Vom Baum zum Brett


«Die Holzrinde wird gehackt und an Gartenbaubetriebe verkauft», erklärt Manuel Suter, lernender Säger bei der Schilliger Holz AG in Haltikon. Bild: Michael Suter
«Die Holzrinde wird gehackt und an Gartenbaubetriebe verkauft», erklärt Manuel Suter, lernender Säger bei der Schilliger Holz AG in Haltikon. Bild: Michael Suter
Sägewerk. Kaum ist der Baum vom Forstwart gefällt, gelangt er in die Sägerei, wo er mit riesigen Maschinen zu Balken, Brettern, Latten und Leisten verarbeitet wird. Der lernende Säger Manuel Suter erzählt, was mit dem Holz passiert, bevor es zum Kunden gelangt.
«Hier lernt man die Notwendigkeit von Handschuhen schnell kennen», sagt Manuel Suter mit Blick auf die scharfen Zähne der Blockbandsägeblätter und kann sich dabei ein Schmunzeln nicht verkneifen. Der lernende Säger hat soeben mit dem zweiten Lehrjahr bei der Schilliger Holz AG in Haltikon bei Küssnacht SZ begonnen. Das Familienunternehmen ist seit 1861 in der Holzverarbeitung tätig und betreibt neben Sägewerken auch Hobelwerke, Holzleimwerke, Plattenwerke, Trocknungsanlagen und ein Druckimprägnierwerk. An den drei Standorten in Haltikon, Perlen LU und im französischen Volgelsheim beschäftigt das Unternehmen rund 300 Mitarbeiter aus den Bereichen Ingenieurholzbau, Holzbau, Oberflächentechnik, Produktion und Logistik. Manuel, dessen Vater in Muotathal SZ selbst eine Sägerei und Zimmerei führt, wusste schon früh, dass er Säger lernen will. «Dank meinem Vater war ich schon immer von Holz umgeben. In der zweiten Oberstufe konnte ich dann bei der Firma Schilliger schnuppern. Der Grossbetrieb hat mir auf Anhieb sehr gut gefallen, und ich erhielt direkt nach dem Schnupperkurs das Angebot zur Lehre, das ich gerne annahm.»
Da die Busfahrt zwischen Muotathal und Haltikon rund 90 Minuten beträgt, ist Manuel Wochenaufenthalter in Haltikon. Um 7 Uhr beginnt für ihn normalerweise die Arbeit. «Ich werde einer Maschine zugeteilt und helfe dort, wo Not am Mann ist. So ist die Arbeit sehr abwechslungsreich und ich lerne viel», erzählt der 17-Jährige begeistert. In den frühen Morgenstunden treffen dann auch die ersten Lastwagen mit den Baumstämmen ein. Am sogenannten Rundholzplatz werden diese nummeriert und nach Länge, Holzqualität und Durchmesser eingeteilt. Während ein Scanner die Vermessung vornimmt, braucht es das menschliche Auge für die Qualitätskontrolle. Der Stamm wird visuell in verschiedene Qualitäten eingeteilt. «Wir haben auch schon Holz mit Granatsplittern und Gewehrschüssen erhalten. Doch das Metall würde die Holzbearbeitungswerkzeuge beschädigen und muss entfernt werden», erklärt Manuel. «Eine Maschine kann die Qualitätsbeurteilung nicht übernehmen.» Anschliessend werden die Stämme auf die gewünschte Auftragslänge zugeschnitten und entrindet. Die Rinde wird nicht weggeworfen, sondern gehackt und an Gartenbaubetriebe weiterverkauft.
Über verschiedene Förderbänder nähert sich das entrindete Rundholz langsam dem Herzstück des Sägewerks, der riesigen Sägehalle. Dort werden die Stämme an der Doppelwellenkreissäge zu Konstruktionshölzern für den Bau und Seitenbrettern verarbeitet. Der Säger befindet sich bei der Produktion nicht beim Sägeblatt, sondern in einem cockpitähnlichen Raum, wo er mit Joysticks und vielen Schaltknöpfen den Verarbeitungsprozess steuert und mithilfe von Computerprogrammen und Kamerabildern überwacht.
An der riesigen Kreissägeanlage braucht es höchste Konzentration, da kein Materialausschuss möglich ist und sich Fehler nur schwer korrigieren lassen. An dieser Maschine konnte Manuel noch nicht arbeiten, dafür aber an der kleineren Blockbandsäge, wo in einer ständigen Vorwärts- und Rückwärtsbewegung des Stammes ein Brett nach dem anderen angefertigt wird und Verarbeitungsfehler ausgeschossen werden können. An dieser Maschine wird vor allem hochwertiges Holz gesägt, das sich für Möbel oder Bodenbeläge eignet. «Es ist immer wieder faszinierend, wie aus einem runden Stamm innert kurzer Zeit etwas anderes entsteht», sagt der Lernende begeistert. Am Schluss wird das zugeschnittene Holz auf die richtige Länge gekappt, eingelagert oder direkt an die Kundschaft verkauft respektive von den Transporteuren abgeholt.
Zur Arbeit an den Maschinen gehören auch Wartungsarbeiten. Die Sägeblätter müssen regelmässig gewechselt und geschärft werden. Die Blockbandsägeblätter halten je nach verarbeitetem Material bis zu neun Stunden. Anschliessend muss das Blatt ausgewechselt und das Stellit, aus dem die Zähne bestehen, geschärft werden. Beim Blattwechsel können Unfälle passieren, denn die Sägeblätter sind schwer, die Zacken scharf und spitz. Deshalb ist das Tragen von Handschuhen beim Wechsel Pflicht. «Als Säger muss man sehr konzentriert arbeiten und die Sicherheitsvorschriften befolgen. Man sollte keine Angst, aber Respekt vor den Maschinen haben. Auch tragen wir während des ganzen Arbeitstages den Gehörschutz, da es sehr lärmig ist», sagt Manuel abschliessend.
www.schilliger.chVeröffentlichung: 01. September 2016 / Ausgabe 35/2016
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