Solide Basis mit Mehrwert

Die Sockelversion aus Holzwerkstoffen ist in der Schweiz weit verbreitet. Bild: Roland Wildi

Küchensockel.  Der Sockel ist das Fundament jeder Küche. Heute existieren viele verschiedene Konstruktionsarten, welche die Produktion und Montage effizienter machen. Mit zusätzlichen Ausstattungen wird er zudem funktionell noch interessanter.

Wer schon einmal eine Küche montiert hat, weiss: Wenn der Sockel korrekt gesetzt wurde, ist ein wichtiger Meilenstein erreicht. «Da der Sockel oft zurückstehend und gegenüber den Möbeln seitlich versetzt ist, ist die Positionierung anspruchsvoll», sagt Elijah Sneep, Projektleiter bei der Hüsser Innenausbau AG. «Daher erstellen wir für jedes Küchenprojekt einen individuellen Sockelplan im Grundriss, der dem Montageteam genau aufzeigt, wie dieser platziert werden muss.» Die Firma mit Sitz in Bremgarten AG ist auf Küchenbau spezialisiert.

Die Überlegungen beschränken sich aber nicht nur auf das Thema Montage, und es lohnt sich, die wichtigsten Aspekte und neusten Lösungen zu kennen.

Die Effizienz gibt die Richtung vor

Es empfiehlt sich, die Konstruktion des Sockels mittels betriebseigener Norm zu regeln. Das steigert die Effizienz gegenüber verschiedenen Lösungen, da den Mitarbeitenden sämtliche Details, die Materialien, Beschläge und Techniken vertraut sind. Der Betrieb kann bei Herstellung und Montage Zeit sparen und die Kosten für Materialien optimieren.

Die genaue Ausführung ist oft Gegenstand von Diskussionen, besonders wenn Details neu definiert oder überarbeitet werden sollen. Kein Wunder also, dass die Konstruktion des Sockels in vielen Betrieben zum handfesten Politikum wird. «Aus meiner Sicht ist primär wichtig, dass die Konstruktion zu den eigenen Fertigungsprozessen passt und die Effizienz im Vordergrund steht», meint Sneep. Dabei gibt es oft kein Richtig oder Falsch.

Die Anforderungen und Voraussetzungen sind sehr unterschiedlich. Je nach Auftragsarten, Standardmaterialien, Maschinenpark und Planungsart sind unterschiedlichste Lösungen möglich und sinnvoll. Es empfiehlt sich, persönliche Vorlieben und Vorurteile gegenüber anderen Lösungen beiseitezulegen, denn Möglichkeiten sind genügend vorhanden, und diese sollten auch geprüft werden.

Grundkonstruktion als Ausgangspunkt

Wurden Sockellösungen früher oft mühsam geschiftet, haben sich heute Sockelsteller oder Sockelfüsse mehrheitlich durchgesetzt. Die Höhenverstellung funktioniert dabei mittels Drehfunktion. Dafür spricht die Zeiteinsparung bei der Montage, das exakte Ausrichten und die Funktion als Konstruktionselement, welche ein Sockelfuss zudem übernimmt. Dort, wo der Fuss eingesetzt wird, braucht es kein aufrechtes Sockelteil. Die Platzierung des Fus-ses richtet sich grundsätzlich nach der Einteilung der Küchenmöbel, welche später auf dem Sockel platziert werden. Der Sockel und damit die Sockelfüsse müssen das Gewicht der Korpusse tragen. «Die Füsse werden idealerweise unterhalb der Möbelseiten platziert. So nehmen sie das Gewicht am besten auf, und die Sockelfläche verformt sich nicht», empfiehlt Sneep.

Positionierung der Stellfüsse

Wo dieser Sockelfuss allerdings genau befestigt wird und zum Einsatz kommen soll, ist eine weitere wichtige Entscheidung. Bei Sockelhöhen ab ca. 40 mm stehen grundsätzlich drei Varianten zur Verfügung:

  • Ein Sockelfuss wird direkt an das Küchenmöbel befestigt. Das Herstellen und Ausrichten eines Sockels entfällt bei dieser Variante, dafür muss jedes Möbel einzeln ausgerichtet werden. Das sichtbare Vorderstück wird mittels Clips an die Füsse befestigt. Dieses Prinzip ist eher im Objektbereich und bei im Ausland hergestellten Küchen verbreitet.
  • Der Sockel wird als separates Element ausgeführt. Aufrechte oder liegende Sockelteile bilden die sogenannte «Sockelleiter». Das sichtbare vertikale Vorderstück bildet den Abschluss gegen aussen.
  • Der Sockel wird als separates Element ausgeführt, aber eine flächige Platte bildet die Sockelfläche. Vorne wird das sichtbare, vertikale Vorderstück befestigt. Dieses Prinzip lässt sich auch für einen sehr niedrigen Sockel nutzen. Dann besteht dieser nur aus einer Platte mit Sichtkante vorne. Sockelsteller mit kleiner Einbauhöhe sind in der Platte versenkt und werden nur genutzt, um diese auszurichten.

In der Schweiz üblich

«Die Schweiz arbeitet im Handwerk nach wie vor mit festverbauten Holzsockeln, wobei ein Trend hin zu Sockelfüssen zu beobachten ist», sagt Walter Anderegg von der Opo Oeschger AG in Kloten ZH. Die Firma bietet Lösungen für viele Anwendungen im Sockelbereich wie eine breite Palette an Sockelstellern und -füssen.

Die meisten Schreiner nutzen also statt direkt verbauter Füsse am Möbel den Holzsockel, welcher als eigenes Element gebaut wird. Gründe dafür sind neben der Hochwertigkeit des Produkts die Möglichkeit des einfachen Ausrichtens, der Stabilität des Elements sowie die Möglichkeit, Geräte direkt auf dem Sockel zu platzieren.

Ist die Konstruktionsart des Grundelements geklärt, kann auch der genaue Typ des Sockelfusses definiert werden. Die meisten Lösungen lassen sich über ein Gewinde nivellieren. «Es lohnt sich auch einmal, Tests zu machen», rät Sneep. Da die Entwicklung ständig fortschreitet, sollte man auch regelmässig prüfen, ob neue Lösungen optimaler sind.

Gestaltung und Nutzen

Die Grundkonstruktion eines Sockels bleibt als konstruktives Element an der fertigen Küche meist verborgen. Sichtbar ist hingegen das Vorderstück. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten für die Gestaltung. Dabei kann das Sockelvorderstück zurückstehend, frontbündig oder die Front selbst knapp über den Boden laufend ausgeführt werden. Auch die Höhe des Sockels ist wichtig. «Der bündige oder durch die Front verdeckte Sockel erscheint elegant und schlicht, ist aus meiner Sicht aber im Küchenbereich nicht überall sinnvoll», stellt Sneep fest. «Dort, wo gearbeitet wird, braucht es meist einen zurückstehenden Sockel, damit Personen genügend nahe an der Arbeitsfläche stehen können.» Im Bereich der Hochschränke, bei Inseln oder bei Sichtseiten, wo das nahe Herantreten nicht nötig ist, können die Fronten dagegen bis zum Boden laufen und damit eine interessante, gestalterische Abwechslung bringen.

Indirektes Licht

«Ein weiterer Vorteil von zurückstehenden Sockeln ist, dass sie sich zur Beleuchtung eignen», sagt Anderegg. Durch den Einsatz einer effektvollen Sockelbeleuchtung kann einer Küche optisch ein ganz anderes Erscheinungsbild verliehen werden. Die passende Beleuchtung rückt eine hochwertige Küche im wahrsten Sinne des Wortes ins richtige Licht. Beim Thema Licht haben sich LED-Streifen durchgesetzt. Für den Schreiner hat diese Technik den Vorteil, dass viele Komponenten selbstständig geplant und montiert werden können. Der Elektriker muss meist nur eine geschaltete Steckdose für die Bedienung per Lichtschalter installieren. Die Kundschaft kann auch in diesem Bereich umfassend beraten und bedient werden, was das Auftragsvolumen und die Wertschöpfung für die Schreinerei vergrössert. Die meisten Händler bieten diverse Produkte und Lösungen. «Wir haben einen Online-Konfigurator für LED-Beleuchtungskomponenten auf unserer Homepage. Dieser ist benutzerfreundlich und intuitiv», sagt Reto Sommer von der Rudolf Geiser AG in Langenthal BE. Die nötigen Komponenten sind aufeinander abgestimmt und können individuell auf Mass und in verschiedenen Qualitäten bestellt werden. Auf diese Weise lassen sich Planungsfehler reduzieren.

Die technischen Details im Fokus

Bei der Ausführung des Küchensockels gibt es neben der Konstruktion je nach Situation einige wichtige Themen zu beachten. Werden vonseiten Bauherr oder Architekt spezielle Schallschutzanforderungen gestellt, muss sich die Ausführung und Wahl der Beschläge nach diesen Vorgaben richten. Der Sockel ist mittels spezieller Schallschutzkomponenten, meist aus Gummi, konsequent und sauber vom Baukörper zu entkoppeln. Die Sockelfüsse werden mit Unterlagen versehen und die Vorderstücke mit Trennstreifen unterlegt.

Der Sockelbereich kann als Installationsraum für Kabel und Leitungen aller Art genutzt werden. Die heute weit verbreiteten Kochfelder mit integriertem Dampfabzug nutzen verschiedene Arten von Abluftkanälen, welche im Sockelbereich geführt werden müssen. Die Verteilereinheiten von Bodenheizungen sind oft im Sockel eines Schrankes anzutreffen, wo sie mittels Servicedeckel zugänglich sein müssen. Diese Installationen müssen bei der Planung einfliessen, damit das fertige Element passt.

Sneep erklärt: «Einen leichten Vorteil sehe ich hier bei der Sockellösung mit Platte, da diese keine aufrechten Sockelhinterstücke aufweist. Eine Sockelplatte lässt sich auf der Baustelle problemlos ausschneiden, und die Sockelfüsse können rasch versetzt werden. Ebenso lassen sich Leitungen relativ frei unter dem Sockel zwischen den Füssen einlegen, ohne dass Sockelteile in den Weg kommen.»

Hilfreiche Möglichkeiten

Der Sockel bietet zusätzlichen Stauraum und Funktionalität. Hier können demontierbare Möbelböden sowie Deckel und Klappen als unsichtbare Zugänge dienen. Ebenso lässt sich der Bereich mit Schubladen ausstatten, welche mittels Tip-On-Funktion bedienbar sind. Man kann eine Klappleiter im Sockel unterbringen. Mit «Blum Spacestep» lässt sich bei einer Sockelhöhe zwischen 150 und 250 mm eine Schublade mit integrierter Trittfläche entweder frontbündig oder zurückversetzt einbauen. Nachdem die Schublade geöffnet wurde, senkt sich die rutschfeste Trittfläche durch das Betreten bereits ab acht Kilogramm Belastung ab und steht fest auf dem Boden.

Als intensiv genutzter Arbeitsplatz muss die Küche regelmässig gereinigt werden. Ab einer Sockelhöhe von 100 mm hilft hier der Einbau-Sockelsauger «Ritter BVC 10». Er lässt sich mittels Knopfdruck ein- und ausschalten. Schmutz kann vor die Saugeröffnung gekehrt und weggesaugt werden. Wenn dagegen der Einsatz eines Roboterstaubsaugers gewünscht ist, kann für die Ladestation eine Sockelnische auf Mass ausgebildet werden. Der Roboter verschwindet nach erledigter Arbeit elegant unter der Küche. Wer die Möglichkeiten erkennt, kann jedem Sockel interessante Funktionen verleihen, einen grossen Mehrwert für die Kundschaft schaffen und sich mit individuellen Lösungen abheben.

www.huesser-innenausbau.chwww.opo.chwww.gela.ch

Wassermelder

Bei Feuchte geht der Alarm los

Jeder Küchensockel steht auf dem Boden, und daher besteht immer die Gefahr eines Wasserschadens. Bei der Küche ist dieses Risiko besonders hoch, da das Element Wasser im Bereich der Spüle und im Bereich von Küchengeräten wie der Geschirrspülmaschine omnipräsent ist.

Viele Schreiner verwenden wasserfeste Holzwerkstoffe und mit PU-Leim geklebte Kanten bei Sockelvorderstücken. Diese Mühe ist vergebens, wenn Wasser für längere Zeit unbemerkt ausläuft. Hier kann ein Wassermelder wie der «Leck-Puck» (Bild) helfen, das zu erkennen. Beispielsweise unterhalb des Spülbeckens im Bereich des Abfallmöbels platziert, meldet sich das batteriebetriebene Gerät mit rund drei Jahren Laufzeit bereits bei kleinen Wassermengen oder niedrigem Batteriestand mit einem Piepton.

Roland Wildi, RW

Veröffentlichung: 19. Oktober 2023 / Ausgabe 42/2023

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