Überzeugende Offenheit


Markus Bühler (37) will mit seiner Arbeit als Arbeitsagoge Menschen etwas geben. Bild: Manuela Ziegler


Markus Bühler (37) will mit seiner Arbeit als Arbeitsagoge Menschen etwas geben. Bild: Manuela Ziegler
Leute. An einem Arbeitstisch fügt ein Mitarbeiter Schlauchklemmen mit Kabelbindern zusammen. «Sälü Markus», sagt er zu Markus Bühler und schüttelt ihm die Hand. Beim Rundgang durch die Produktion 1 in der Stiftung Altried in Dübendorf ZH halten manche Beschäftigte einen kleinen Schwatz mit ihm.
Die Stiftung Altried beschäftigt knapp 400 Menschen mit Beeinträchtigungen und bietet ihnen diverse Wohnformen an. Fünf Jahre sind es her, dass Bühlers beruflicher Weg eine entscheidende Wende genommen hat. Er war 14 Jahre Zimmermann gewesen und wollte nicht mehr länger in seinem Lehrberuf arbeiten. So bewarb er sich auf die Stellenausschreibung als Schreiner bei der Stiftung. «Ich zögerte kurz, ob ich der Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigungen gewachsen sein würde», erzählt er. «Beim Schnuppertag hat mich ihre grosse Offenheit sofort überzeugt.» Arbeit mit Menschen liege wohl in seinen Genen: Seine Grossmutter und seine Mutter sowie die Schwester haben soziale Berufe erlernt. Seine Frau und seine Kinder haben ebenfalls keine Berührungsängste und kommen ihn manchmal auf der Arbeit besuchen. Mittlerweile ist Bühler Gruppenleiter von 38 Mitarbeitenden und hat gerade berufsbegleitend einen zweijährigen Lehrgang in Arbeitsagogik abgeschlossen. «Mir war es wichtig, dass ich ein professionelles Verständnis für die Probleme meiner Mitarbeitenden bekomme und so besser mit ihnen umgehen kann», begründet er seine Weiterbildung und erklärt, er habe sehr hohe Ansprüche an sich selbst.
Die Arbeiten in der kleinen Schreinerei sind handwerklich für den Zimmermann problemlos zu bewältigen. Es handelt sich hauptsächlich um Privataufträge, etwa für Zvieribretter oder Holzpuzzles. In der Werkstatt stehen Bandsäge, Hobel- und Schleifmaschine sowie Kreissäge. Dennoch sind nichthölzige Produkte die Kernaufgaben in Bühlers Gruppe. So werden Kunststoffstangen zugesägt, mit zwei Endstücken versehen und auf dem Bau als Abstandshalter genutzt. Bühler entwirft auch Hilfsmittel, wie eine Holzschablone, um die Schläuche von Industriekaffeemaschinen massgenau zu kürzen. Die Produktionsbereiche sind tatsächlich vielfältig: Holz- und Schlosserarbeiten, Postsendungen, Verpackungen und Gravuren, die er je nach Fertigkeiten und Neigungen an seine Mitarbeitenden übergibt. «Im Zentrum meiner täglichen Arbeit steht bei jedem Einzelnen das Fördern und Fordern», sagt Bühler. Wenn weniger Auftragsarbeit zu erledigen ist, schaut er, dass Interessierte zum Beispiel neue Holzpuzzles entwerfen. Zwei Kollegen nehmen ihm auch administrative Aufgaben ab, damit er im direkten Kontakt bleiben kann. Kein Tag sei wie der andere. «Mein Personal hat sehr unterschiedliche Beeinträchtigungen, und darauf muss ich flexibel reagieren und jeweils das individuelle Potenzial berücksichtigen», sagt der Arbeitsagoge. Schwierig findet er es, sich mental abzugrenzen. «Bei manchen Menschen sind sehr viele Schicksalsschläge zusammengekommen», sagt er. «Dadurch schätze ich mehr als früher, was ich habe, weil ich weiss, wie schnell es anders kommen kann.»
In seiner Freizeit spielt er gern Squash und geht im Wald laufen. Kolleginnen aus anderen Berufszweigen belächeln ihn oft, wenn sie von seiner Arbeit hören. Erst allmählich verstehen sie, dass Menschen mit Beeinträchtigungen die Chance zur Wiedereingliederung verdient haben.
Veröffentlichung: 14. April 2025 / Ausgabe 15/2025
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