Vom Baum der Erkenntnis

Redewendungen.  «Holz aalänge» sagt man, um sein Glück nicht herauszufordern, und macht es zugleich, um Böses abzuwehren. Worauf diese abergläubische Rückversicherung zurückgeht, ist nicht wirklich geklärt, wie so oft. Aber das ist auch egal. Hauptsache, es hilft!

Redewendungen gibt es zahlreiche, und nicht wenige davon verwenden wir immer wieder. Oft weiss man nicht genau, worauf sie zurückgehen, oder es gibt mehrere mögliche Erklärungen für ihre Herkunft. Die Schreinerzeitung hat ein Dutzend davon mit Bezug zum Holz zusammengetragen und kurz erklärt.

1. Das ist ja hanebüchen bringt zum Ausdruck, dass man etwas für unglaublich, abwegig, ja geradezu skandalös hält. Der Begriff «hanebüchen» leitet sich wohl von der Hagebuche ab, deren Stamm oft sehr spannrückig wächst. Dementsprechend ist es fast unmöglich, aus solchen Stämmen hochwertige Bretter zu sägen.

2. Etwas auf dem Kerbholz haben bezeichnet nicht etwa eine Schnitzerei, vielmehr sagt es aus, dass sich jemand etwas hat zuschulden kommen lassen. Zurück geht die Redewendung auf das Kerbholz in Form einer Holzleiste, die gewissermassen als Lieferschein diente. In die Leiste wurde die Schuld eingekerbt, die jemand noch zu bezahlen hatte.

3. Sich einen Ast lachen kann man, wenn etwas besonders lustig ist. Ast hat dabei nichts mit einem Baum zu tun. Vielmehr war Ast bis ins 19. Jahrhundert ein anderes Wort für Buckel, den krummen Rücken. Wer zu viel lacht, bekommt so vielleicht einen Buckel.

4. Ein Brett vor dem Kopf haben diejenigen, die als begriffsstutzig gelten. Die Ersten mit einem Brett vor dem Kopf waren Sachsen. Genauer gesagt Rindviecher in Sachsen. Die Ochsen bekamen ein Brettlein vor die Augen, damit sie sich nicht erschraken und bei der Arbeit funktionierten. Da Ochsen schon damals als nicht gerade intelligent galten, trug auch das Brettchen nicht zum Gegenteil bei, und man übertrug das Bild mit dem Brett vor dem Kopf auf Menschen.

5. Jemandem auf den Leim gehen heisst auf eine Täuschung hereinfallen. Die Rede- wendung stammt aus dem Jägerjargon. Bis vor gar nicht allzu langer Zeit war es üblich, Vögel mit Leimruten zu fangen. Dazu beschmierte man Äste mit Kleber und platzierte einen Lockvogel darauf.

6. Süssholz raspelt jemand, der sich mit auffallend gefälligen, schmeichelnden Worten äussert, um bei der Gegenseite Wohlgefallen zu erzeugen oder ein persönliches Ziel zu erreichen.

7. Etwas auf dem Kasten haben stammt aus dem Mittelalter und hat mehrere Herleitungen. Der Kopf wurde auch als Hirnkasten bezeichnet und kann mit Wissen gefüllt werden. Und: Man schrieb auf Tontafeln, die in Holzkästen aufbewahrt wurden. Ein voller Kasten deutete auf Fleiss und Wissen hin. Und so ist es auch noch heute: Wer etwas auf dem Kasten hat, verfügt über besondere Fähigkeiten, viel Klugheit und Begabung.

8. Das ist astrein ist ein umgangssprachlicher Ausdruck für etwas Tadelloses, sehr Gutes. Ursprünglich stammt der Ausspruch aus der Holzverarbeitung, denn Äste im Brett waren die längste Zeit unerwünscht und ein Fehler. Später sprach man von Holzmerkmalen, und heute sind Äste so manches Mal durchaus erwünscht.

9. Einen Stein im Brett haben bedeutet, dass man einen guten Stand und das Wohlwollen bei jemandem hat, was sich vorteilhaft auswirkt. Der Ausspruch stammt wohl von einem Brettspiel, ähnlich dem Backgammon, bei dem ein Stein auf dem Brett eine Sperre bildete und man dadurch in einer vorteilhaften Situation war.

10. Etwas auf die hohe Kante legen kann derjenige, der sein Geld nicht ausgibt, sondern spart. Als es noch keine Banken gab, musste man sein Geld zu Hause verstecken. Beliebt war der hölzerne Rahmen des Himmelbetts, an dem schwere Vorhänge das Schlafgemach verdunkelten. Dort fand das Geld seinen Platz.

11. Sich auf dem Holzweg befinden bezeichnet schlicht den falschen Weg, den jemand eingeschlagen hat. Auch eine falsche Vorstellung von etwas, eine irrtümliche Schlussfolgerung oder die Unerreichbarkeit eines Zieles kann damit gemeint sein. Der Ausspruch entstammt der Forstwirtschaft. Ein Holzweg diente dem Abtransport der Stämme aus dem Wald, führte zum Holzlagerplatz, aber nicht zu einem anderen Ort. Wer den Holzweg im Wald nimmt, kommt also nicht ans Ziel.

12. Wie Espenlaub zittern muss man, wenn einem besonders kalt ist oder man vor innerer Aufregung nicht ruhig bleiben kann. Das Laub der Espe, auch Aspe oder Zitterpappel genannt, hat einen relativ langen Blattstiel. Bei Wind bewegen sich die Blätter in einer besonderen Art hin und her, was wie ein Zittern des Laubes aussieht.

 

CHRISTIAN HÄRTEL

Veröffentlichung: 25. September 2025 / Ausgabe 39/2025

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