Schweres erleichtern

Werden in der Schweiz entwickelt und produ-ziert: Die Hubwagen von Eduard Kurmann. Bild: André Herger Fotografie GmbH

Werkstatt.  Verschiedenste Systeme und Hilfsmittel sollen dem Schreiner die Arbeit in der Werkstatt erleichtern und für Ordnung sorgen. Ob als Ersatz für die Hobelbank oder lediglich als Ergänzung, für fast jede Situation gibt es mittlerweile Lösungen.

Seit Jahrhunderten gehören Hobelbank und Böcke zur Basisausstattung jeder Schreinerei. Sie haben sich also bewährt, sind einfach in der Handhabung, der Schreiner kann sie selbst pflegen und sogar herstellen. Das spiegelt sich auch in den überbetrieblichen Kursen wider, wo die Hobelbank mit ihren Eigenheiten zum Unterrichtsstoff gehört und Werkstattböcke angefertigt werden.

Arbeiten auf 4 × 4 Meter

Dem gegenüber stehen Hersteller von Werkstatteinrichtungen, wie die deutsche Barth GmbH, deren Produkte in der Schweiz über die Ineichen AG in Ermensee LU verfügbar sind. An der Ligna präsentierte das Unternehmen das «Arbeits-Platz-System (APS) -Orga». Auf einer Fläche von 16 m2 befinden sich Werkbank, Handmaschinenrüstwagen, Hubtisch und Staumöglichkeiten. Während Hubwagen in Schreinereien nichts Aussergewöhnliches mehr sind, ist die Werkbank durchaus ein spezieller Anblick. Auffallend ist insbesondere der grosse, schwenkbare Planhalter und die Rückwand. Die Werkbank an sich weist aber immer noch einige Merkmale der gewöhnlichen Hobelbank auf. So gibt es eine Vorderzange und Löcher in der Arbeitsplatte für den Einsatz von diversen Spannern und Zwingen. Sie ersetzen die Hinterzange der Hobelbank.

Wird also in Zukunft die klassische Hobelbank aus den Schreinereien verschwinden? «Wahrscheinlich nicht», sagt Stefan Graf von der Firma Ineichen und fügt an: «Die Entwickler haben sich einfach Gedanken gemacht, was man verbessern kann und alles in diesem Konzept zusammengefasst.» Dazu zählen viele Dinge, die in so manch einer Schreinerei von den Benutzern teilweise notdürftig ergänzt werden und doch keinen richtigen Platz haben. Zum Beispiel Halterungen für Akku-Ladegeräte, Stromanschlüsse, Verlängerungskabel, Druckluftanschlüsse und -leitungen usw. Oder eben eine Halterung für Pläne, die in vielen Schreinereien aus einer weissbeschichteten Spanplatte besteht, die in die Bankbeilage gestellt wird.

Eigengewicht im Blick

Wer aber seine Hobelbänke behalten möchte, kann auch einfach seine Werkstatteinrichtung individuell ergänzen. Zahlreiche Optionen bieten die erwähnten Hubwagen in verschiedenen Grössen und mit unterschiedlichen Tragfähigkeiten. Je nach Modell werden sie per Fusspedal, mithilfe von Druckluft oder Elektromotor angehoben und gesenkt. Von einer einfachen Arbeitsplatte bis hin zu ausgefeilten Vakuumlösungen ist beinahe alles verfügbar.

Die Gropp-Hobelbänke, welche von der Wettstein AG in Ermatingen TG hergestellt werden, sind beispielsweise ebenfalls mit einem Scherenhubwagen verfügbar. Allerdings erhöhen umfangreiche Auf- und Zusätze das Eigengewicht des Hubwagens. «Dadurch sinkt die Nutzlast und der Wagen lässt sich weniger leichtgängig umherschieben», gibt Stefan Graf zu bedenken.

Schweres sicher heben und wenden

Eine möglichst hohe Nutzlast ist aber eines der wichtigsten Kriterien, weil ja insbesondere schwere Teile mit solchen Handling-Systemen sicher bewegt werden sollen. Dabei spielt nicht nur die Stabilität des Hubtisches eine Rolle. «Die Last soll ja auch sicher angehoben und abgesenkt werden können, dafür muss die Hubmechanik entsprechend untersetzt sein», gibt Eduard Kurmann zu bedenken. Im luzernischen Greppen entwickelt und produziert Kurmann verschiedenste Hub- und Plattenwagen, die bis zu 500 kg heben können – auch individuell nach Kundenwunsch.

An die Grenzen der Belastbarkeit kommt man auch beim Wendehubtisch der Firma Barth: Der Hubtisch kann zwar Lasten bis 500 kg tragen. Mit der Wendeeinrichtung lassen sich aber nur bis zu 100 kg schwere Teile wenden. In der Praxis wiegen aber zum Beispiel moderne Türen immer öfters mehr. Deshalb soll es bald eine verstärkte Version geben, die mit noch grösseren und schwereren Türen klarkommt.

Eine Alternative zum Wendehubtisch stellt das «Wendo-Syst» dar: Auf der fahrbaren und verstellbaren Grundkonstruktion können 1200 bis 2950 mm lange und 30 bis 1800 mm breite Werkstücke drehbar eingehängt werden. An der Drehachse befestigen lassen sich die Teile mit massiven Stahlbolzen, die allerdings entsprechende Bohrungen in der Kante erfordern. Alternativ gibt es auch eine Klemmvorrichtung, die ohne Bohrungen auskommt. Dafür ist die Kante an dieser Stelle nicht zugänglich, beispielsweise zum Lackieren. Aber genau für den Oberflächenbereich ist dieses System geradezu prädestiniert, schwere Teile lassen sich so in einem Arbeitsgang rundum lackieren. Insbesondere für Schreinereien, die über keine Hängebahnen verfügen, stellt das eine interessante Lösung dar.

Bestehendes ergänzen

Verschiedene Produkte verstehen sich vielmehr als Ergänzung zur Hobelbank oder zum Werkstattbock denn als kompletter Ersatz. Dazu zählen zum Beispiel die Systainer- Module von der deutschen Ruwi GmbH, in der Schweiz vertreten durch die Arthur Bründler AG aus Ebikon LU. Ein Modul misst 450 × 450 × 830 mm (L × B × H) und nimmt bis zu fünf schwenkbare Tablarböden auf. Diese sind höhenverstellbar und so gestaltet, dass Systainer oder Euroboxen passgenau darauf Platz finden. «So kann man sofort auf den Inhalt jedes Systainers zugreifen, ohne die Kisten umzustapeln», fügt Silvan Steinmann, Geschäftsführer von Arthur Bründler an.

Dasselbe System gibt es zudem in einer mobilen Variante. Sie misst 900 × 560 × 970 mm und nimmt bis zu zehn Schwenktablare auf. Ausserdem ist der Wagen mit einer genuteten Rückwand ausgestattet. Dort können verschiedene Halterungen – beispielsweise für Akku-Schrauber – individuell eingehängt werden.

Schluss mit dem Kabelsalat

Ordnung in das Gewirr aus Kabeln und Schläuchen bringt der Handmaschinenrüstwagen von Barth. Er ist mit einem schwenkbaren Galgen ausgerüstet, an dem sämtliche Leitungen entlangführen. Der Korpus selbst bietet genug Platz für einen Staubsauger, Elektrowerkzeuge sowie weiteres Zubehör wie Zulagen oder Spannvorrichtungen.

Der Schreiner hat also unzählige Möglichkeiten, den Arbeitsplatz rund um die Hobelbank zu optimieren. «Wichtig ist, sich darüber Gedanken zu machen, wie und für welche Zwecke solche Hilfsmittel eingesetzt werden sollen. Und teilweise kommt man nicht darum herum, es den Mitarbeitern zu erklären, damit sie die Lösungen effizient einsetzen können», sagt Silvan Steinmann.

Wie am Anfang des Artikels erwähnt, geschieht das bei der Hobelbank genauso. Diese benötigt übrigens auch gelegentlich etwas Pflege. Dafür bietet die Firma Wettstein sogar einen speziellen Service an: Sie kommen im Betrieb vorbei und bringen die Hobelbank auf Vordermann.

www.ineichen.chwww.gropp.chwww.kurmann-mechanik.chwww.bruendler.ch

ph

Veröffentlichung: 19. November 2015 / Ausgabe 47/2015

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