Temporeich durchs Leben

Beim Flicken von defekten Flipper-kästen kann sich Thomas Anklin (56) richtig entspannen. Bild: Franziska Gertsch

Der Grund, weswegen Thomas Anklin bei diesem Interviewtermin sitzt, ist seine Leidenschaft fürs Skifahren. Doch da ist noch viel mehr. Dass er Zeit für ein Treffen gefunden hat, ist nicht selbstverständlich. Der Schreinermeister aus Riehen bei Basel ist ein richtiger Hansdampf in allen Gassen. Das soll nicht abwertend sein – nein, denn der 56-Jährige ist ehrgeizig und tut das, was er tut, mit Freude, aber auch mit Präzision und Ausdauer, wie er selbst sagt. Schon als 18-Jähriger habe er jede freie Minute auf den Skiern verbracht, erinnert er sich. Heute ist er im Winter immer noch so viel wie möglich auf der Piste, fährt mit Familie und Freunden für Skiwochenenden oder Ferien in die Berge. Im Skiclub Reinach ist «Aenki» oder «Tombiber», wie ihn seine Kollegen nennen, seit 27 Jahren Mitglied und seit 6 Jahren im Vorstand. «Skifahren ist eine tolle Freizeitbeschäftigung. Man ist draussen in den Bergen und bewegt sich», erklärt er. Auch seine Frau lernte er an einem Skiweekend kennen. Noch heute teilen sie die Leidenschaft für den Schneesport, und auch die 13-jährige Tochter ist skibegeistert. «Zum Glück, so ist Skifahren auch Familienzeit», sagt Anklin. Oft fährt er ins Berner Oberland oder nach Österreich, «in grosse und anspruchsvolle Gebiete», wie er sagt. Auf der Piste sei er heute eher der Abfahrer, ihm gefalle das Tempo.

Rasant ist Anklin auch sonst im Leben unterwegs: Er führt eine Schreinerei in Muttenz und unterrichtet nebenbei an der Gewerbeschule Basel. Mindestens einmal die Woche spielt er Bowling, ausserdem ist er aktiver Golfer. Mit dem Skiclub organisiert er regelmässig Events. In diesen Tagen Ende Februar, vor der Basler Fasnacht Anfang März, ist besonders viel los: Jedes Wochenende arbeitet er mit seiner Clique an einer Schnitzelbank und einem aufwendigen Fasnachtswagen.

Als ob das alles noch nicht genug wäre, vergnügt er sich manchmal damit, für grosse Gesellschaften gediegene Abendessen zu kochen. «Da stehe ich dann auch mal zwei Tage lang in der Küche», sagt der Hobbykoch lachend. Dank seiner beruflichen Tätigkeit und vieler Hobbys hat Anklin ein weitverzweigtes Beziehungsnetz. Daher überrascht es auch nicht, dass er aktuell Präsident des baselstädtischen Lions Clubs Passerelle ist. Ob es ihm nicht manchmal zu viel wird? «Nicht unbedingt», sagt er, er möge die Abwechslung im Leben.

«Ich denke schnell, entscheide schnell, esse schnell und gehe schnell. Ich brauche die ständige Herausforderung», erklärt er. Ausserdem engagiere er sich gerne. Insbesondere für die Jugendförderung. Entschleunigung findet der Schreiner ausgerechnet in einem weiteren Hobby: Er flickt in stundenlanger Arbeit defekte historische Flipperkästen. 13 Stück kann er bereits sein Eigen nennen, der älteste hat Baujahr 1963. «Das Knobeln, bis ich den Fehler finde, erfordert volle Konzentration. Das entspannt mich und ist ein toller Ausgleich.» Trotz der Zufriedenheit im ausgefüllten Alltag freut sich der Schreiner auf sein Fernziel in vier Jahren. Dann gönnt er sich eine Auszeit und geht mit der Familie für ein ganzes Jahr nach Nordamerika, wo viele Bekannte und Verwandte wohnen. Neben Reisen quer durch die USA steht dann auch Skifahren in Kanada auf dem Programm.

Dank seinem Geschäftspartner, der dereinst den Betrieb übernehmen wird, kann er sich problemlos für ein Jahr ausklinken. «Auf unser grosses Abenteuer freue ich mich, denn ich möchte auch einmal einfach nur geniessen», sagt Anklin. «Und wenn ich zurückkomme, gönne ich mir mehr Zeit und Raum.»

«Ich denke schnell, entscheide schnell, esse schnell und gehe schnell. Ich brauche die ständige Herausforderung.»

fg

Veröffentlichung: 20. Februar 2020 / Ausgabe 8/2020

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