Tanzen, bis der Morgen erwacht


Dass Tanzen verbindet, hat Partydancer Philipp Abegg selbst erfahren. Der 44-jährige Schreiner hat dabei seine Frau Renate kennengelernt. Bild: Caroline Schneider


Dass Tanzen verbindet, hat Partydancer Philipp Abegg selbst erfahren. Der 44-jährige Schreiner hat dabei seine Frau Renate kennengelernt. Bild: Caroline Schneider
Eine gewisse Anspannung ist spürbar im Tanzlokal Dukes im zürcherischen Sihlbrugg. An der Decke dreht sich eine silberne Discokugel, die von farbigen Scheinwerfern beleuchtet wird. Sie wirft rotgrüne tanzende Punkte über die Wände. Es ist Sonntagabend; rund zehn Paare haben sich eingefunden, um Discofox zu lernen. Philipp Abegg, der Tanzlehrer, begrüsst sie mit einem charmanten Lächeln. Er versteht es, die Leute abzuholen, insbesondere die Männer, die etwas steif dastehen und nicht so recht wissen, was da auf sie zukommt. Geschickt nimmt der erfahrene Tänzer ihnen ihre Unsicherheit. Denn aus eigener Erfahrung weiss er, wie schwierig es zu Beginn ist. «Ich hatte selbst zwei linke Füsse. Aber da ich unbedingt tanzen lernen wollte, blieb ich dran, auch wenn ich vielen Frauen auf die Füsse getreten bin.» Begonnen hat seine Tanzkarriere in den Jugendjahren. Als er 17 Jahre alt war, erregte eine hübsche Tanzlehrerin im Dorf seine Aufmerksamkeit. «Ich war geblendet von der Eleganz und der Leichtigkeit, die sie beim Tanzen ausstrahlte.» Und so hat sich der damalige Schreinerlernende für den Rock'n'Roll-Kurs angemeldet. Was Philipp Abegg ausmacht: Wenn er sich entschliesst, etwas zu tun, dann tut er es richtig. Und weil er bald zu einem richtig guten Tänzer wurde, haben ihn verschiedene Tanzlokale als Partydancer engagiert.
«Als Partydancer forderst du Frauen zum Tanzen auf. Es gelten klare Regeln, die jeder Partydancer zu befolgen hat.» So habe jede Frau maximal drei Lieder zugute. Es sei verboten, zweimal mit derselben Frau zu tanzen. «Ausserdem ist der Konsum von Alkohol strikte untersagt», erklärt Abegg. Als Partydancer hat er auch brenzlige Situationen kennengelernt.
«Wenn zu viel Alkohol im Spiel ist, wird es unangenehm. Dann fängt die soziale Enthemmung an und unkontrollierbare, sexuelle Impulse werden zum Ausdruck gebracht – egal ob Frau oder Mann.» Abegg hat im Laufe der Zeit gelernt, mit solchen Situationen umzugehen. In seinen intensivsten Partydancer-Zeiten war er drei Abende pro Woche engagiert. «Bis fast drei Uhr morgens tanzte ich durch und stand um sieben Uhr wieder auf der Matte.» Seit acht Jahren unterrichtet der Schreiner in seiner Freizeit klassische Tänze wie Jive oder Discofox. «In meinen Tanzkursen haben schon einige Paare zusammengefunden», sagt er und schmunzelt. Er selbst lernte seine Frau Renate als Partydancer kennen. «Die Regel, nicht zweimal mit derselben Frau zu tanzen, machte es uns nicht einfach. Es dauerte Wochen, bis wir einander näherkamen.» Doch die anfängliche Geduld hat sich ausgezahlt. Heute unterrichten die beiden sogar gemeinsam. «So wie sich Paare gefunden haben, sind Paare aber auch wieder auseinandergegangen. Beim Tanzen kommt die ganze Paardynamik zum Ausdruck, und die Tanzsituation wird zum Spiegel der Beziehung», schildert Abegg seine Beobachtungen. Für die Angefressenen gibt der Schreiner auch Privatunterricht bei sich zu Hause, wo er einen Raum im Keller eingerichtet hat.
Was ihm am Unterrichten und Tanzen vor allem Spass macht, ist der gesellige Teil: «Aus Kunden werden mit der Zeit richtige Freunde.» Dieselbe Leidenschaft wie für den Foxtrott und den Jive empfindet der Schreiner auch für seinen Beruf.
Er liebt es, den ganzen Tag an den Maschinen zu arbeiten. «Bei den grossen Maschinen bin ich zu Hause.» Schnelligkeit und PS faszinieren ihn. Sein grösster Traum ist es, einmal mit einem schnellen Auto auf die Rennstrecke zu gehen.
«Beim Tanzen kommt die ganze Paardynamik zum Ausdruck, und die Tanzsituation wird zum Spiegel der Beziehung.»
Veröffentlichung: 28. September 2017 / Ausgabe 39/2017
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