Vom Dachgeschoss zur Wohlfühloase

Aus der Verschmelzung von Obergeschoss und Estrich wurde ein grosszügiger, heller Wohnraum erschaffen. Bild: Nicole Stadelmann

Wohnraum.  Ein Umbau ist für den Schreiner immer spannend. Besonders dann, wenn er auch gleich die gesamte Planung übernehmen kann. Damit kann er nicht nur sein Geschäftsfeld, sondern auch sein berufliches Netzwerk erweitern – eine Investition in die Zukunft.

Eine kleine private Wohlfühloase direkt unter dem Dach – einem Dach mit einer Tragkonstruktion aus Fichte und weiss lasiertem Täfer notabene. Das Projekt, das Christian Lehmann, Inhaber und Geschäftsführer der Lehmann Räume GmbH in Zäziwil BE mit seinem Team ausführen durfte ist ein echtes Bijou. Begonnen hatte es mit der Idee, im Keller eine Sauna einzubauen, worauf Lehmann die Bauherrschaft – ein befreundetes Paar aus dem Dorf – gefragt hatte, ob sie wirklich «füdliblutt» neben der Gefriertruhe stehen wollen. Die saloppe Bemerkung brachte einiges ins Rollen, und anderthalb Jahre später, zur Zeit der zweiten Coronawelle, hatte sich das Projekt nicht nur in eine völlig andere Richtung entwickelt, sondern auch andere Dimensionen angenommen. Die Bauherrschaft hatte sich entschieden, den gesamten oberen Stock, inklusive des Estrichs, komplett umzubauen. Wo bis anhin drei Zimmer, eine Nasszelle und ein herkömmlicher Estrich untergebracht waren, sollte nun ein grosser Raum mit Sauna, Badewanne, Dusche und Bett entstehen.

Ganzheitliches Spektrum

«Ein spannendes Projekt, bei dem ich sehr gerne die Gesamtplanung übernommen habe», sagt Lehmann. Er hatte den Betrieb 2013 von seinem Vater übernommen und ihn fünf Jahre später von Lehmann AG in Lehmann Räume umbenannt. «Damit wollte ich vermitteln, dass wir ein ganzheitliches Spektrum anbieten können, von der Baueingabe bis zur Schlüsselübergabe», erklärt Lehmann. Und darunter falle eben auch die Planung und Koordination der Bautätigkeit. Ein Feld, das der Schreiner seiner Ansicht nach viel häufiger nutzen sollte. «Als Schreiner haben wir nicht nur eine sehr breite praktische Ausbildung, sondern auch viele Schnittstellen mit anderen Gewerken», erklärt er. Dies sei die ideale Voraussetzung. «Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die anderen Handwerker eine solche Zusammenarbeit meist sehr schätzen, da man auf Augenhöhe kommuniziert und gleichermassen in das Projekt involviert ist.»

In diesem Fall hatte die Bauherrschaft Wert darauf gelegt, regionale Handwerker zu berücksichtigen. Dies kam auch Lehmann entgegen. «Wenn man die Leute kennt und ihnen vertraut, ist alles viel einfacher», sagt er. So habe die Zusammenarbeit reibungslos funktioniert. In einem ersten Schritt waren die Holzbauer gefordert. Es galt den ehemaligen Estrich mit dem Wohnraum zu verbinden, eine grosse Lukarne einzubauen und den bisher ungedämmten Dachbereich mit einer Aussendämmung zu versehen. Dies sei einer der Knackpunkte gewesen bei der Planung, verrät Lehmann. «Ein Eingriff von aussen ist immer etwas heikel mit dem Baureglement», sagt er. Insbesondere dann, wenn das Objekt in der Kernzone der Gemeinde liegt, wie dies bei diesem Umbau der Fall war. Aufgrund des Umfangs der Sanierung musste sich Lehmann für die Baueingabe auch um einen wärmetechnischen Nachweis kümmern. Dieser dokumentiert die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben zum Wärmeschutz, belegt die energetische Qualität der Gebäudehülle und soll die Minimierung des Energiebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung und Warmwasserbereitung sicherstellen.

Rollende Planung

Im Sommer 2022 ging es los mit der Bautätigkeit – erschwert durch anhaltendes Regenwetter. «Da mussten wir oft etwas improvisieren und auch das Programm anpassen», sagt Lehmann. So habe sich eine rollende Planung ergeben, bei der immer wieder kleine Anpassungen im Bauprogramm nötig gewesen seien. Insgesamt sei aber praktisch alles reibungsfrei verlaufen. Auch bei den Schnittstellen unter den Handwerkern habe alles geklappt. So habe etwa der Zimmermann bei der Dampfbremse darauf geachtet, dass die Schreiner sauber anschliessen konnten.

Trockeneis statt Sand

Die Balkenlage beim Dachstuhl war gegeben. Sie wurde mit Trockeneis behandelt. Gegenüber dem Sandstrahlen hat die Behandlung mit Trockeneis den Vorteil, dass sie nicht abrasiv ist und damit im Gegensatz zum Sandstrahlen keine Rückstände, hinterlässt. Da die Bauherrschaft während der dreieinhalbmonatigen Bauzeit immer im Haus gewohnt hat, habe man besonders auf die Sauberkeit geachtet.

Die aufgrund der Verbindung des Obergeschosses mit dem Estrich nötigen Träger wurden analog der Dachbalken in Fichte ausgeführt, so auch das Täfer. Beim weiteren Innenausbau wie Bett, Lavabomöbel und Parkett setzte man auf Eiche. Bei Letzterem allerdings in angeräucherter Ausführung. Bei der Sauna, welche von der Lüthi Schreinerei GmbH in Aeschlen realisiert wurde, fiel die Wahl wegen des ihr eigenen Duftes auf die Arve. «Die Bauherrschaft war sich bewusst, dass sie mit der Sauna auf den Parkett ein gewisses Wagnis eingehen, war aber bereit, sich darauf einzulassen», erzählt Lehmann. In den drei Jahren, seit der Beendigung des Umbaus habe es aber keine Probleme gegeben.

Lehren für den Plattenleger

Ein zentrales Element des Dachausbaus war die Badewanne. Sie musste aufgrund ihrer Grösse und ihres Gewichts bereits in den Raum transportiert werden, als diese noch über das offene Dach möglich war. «Für mich war von Beginn weg klar, dass die Wanne frei stehend sein muss», sagt Lehmann. Abgestimmt auf die Form der Wanne, wurde ein ellipsenförmiges Podest konstruiert. Als Basis diente hierbei eine Spanplatte, verschraubt mit einem Gerüst bestehend aus einzelnen Massivholzelementen, belegt mit Multiplex und Fermacell und verkleidet mit exakt aneinandergefügten Einzelstücken aus Walserstein. «Für die Verkleidung haben wir auf der CNC-Maschine die einzelnen Schnitze als Lehren für den Plattenleger gefertigt», erklärt Lehmann.

Das Podest wurde aus ästhetischen Gründen konstruiert, dient aber auch einem praktischen Zweck, denn unter der Konstruktion liess sich gleich auch die Wasserleitung integrieren. Ausserdem liess sich mit dem Podest eine weitere Herausforderung elegant lösen: Das Haus, welches über keine zentrale Heizung verfügt, wurde anfänglich mit einem Elektrospeicherofen beheizt und aktuell mit einem Kachelofen. So brauchte es eine Lösung, um die steigende warme Luft in das Dachgeschoss zu leiten. Die Lösung fand sich mit einem Auslass im Podest und in einem kleinen Möbelchen, welches an den Bade- und Duschbereich anschliesst. Die Kanäle verlaufen im Boden, mit Dämmung und Brandschutzplatten verkleidet.

Konzept aus Formen und Farben

Neben Sauna und frei stehener Badewanne fehlte zum abgerundeten Wellnessbereich nur noch eine Dusche. Diese wurde in Form einer Nische aus Walserstein mit bodenebener Duschwanne realisiert. Während im Innenbereich der Dusche auf grund der leichteren Reinigung auf geschliffenen Stein gesetzt wurde, entschied man sich auf der Aussenseite für den gespaltenen Stein mit seiner rustikalen Optik.

Mit dem abgerundeten Lavabomöbel aus Eiche und dem aufgesetzten runden Becken wurden die Formen, Materialien und Farben des Gesamtkonzepts wieder aufgenommen. Abgerundet wird das Bild mit einem beleuchteten Spiegel. «Das ist das einzige Detail, das ich anders gemacht hätte», meint Lehmann mit einem Lächeln, «ich hätte den Spiegel rund gewählt».

Ansonsten findet er nur lobende Worte für das gesamte Projekt und die Zusammenarbeit aller Beteiligten. Es sei nie ein böses Wort gefallen, und die Bausitzungen seien oft recht gesellig gewesen. Dank der Koordination des Projektes habe sich sein berufliches Netzwerk weiter gefestigt, und es seien auch echte Freundschaften entstanden.

Neuer Wohnkomfort

Die Kosten des Gesamtprojektes beliefen sich auf gut 380 000 Franken, die Schreinerarbeiten auf knapp 130 000 Franken, darin inbegriffen war auch eine Faltwerktreppe, deren Tritte sich mittels der Auflage auf einer verdeckten Wange aus Dreischichtplatte auf der einen Seite in die Wand einfügt und auf der anderen Seite an Metallseilen aufgehängt ist.

Dreieinhalb Monate dauerte die Ausführung des gesamten Projekts, zwölf Wochen davon war das Team von Lehmann vor Ort beschäftigt. Die Fünfzimmer- wurde in eine Dreizimmerwohnung transformiert und dabei ein völlig neuer Wohnkomfort geschaffen.

www.lehmann-raeume.ch

Monika Hurni

Veröffentlichung: 29. Mai 2025 / Ausgabe 22/2025

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