Sein eigenes Ding bauen

Matteo Bussinger (20) mit den Gerätschaften für seine Hobbys: einer Drohne und den Longboards, die er als Schreiner selbst herstellt. Bild: Manuela Ziegler

Leute. Ein knappes Jahr hat der 20-jährige Matteo Bussinger sein Schreinerzeugnis EFZ in der Tasche, und er wurde von seinem Lehrbetrieb, der Schreinerei Fehlmann in Müllheim TG, übernommen.

Bussinger sei sehr zufrieden mit seiner aktuellen Position als Maschinist. «Die Arbeit sieht für viele einseitig aus, für mich ist sie aber vielseitig, weil ein gewisser Teil vorprogrammiert ist, andere Anweisungen für die Maschine muss ich noch manuell einstellen», sagt der junge Mann, der in Frauenfeld wohnt. Schon eilt er zwischen CNC-Fräse und Kantenanleimmaschine hin und her und zeigt die bearbeiteten Bretter mit Kanten, Lochbohrungen und Nuten. Schon als Kind sei er gut mit den Händen gewesen, erinnert er sich, habe anfangs gebastelt, später zum Beispiel Modellflieger gebaut. Sein Vater, ein gelernter Polymechaniker, und seine Mutter, gelernte Dekorationsnäherin, haben ihm das handwerkliche Geschick vermutlich in die Wiege gelegt. Als Teenager entfachten dann Trends auf Social Media seine Leidenschaft fürs «Bauen» anderer Art. Zwei Hobbys sind daraus entstanden: Drohnenfliegen und Downhill-Fahren mit dem Longboard. «Die Parallele beider Hobbys besteht darin, dass ich mir Bauteile für mein eigenes Ding jeweils kaufe und sie dann zusammenbaue», sagt er. Bei den sogenannten «First-Person-View»-Drohnen, kurz FPV, fasziniere ihn das Fliegen mit der virtuellen Brille und die Steuerung. Es seien sehr dynamische Aufnahmen im Vergleich zu einer Drohnenkamera, und man könne schneller, aggressiver und engere Radien fliegen. Für die Grösse seines Drohnenmodells hat er eine Prüfung beim Bundesamt für Zivilluftfahrt abgelegt.

«FPV-Drohnen liefern dynamische Aufnahmen, und ich kann mit ihnen aggressiver, schneller und engere Radien fliegen.»

Fürs Downhill-Longboardfahren dagegen ist keine Prüfung nötig: «Mir geht es darum, so gut wie möglich zu fahren», sagt Bussinger. Die Tricks fürs Sliden und Balancieren will er immer besser beherrschen. Bei Geschwindigkeiten von 60 km/h und mehr auf Bergstrassen trägt er eine Ausrüstung aus Helm, Handschuhen und Schützern an Rücken, Ellbogen und Knien. Immer mal fährt er auch bei privaten Events mit. Inzwischen hat er seine eigene Boardmarke «@manta_boards» entwickelt und bewirbt sie über soziale Netzwerke. Die ersten Prototypen sind in der Testphase, als nebenberuflicher Erwerb ist das für ihn denkbar. Zwei Konstruktionsprinzipien nutzt er für seine «Bretter». Variante 1 besteht aus verleimtem Schichtholz – meist hartes Ahornholz –, wird lackiert und schliesslich in Form gepresst. Variante 2 hat einen massiven Kern aus weichem Pappelholz, eine umlaufenden Kante aus Polyurethan sowie eine Ober- und eine Unterseite aus Faserverbundwerkstoff Carbon und wird ebenfalls zum Schluss in Form gepresst. Die zweite Variante bezeichnet er als aufwendiger und hochwertiger. Die Steifigkeit der Boards ermöglicht jeweils hohe Geschwindigkeiten.

Mit dem Werkstoff Holz hat er als junger Berufsmann bereits viel Erfahrung sammeln können – bei den Swiss Skills 2022 hat er Platz 8 belegt. «Longboards zu bauen, hat viel mit meinem Beruf zu tun», sagt Bussinger. Die Werkstatt seines Arbeitgebers darf er nutzen. Er begleicht die dafür anfallenden Maschinenstunden. Oft nach Feierabend oder den halben Samstag fräst, verleimt oder schleift er an seinen Prototypen. Es sind keine Longboards für jedermann. Bei so viel Leidenschaft trifft es sich gut, dass seine Kollegen entweder sein Hobby teilen – oder mit ihm zusammen täglich in der Werkstatt arbeiten.

 

Manuela Ziegler

Veröffentlichung: 09. Juni 2025 / Ausgabe 23/2025

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