Viel Bad auf wenig Raum

Das Wandregal bietet Stauraum und funktioniert als Revisionstür für die Technik dahinter. Die Erweiterung des Bades schuf sogar Platz für eine Wanne. Bild: Schreinerei Stolz GmbH

Raumoptimierung.  Schreiner zeigen, wie sie bestehende Raumpotenziale nutzen oder neue schaffen. Die Badhersteller liefern teils pfiffige Fertigelemente, Vorwandsysteme oder Designideen zum Weiterbauen. So wird auch das kleinste Badezimmer zur Wellnessoase.

Wohnraum wird immer teurer, es gilt Platz zu sparen, besonders auch im Badezimmer – obwohl heutzutage eher ein Wellnessbereich gewünscht wird als bloss eine simple Nasszelle. Doch wie lässt sich der Wunsch nach dieser Oase bei beengtem Platzbedarf verwirklichen? Christoph Stolz, Eigentümer der gleichnamigen Schreinerei aus Unterwasser SG, hat eine Lösung gefunden.

In einem umgebauten Holzhaus hat sein Team ein neues Bad realisiert. Beim Betrachten des winzigen, schlauchartigen Badezimmers unterm Dach hatte Stolz zuerst keine schlagende Idee, wie man daraus einen Wohlfühlbereich machen könnte. Ein Wanddurchbruch längsseits schien ihm schliesslich die einzig sinnvolle Lösung. Nach längerem Hin und Her konnte der Fachmann die Bauherrschaft überzeugen, die Grundfläche, um einen angrenzenden Raum zu erweitern. Dieser beherbergte bis dato Boiler und Expansionsgefäss sowie einen Treppenaufgang zum Estrich. Die Estrichtreppe wurde in den Gang verlegt, die technischen Geräte blieben.

Zwischenwand mit Deko-Funktion

Durch diesen Umbau konnte die Grundfläche des Badezimmers mehr als verdoppelt werden. Bei nunmehr 9,2 Quadratmeter hiess es aber immer noch, jede Lücke sinnvoll auszunutzen, denn es sollten Waschtisch, WC und Badewanne Platz finden. «Wir haben uns entschlossen, eine Zwischenwand einzubauen, um Boiler, Expansionsgeräte sowie weitere technische Geräte, die dort untergebracht waren, zu verbergen», erklärt Stolz seine baulichen Überlegungen. Die Bauherrschaft wollte die technischen Geräte nicht versetzen. Durch die eingebaute Zwischenwand, eine Holzkonstruktion mit Fermacell-Gipsfaserplatte verkleidet, entsteht neuer Stauraum. Darin integrierte der Schreiner ein Wandregal in Eiche Ast furniert und DD lackiert. «Es sollte sich nicht verziehen, leicht zu reinigen sein und nicht fleckig werden», erklärt Stolz. Gleichzeitig funktioniert das Wandregal als Revisionstür. Links von der Zwischenwand blieb noch genug Platz für eine sich nach vorne verjüngende Dusch- und Badewanne mit breiter Ablagefläche rückseits.

Wegen der Dachschräge musste die Wanne etwas weiter in den Raum hineinversetzt werden, um auch komfortabel im Stehen duschen zu können. «Mehr Raumhöhe und Weite hätte auch durch ein grösseres Dachfenster erzielt werden können», meint Stolz. Die Bauherrschaft hat sich aber aus Kostengründen dagegen entschieden.

Spiegelfronten mit Stauraum

Eine mehr als 2 Meter breite Spiegelfront mit integriertem Wandschrank sorgt für die entscheidende, optische Vergrösserung im Bad. Unterteilt ist sie in vier Spiegeltüren, die mit einer schlichten Griffleiste unterhalb zu öffnen sind. Dahinter verbirgt sich genügend Stauraum für alle Hygieneartikel. Der Eichenrahmen um den Spiegel sowie die Ablage am Waschtisch wurden in Massiv ausgeführt. Die Kundschaft wollte auch keine konventionellen Plattenbeläge, weil sie Risse befürchtete. Die Wahl fiel also auf einen Vinylboden.

An den Wänden sollte auf Fugen verzichtet werden. In Absprache mit den Eigentümern hat das Schreinerei-Team Alu-Verbundplatten «Neocom Design+» der Neomat AG aus Beromünster LU verschraubt. Sie sind langlebig und mit herkömmlichen Putzmitteln zu reinigen. Trotz des zusätzlichen Aufwands ist die Bauherrschaft mit dem Ergebnis zufrieden, die Anforderungen an ein modernes Bad konnten realisiert werden.

Tricks für Kleinstbäder

Bei sehr kleinen Bädern, insbesondere in Mehrfamilienhäusern, kann die individuelle Lösung wie hier gezeigt allerdings auch zu kostspielig werden. Neubauten, häufiger noch Sanierungen, stellen Planer in derartigen Wohnobjekten vor grosse Herausforderungen. Da stellt sich die zentrale Frage: Wohin mit allen Versorgungsleitungen? Insbesondere für Sanierungen von Mehrfamilienhäusern eignen sich die modularen Rahmensysteme der Swissframe AG in Münchenbuchsee BE, Fertigbadelemente mit integrierter Haustechnik. Die Vorwandsysteme in verschiedenen Grössen verbergen Ver- und Entsorgungsleitungen sowie Spülkasten und sind mit einer Revisionsöffnung ausgestattet. Sie verfügen über ein integriertes Abluftsystem sowie eine Geruchsabsaugung fürs WC. Alle Normen und Zertifikate, auch für Schall- und Brandschutz, werden berücksichtigt. Die Befestigungen für Sanitärapparate sind bereits vorhanden. Die Beplankung besteht fast ausschliesslich aus dem Mineralwerkstoff Corian. «Das Material ist unempfindlich gegen Feuchtigkeit, bearbeitbar wie Holz, und im Bedarfsfall schnell demontierbar, zudem fugenlos und pflegeleicht», erklärt Thomas Schütz von der Swissframe AG.

30 Grundfarben stehen zur Wahl. Bei den Modellen «Decora», «Optima» und «Visit» ist die Ausführung auf Wunsch auch mit Fliesen machbar. Für Kleinstlösungen bietet sich das Modul «Optima» an. Die Elementbreite liegt zwischen 1,05 und 1,30 Meter. Wenn man Dusch- oder Badewanne und WC miteinbezieht, benötigt man eine Raumbreite von 1,75 bis 2 Metern bei einer Raumhöhe von mindestens 2,30 Meter.

Die Tiefe des Vorwandsystems liegt bei gerade mal 24 bis maximal 32 Zentimetern. Bei der grösseren Variante «Decora» liegt die Elementbreite ab 1,30 bis 1,53 Meter. Spiegelschrank, Lavabo und WC sind im Lieferumfang des ausführenden Sanitärhandels enthalten.

Unterputz-Konstruktionen

Eine platzsparende Ausstattung des Badezimmers ist auch mit Unterputzelementen möglich. So bietet Emco Bad mit dem «Asis Pure» ein äusserst schlichtes WC-Modul in 60 Zentimetern Höhe. Es ist eintürig erhältlich, mit integrierter Bürstengarnitur und Papierfach. Beim zweitürigen Modell kommt das Toilettenpapier oben aus dem Korpus. Die Konstruktion braucht keinen Einbaurahmen und wird direkt mit der Vorwand, dem Metallständerwerk oder dem Mauerwerk verbunden.

Die Lackfronten «Perfect Sense Lackplatte U999 PM» von Egger sind als antibakteriell beschichtete Antifingerprint-Oberflächen in den drei Farbtönen Schwarz, Weiss und Diamantgrau erhältlich. Der Push-to-open-Mechanismus ermöglicht einen flächenbündigen Abschluss mit der Wand. In der Schweiz wird das Produkt über Bagno-Vita aus Baden-Dättwil AG vertrieben, der Händler für exklusive Badlösungen ist stets international auf der Suche nach innovativen Lösungen.

Comeback der Nische

Erfindungsreichtum zeigt sich auch bei der Nische. Früher wurde sie in Gebäuden oft wie ein lästiges Stiefkind behandelt und zugemauert, inzwischen feiert sie eine Renaissance als Gestaltungs- und Aufbewahrungselement. Frische Ideen für die Nische liefert etwa die Firma Hansgrohe mit ihren Fertigelementen. Das Modell «XtraStoris», eine wasserdichte Nische in der Installationswand, biete eine integrierte Verstaulösung, die auf Wunsch sogar befliessbar sei, sagt Daniela Schönholzer, Marketingleiterin bei der Firma Hansgrohe in Neuenhof AG. Es gibt die Edelstahl-Nische mit und ohne Designrahmen, gebürstet oder lackiert. Mit der Nische ist nicht nur ein individuelles Gestaltungselement zu setzen, sie schafft Bewegungsfreiheit. Bevorzugt kommt sie neuerdings in der Duschwand zum Einsatz. Denn kein störender Seifenspender oder kein Regal für Duschgel und Shampoo verringern mehr den Duschradius.

Alles auf Mass

Es ist eine Herausforderung, auf einer Fläche von rund 6 Quadratmetern mit einer Dachschräge von 53 Prozent alles Notwendige im Bad unterzubringen, sodass es nicht überladen wirkt. Projektleiter Marc Vinzenz und sein Team von der Schreinerei Bigler in Mühlethumen BE haben sie gemeistert. Ein Lavabo, eine Dusche und das WC fin- den im Kleinstbad Platz. Durch innovative Schreinerideen entstand jede Menge Stauraum. «Die Schränke und die Dusche wurden in die Dachschräge eingepasst. Das WC hat unter der Dachschräge Platz gefunden, wo weniger Raumhöhe benötigt wird», erklärt Vinzenz den gestalterischen Ansatz. Und in einem Schrank hinter dem WC gibt es genügend Platz für alle möglichen Utensilien.

Durchdachte Einbauten

«Durch den flachen Spiegel an der Wand scheint der Raum optisch grösser», erklärt Vinzenz eine der Überlegungen. Und er führt weiter aus: «Gegenstände, die sonst meist im Spiegelschrank untergebracht werden, finden in diesem Fall rechts vom Waschtisch im wandbündigen Schränkli Platz.» Dieses ist 15 Zentimeter tief und 120 Zentimeter hoch. Die Möbelinnenbreite beträgt neben dem Waschtisch 85 Zentimeter, die Türfront neben dem WC nur 33 Zentimeter. Rechts vom WC sind im Schrank die Reinigungsmittel und verschiedene Utensilien wie WC-Papier untergebracht. Auch in der Dachschräge links von der Dusche wurde noch ein Schrank mit 75 Zentimetern Tiefe und 33 Zentimetern Breite eingebaut. Alle Türen verfügen über einen Tip-on-Mechanismus für eine reduzierte Formensprache. «Für die einfache Bedienung haben wir im schrägen Schrank Schubladen eingebaut, welche von der Seite beladen werden können», sagt der Projektleiter. Man muss sich also nicht vor das Möbel setzen und geduckt in der Dachschräge nach Handtüchern suchen.

Zwischen Möbel und Dusche hat ausserdem ein beheizter Handtuchtrockner noch Platz gefunden.

Hell und hochwertig

Ziel war es, eine hochwertige und freundliche Atmosphäre mit hellen Farbtönen in Verbindung mit Holz zu schaffen. «Der 300 Jahre alte Eichenbalken in Kombination mit dem Flusssteinwaschbecken gibt dem Bad den speziellen Touch, etwas, das man nicht von der Stange bekommt», meint der Projektleiter. Die glatten Schrank- und Wandflächen sind leicht zu reinigen. Für die Fronten wählte der Fachmann HPL-Schichtstoffplatten mit Decor «Max Star Favorit 0144FH Costa» von Fundermax. Das Deckentäfer wurde in sägeroher, lasierter Ausführung gewählt. Die Bretter sind frisch ab Sägewerk, getrocknet, ungehobelt und weiss lasiert.

www.bigler-schreinerei.chwww.bagno-vita.chwww.emco-bath.comwww.hansgrohe.chwww.stolzholz.chwww.swissframe.ch

Manuela Ziegler

Veröffentlichung: 24. August 2023 / Ausgabe 34/2023

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