuse sind sehr ortstreu», weiss Gayk. Deshalb nimmt er bei einem Hausumbau Kontakt auf mit den kantonalen Fledermausschützenden. Gemeinsam mit der Bauherrschaft, dem Architekten und den beteiligten Handwerksfirmen wird dann eine Lösung gesucht, die allen gerecht wird. René Gayk hat auch schon Vorträge an Schulen gehalten und Anweisungen zum Bau von Fledermauskästen gegeben. Dabei kommt ihm sein ursprünglicher Beruf als Schreiner entgegen.

Er war aber nicht nur als Schreiner, sondern auch als Forstwart tätig und in seiner Freizeit viel in den Bergen unterwegs. Ein Skiunfall vor ein paar Jahren zwang ihn zu einer beruflichen Neuorientierung. Vor einem Jahr hat er den einjährigen Kurs zum lokalen Fledermausschützenden abgeschlossen. Jeweils am Samstag hat er den Unterricht besucht und danach die zweistündige Prüfung mit unzähligen Fragen bestanden. «Im Hinblick auf die Pensionierung wollte ich eine Beschäftigung, die in der Natur stattfindet», erklärt der 58-Jährige, der als Sicherheitsassistent bei der Kantonspolizei Zürich arbeitet.

«Fledermäuse sind nicht unheimlich, sondern äusserst interessante Tiere. Je mehr bereits Kinder über diese bedrohten Arten wissen, desto grösser die Chance, dass man sie schützt.» Weltweit gibt es 920 Fledermausarten, in der Schweiz sind 30 davon bekannt, und im Kan- ton Zürich hat man 17 verschiedene Arten festgestellt. Die Zwergfledermaus wiegt nur gerade vier bis sechs Gramm und findet in einer Nussschale Platz. Der Grosse Abendsegler mit einer Flügelspannweite von bis zu 43 Zentimetern erreicht eine Fluggeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern. Gayks Liebling ist das Braune Langohr, mit seinen überdimensionalen Ohren. Der Otelfinger verfügt über einen gut assortierten Ausrüstungskoffer. «Das teuerste Gerät ist der Detektor, mit dem man die Tiere über Ultraschall hören kann. Er kostet rund 200 Franken.» Und sehr wichtig ist der Zähler, mit dem die Anzahl gesichteter Exemplare festgehalten wird. Wenn die Fledermäuse im April aus dem Winterschlaf erwachen, machen sie sich sofort auf Futtersuche, um ihren Energiehaushalt wieder in Gang zu bringen.

«Sie ernähren sich vorwiegend von Insekten, vor allem Mücken», sagt René Gayk, «pro Nacht verschlingen sie rund die Hälfte ihres Eigengewichts.» Allerdings sind diese Tiere in der Dämmerung und nachts unterwegs. Auch dafür hat der Fledermauskenner eine Erklärung: «In der Nacht macht den Fledermäusen kein anderes Tier die Nahrung streitig, ausserdem sind sie kaum Fressfeinden ausgesetzt.» Es gibt keinen Grund, sich vor diesen schützenswerten Tieren zu fürchten. «Es gehört zu meinen Aufgaben als kantonaler Fledermausschützender, möglichst umfassend über Fledermäuse zu informieren», erklärt Gayk und freut sich auf die eben beginnende Saison.

«Fledermäuse sind nicht unheimlich, sondern äusserst interessante Tiere.»

BAG

Veröffentlichung: 30. April 2015 / Ausgabe 18/2015

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