Trotz Fernweh der Heimat verbunden


Der gelernte Schreiner Pius Hürlimann (63) in seinem Ornat als Gemeindeweibel. Bild: Caroline Schneider


Der gelernte Schreiner Pius Hürlimann (63) in seinem Ornat als Gemeindeweibel. Bild: Caroline Schneider
Leute. Seit letztem Jahr ist der gelernte Schreiner Pius Hürlimann Gemeindeweibel von Hünenberg ZG.
Nachdem er sich 2019 für ebendiese Gemeinde in der SRF-Sendung «Mini Schwiiz, dini Schwiiz» stark machte, wurde er vom Gemeinderat für das Amt des Vizeweibels angefragt. Im letzten Jahr ist er dann nachgerutscht ins Amt des Gemeindeweibels.
«Ich habe Zeit», sagt der 63-Jährige. Er sei politikaffin, tief verankert in der Region und möge Menschen. Deshalb wollte er sich für seine Gemeinde engagieren. Ungefähr 10 bis 15 Einsätze fordert dieses vielseitige Amt. Ein Gemeindeweibel erledigt für die Gemeindeverwaltung Botengänge und übernimmt formelle Aufgaben. Manchmal müsse er amtliche Post persönlich überreichen. Er ist zugegen, wenn die Polizei die Wohnung eines abwesenden Mieters betreten muss. «Ich überprüfe, ob alles rechtens zu- und hergeht.» Er werde auch beigezogen für Wohnungsabnahmen.
«Da notiere ich Dinge, über die sich die Parteien nicht einig sind.» Seine Aufgabe sei es, zu vermitteln, den Ball flach zu halten oder zu beschwichtigen. Aber auch repräsentierende Aufgaben übernimmt er, und zwar immer dort, wo die Gemeinde eine offizielle Aufgabe innehat. So zum Beispiel, wenn ein ehemaliger Gemeinderat beerdigt wird. Dann steigt er in den Ornat, das typische Gewand des Gemeindeweibels: blauer Mantel, schwarzer Hut und Weibelstab. Im Ornat schreitet er jeweils an der Fronleichnam-Prozession mit. Zudem ist Hürlimann an allen vier Abstimmungssonntagen vor Ort an der Urne und im Wahlbüro und übergibt die versiegelten Wahlzettel der Staatskanzlei. An Gemeindeversammlungen übt er Aufsicht und zählt Stimmen. Kurz und gut: Hürlimann ist bei offiziellen, amtlichen Anlässen dabei, um für Ordnung zu sorgen. Wenn er über sein Amt spricht, spürt man die Verbundenheit für seine Gemeinde.
«Für mich endete die Welt damals beim Lindenberg. Das war mein Horizont.»
Hürlimann ist in Hünenberg geboren und hat bis zum Lehrabschluss nichts anderes gesehen als diese Ortschaft. In dieser Zeit schlug er tiefe Wurzeln. «Als Sohn einer Bauernfamilie konnten wir uns damals keine Ferien leisten. Wir hatten auch kein Auto, um irgendwo hinzufahren.» So kannte der junge Pius jeden Quadratmeter seiner unmittelbaren Umgebung.
«Für mich endete die Welt damals beim Lindenberg. Das war mein Horizont.» Nach seiner Schreinerlehre jedoch wollte er aus seinem engen Radius ausbrechen. Aufgrund seines Asthmas musste er den Schreinerberuf an den Nagel hängen. Dazu sagt er: «Aus einem Handicap ist eine Chance entstanden.» Nach der Holzfachschule und der Meisterprüfung sei er in die Holzindustrie und später in den Holzhandel eingestiegen. 20 Jahre lang lebte er in anderen Kantonen, bis er wieder in seinen Heimatort zurückkehrte. Auch in seiner Freizeit verspürte er Nachholbedarf. Die Seefahrt hat ihn schon immer gereizt. Der Hünenberger erwarb nach dem Segelbrevet den Hochseeschein und ging ein paar Jahrzehnte lang auf Segeltörns: Karibik, Mittelmeer, Kanarische Inseln, Ostsee. Stets trieben ihn seine Neugier und sein Entdeckergeist an. Einmal bereiste er mit einem Frachtschiff ganz Europa.
«Ich wollte wissen, wie auf einem Frachter die Navigation und die Kommunikation über Funk funktionieren. Vor meiner Kabine lagerten 1500 Tonnen Ammoniumnitrat – ein eigenartiges Gefühl.» Im Winter flüchtet er ab und zu nach Afrika in warme Gefilde. Jedes Mal aber kommt er gerne wieder zurück nach Hünenberg. Zurück zu seinen Wurzeln. Zurück zu seiner ihm lieb gewonnenen Heimat.
Veröffentlichung: 17. April 2023 / Ausgabe 15/2023
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