«Uncle Seppis» Hoffnung


Für den Arbeitsweg in Myanmar benutzte der pensionierte Schreiner Josef Bucheli (76) die Rikscha. Bild: PD


Für den Arbeitsweg in Myanmar benutzte der pensionierte Schreiner Josef Bucheli (76) die Rikscha. Bild: PD
Es war im Jahr 2012. Da stiess der pensionierte Schreiner Josef Bucheli im Internet auf ein Stelleninserat. Darin wurde ein wahrer Allrounder im Ehrenamt gesucht – Schreinermeister, Berufsschullehrer, Kursleiter, der englischen Sprache mächtig, Asienkenner und das alles in einer Person. Die Aufgabe war es, im Center of Vocational Training (CVT) in Yangon, der grössten Stadt des südostasiatischen Staates Myanmar, einheimische Berufsschullehrer mit Berufs- und Lebenserfahrung zu untersützen – Flug, Unterkunft und ein Taschengeld zu- lasten des 2002 gegründeten Fördervereins für Berufsbildung in Myanmar. «Du weisst, wenn du dich meldest, schnappen sie dich. So ein Gesamtpaket wie du bringt sonst niemand mit», prognostizierte Buchelis Ehe- frau – und behielt recht. Der ehemalige Fachlehrer an der Berufsschule Willis-au LU erfüllte nicht nur alle Kriterien, sondern war auch noch Ehrenmitglied im Schreinermeisterverband Luzern und Experte. 2013 reiste er mit einem Koffer Gepäck und unendlich viel Leidenschaft für den Beruf im Herzen nach Yangon. Nach sechs Wochen kehrte er in sein Zuhause in Buttisholz LU zurück, um nach wenigen Monaten wieder nach Yangon zu reisen. Ende 2019 war sein letzter Einsatz. «Eigentlich sollte ich 2020 meinen Nachfolger einführen, doch dann kam Corona», berichtet er. Ob auch die Machtübernahme des Militärs im Land eine Rolle spielte, lässt sich nicht genau sagen.
Jedenfalls wurde die Schule geschlossen, die Berufsschullehrer entlassen, Sponsoren stiegen aus. Zukunft ungewiss. Bucheli schmerzt das. Sollte alles, was er für den fähigen Schreinernachwuchs in Myamar aufgegleist hatte, im Sande verlaufen? Immerhin wurde während seiner Zeit das CAD eingeführt und der Ausbildungsstandard kontinuierlich verbessert. «Haben wir nicht. Können wir nicht. Ich war gerade auf dem besten Weg, diese beiden Sätze aus den Köpfen zu eliminieren», sagt Bucheli. Wobei die erweckte Schreinerpower in den Köpfen der Lernenden ihm stets wichtiger war als die Lösung an sich. Fest steht: Ohne seinen Einsatz hätten zahlreiche Schreiner in Myanmar keinen qualifizierten Abschluss, denn im ganzen Land gibt es nur zwei Berufsschulen, das Schweizer Projekt in Yangon und ein deutsches Projekt im Norden des Landes. «Es wäre eine Katastrophe, wenn das jetzt alles vorbei sein sollte», sagt Bucheli und schüttelt den Kopf. Er hat viel bewirkt, wurde dafür belohnt mit der Erinnerung an liebenswerte Menschen. Die wissbegierigen, jungen Schreiner, die Hochachtung vor seinen grauen Haaren, die höfliche Art der Kollegen, die Frauen, die im Vorübergehen den Blick senken, und auch den Rikscha-Fahrer, der ihn tagtäglich souverän durch die prekären Verkehrsverhältnisse der Millionenstadt strampelte, wird er nie vergessen. «Ich habe mich immer sicher in diesem Land gefühlt», sagt er. Er erzählt von den feierlichen Zeremonien bei der Übergabe der Zertifikate, dem kühlen Reisbier und dem verbindlichen Händedruck, bei dem der Ranghöhere oder Ältere zusätzlich noch den Unterarm seines Gegenübers ergreift.
Eine Erinnerung lässt Bucheli besonders schmunzeln: «In der Schule nannte man mich ‹Uncle Seppi›. Uncle, weil sie mich respektvoll in den Kreis ihrer Familie aufnahmen, und Seppi, weil sie das ‹F› in Josef nicht aussprechen können.»
«Es wäre eine Katastrophe, wenn das jetzt alles vorbei sein sollte.»
Veröffentlichung: 28. Oktober 2021 / Ausgabe 44/2021
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