Sesam, öffne dich


Die Bar von Remo Fenske lässt sich öffnen, schliessen und drehen. Bild: Fust Schreinerei Wil


Die Bar von Remo Fenske lässt sich öffnen, schliessen und drehen. Bild: Fust Schreinerei Wil
Freizeitwettbewerb. An der Ostschweizer Frühlings- und Trendmesse in St.Gallen konnte sich Remo Fenske kaum vor Kaufangeboten für seine exquisite Bar retten. Der Lernende aus dem thurgauischen Wilen gewann den Lehrlingswettbewerb.
Das Möbel von Remo Fenske ist eine Wundertüte und wirkt wie eine auf dem Kopf stehende Schatulle. Öffnet man diese, kommt eine elegante Bar mit verschiedenen Fächern und Schubladen für Gläser und Flaschen zum Vorschein. Der Lernende der Schreinerei Fust in Wil SG hat sich ins Zeug gelegt und aus Nussbaum eine hochwertige Ausstattung mit vielen Details geschaffen. Zum Beispiel sind da die selbstgemachten Schubladengriffe, die Remo mit viel Aufwand aus Massivholz gefertigt hat, die gezinkten Schubladen oder die Weinabteile, die durch ein Stecksystem zusammengehalten werden. Den grössten Aufwand hatte der 19-Jährige mit der «Schatullenhülle». Diese besteht nämlich aus Teilen von 100 alten Weinkisten. «Ich wusste zuerst nicht, wo ich so viele Weinkisten herkriege. Über ricardo.ch fand ich dann einen Wirt, der seine Kisten loswerden wollte. Von den 230 gekauften habe ich 100 Stück für das Möbel gebraucht. Natürlich habe ich nur die schönsten Exemplare verwendet», erzählt der sympathische Lernende. Nicht nur die Recherche und Besorgung der Kisten war aufwendig, sondern auch die Verarbeitung, da die Kisten qualitativ und volumenmässig unterschiedlich waren. Remo musste sie deshalb maschinell vereinheitlichen, das heisst auf die gleiche Grösse zuschneiden und auf die gleiche Dicke hobeln und schleifen. Eine besondere Herausforderung waren die eingebrannten Markenlogos. «Diese musste ich mit sehr viel Fingerspitzengefühl bearbeiten, damit die wunderschönen Musterungen nicht beschädigt oder sogar verloren gingen. Anschliessend habe ich die Aussenteile noch mit Klarlack überzogen.» Die Mühe hat sich gelohnt, Remo Fenske gewann mit seiner Arbeit am Lehrlingswettbewerb des Schreinerverbands des Kantons St.Gallen, der VSSM-Sektion Thur-Linth und des Fürstentum Liechtenstein aus 80 Einreichungen den ersten Platz. Und nicht nur das: An der Ostschweizer Frühlings- und Trendmesse OFFA, wo sein Möbel ausgestellt wurde, erhielt er mehrere Kaufangebote. «Der Prototyp ist für meine Eltern bestimmt. Aber wer weiss, vielleicht gibt es die Bar bald in unserer Schreinerei zu kaufen.»
Den zweiten Rang holte sich Melanie Rüegg aus Dietfurt. Die 18-jährige Lernende der Gebrüder Scheiwiller AG in Ebnat-Kappel SG wollte für den freiwilligen Wettbewerb etwas Spezielles schaffen und baute sich ein Möbel, das man als eine Mischung aus einer modernen Bar und einem Sideboard bezeichnen kann. Ihr Möbel sieht aus wie ein gedachtes X und verfügt dementsprechend über zwei Diagonalen. «Das Schräge passt einfach zu mir», lacht die kecke Jungschreinerin mit Kurzhaarfrisur. Sie musste viel mit den verschiedenen Winkeln experimentieren, bis alles stimmte und das hohe Möbel auch stabil war. Melanie hat für ihr Objekt weisse MDF-Platten verwendet. Türchen und Rahmen sind aus massivem Nussbaum, das Mitteltürchen und die Baroberfläche sind mit Nussbaum furniert. Die Arbeit habe der Lernenden im dritten Lehrjahr Spass gemacht, und sie habe viel dabei lernen können. Es sei auch eine gute Übung für die Zwischenprüfung gewesen. Der zweite Platz kam für Melanie sehr überraschend. «Ich bin erschrocken über meinen Erfolg», sagt sie und lacht. Ebenfalls nicht mit einer Platzierung in den Top Drei hat Julia Schlauri aus Gossau SG gerechnet. Die 17-Jährige ist im zweiten Lehrjahr bei der Türmlihuus Lombriser AG in Flawil SG. Sie hat auch am freiwilligen Wettbewerb mitgemacht, um Neues auszuprobieren. «Ich habe viel gelernt und konnte vor allem beim Planungsprozess profitieren.» Julia fertigte ein rechteckiges Möbel aus Schwarznuss an, das rundum mit satiniertem Glas umfasst ist. Besonderes Merkmal ist ein Schweizerkreuz in der Mitte, das aus einer Schublade und zwei Leerräumen besteht. Zwei Türchen aus Altholz umklammern das Kreuz. «Es war eine Herausforderung, die richtigen Scharniere für die Türchen zu finden.» Das Altholz stammt übrigens von einer alten Scheune, in der früher Kühe und Schweine der Familie Schlauri hausten. «Ich musste sorgfältig mit dem alten Holz umgehen, damit es nicht auseinanderfiel. Zudem musste ich das Holz entwurmen, damit nicht plötzlich ungebetene Gäste im Wohnzimmer herumkriechen.» Weiter habe sie es gebürstet, damit es ein wenig heller wurde.
80 Schreinerlernende aus dem Kanton St.Gallen und dem Fürstentum Liechtenstein haben am Lehrlingswettbewerb teilgenommen, der alle drei Jahre durchgeführt wird. Die 30 besten Arbeiten wurden an der Ostschweizer Frühlings- und Trendmesse OFFA gezeigt. Die Jury wie auch die OFFA-Besucher konnten ihre Stimme für die Möbel abgeben. Die neun Lernenden, die für ihre Arbeiten am meisten Punkte erhalten haben, dürfen am nationalen Nachwuchswettbewerb der Holz 2016 in Basel teilnehmen und ihre Möbel dort ausstellen.
Veröffentlichung: 02. Juni 2016 / Ausgabe 22/2016
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