Vom Kern aus gesehen


Oft Ton in Ton und eher unauffällig sind zeitgemässe Haustüren. Dieser Trend geht Hand in Hand mit der Verwendung von leistungsfähigen Türrohlingen. Bild: Moralt


Oft Ton in Ton und eher unauffällig sind zeitgemässe Haustüren. Dieser Trend geht Hand in Hand mit der Verwendung von leistungsfähigen Türrohlingen. Bild: Moralt
Haustüren. In der zeitgemässen Architektur sind Haustüren oft schlicht und zurückhaltend – auch deshalb, weil die Anforderungen im Zentrum stehen. Die SchreinerZeitung hat Hersteller von Haustürrohlingen nach Referenzen befragt: Schlicht ist im Trend, aber nicht nur.
Waren Haustüren früher eindeutig erkennbare, optisch abgesetzte Eingangsportale, werden sie heute immer mehr zu Elementen, die sich nahtlos in die Fassade einfügen. Flächenbündigkeit ist derzeit wohl ein prägendes Stichwort. Und dunkle Farbtöne, die sich zweifelsfrei harmonisch mit Sichtbeton vertragen, sind im Trend. Schon Altmeister Le Corbusier oder die Vertreter des Bauhauses haben anthrazitfarbene, schlichte Eingangstüren entworfen – und diese nicht der direkten Sonneneinwirkung ausgesetzt, denn dann würden in den entsprechenden Monaten Oberflächentemperaturen bis zu 75 °C erreicht; Temperaturen, die auch einem leistungsfähigen Türrohling zu schaffen machen. Schon auf einer kräftigen roten Lackoberfläche können Temperaturen von bis zu 60 °C entstehen. Weil Architekten aber nicht selten solche Vorstellungen in ihren Entwürfen haben, sind weitere technische Lösungen gefragt, etwa durch eine Vorsatzschale, die immer öfter aus Aluminium besteht. Befragt man Schreiner, ob sie sich in der Gestaltung von Haustüren eingeschränkt fühlen, da sie wegen der Anforderungen auf Türrohlinge zurückgreifen müssen, erhält man häufig die für manchen überraschende Antwort «Nein».
Bei den Referenzen der Schreiner und den Produzenten von Haustürrohlingen finden sich auch solche, bei denen der eher klassische Ansatz eines wirkungsvollen Eingangsportales auch mit Rohlingen, aber entsprechend dem Stand der Technik realisiert wurde. Je nach Bausituation kann man auch etwas mutiger entwerfen, etwa wenn sich innen an die Hauseingangstür ein nicht oder nur gering beheizter Windfang anschliesst. Durch die dort erhöhte relative Luftfeuchtigkeit verringert sich die Feuchtedifferenz vor allem in den Wintermonaten zwischen äusserer und innerer Türseite, was einen möglichen Verzug des Blattes verringert.
Hinter vorgehaltener Hand ist bei den Herstellern von Türrohlingen auch zu vernehmen, dass immer öfter Hauseingänge mit ungeeigneten Bändern oder Türrahmen mit lediglich zwei Drehpunkten verbaut werden. Wer hier spart, der macht es bestimmt am falschen Ort – egal, welcher Rohling am Ende eingesetzt wird.
Natürlich hat die Türenfabrik Brunegg AG am Standort ihre neue Eingangstür selbst umgesetzt. Damit diese in der silbrig-grauen Gebäudehülle auffällt, hat man die Tür in Holz gehalten. Und dazu in Ahorn, einer derzeit nicht gerade trendigen Holzart, welche die Tür jedoch freundlich und hell wirken lässt, was durchaus beabsichtigt war – schliesslich geht es bei Firmeneingängen auch um das «Willkommen, treten Sie ein». Und es geht auch darum, zu zeigen, was man wie machen kann. So hat der Hersteller vier anstelle der empfohlenen drei Bänder verbaut. «Aufgrund der hohen Anforderungen an die Widerstandsfähigkeit von Aussentüren gegen Windlasten, Schlagregendichtheit und Luftdichtheit empfehlen wir bei Aussentüren drei Bänder», erklärt Martin Eisele, CEO der aargauischen Türenfabrik Brunegg AG. Die Tür zeige aber, dass auf Kundenwunsch auch vier Bänder einen gangbaren Weg darstellen.
Für den Rahmen kam das Produkt «CombiModul EEO» in Eiche, beidseitig mit europäischem Ahorn furniert, zum Einsatz. Das verwendete Türblatt «ClimaTop Eco» mit Eicheneinleimer wurde ebenso beschichtet. Um die bei Aussentüren einzusetzenden Klimaklassen zu erreichen, kommt der Rohling ohne Metall- oder GFK-Verstärkungsprofile aus. «Diese können bei der Weiterverarbeitung – etwa bei der Bearbeitung für den Schlosskasten – immer wieder zu teuren Werkzeugschäden führen», weiss Eisele.
Der Kern des verwendeten Rohlings besteht aus ökologischem Kork. «Wir verzichten bewusst auf künstliche PUR-Schaum-Materialien, welche in der Herstellung, der Handhabung und bei einer späteren Entsorgung umwelttechnisch immer noch bedenklich sind», so Eisele. Generell spiele in der Produktentwicklung immer mehr auch das Wohnraumklima der Kunden eine strategische Rolle.
Ein grosser fertigungstechnischer Vorteil der druckfesten Korkmittellage zeigt sich bei Lichtausschnitten: Aufwendige Auskantungen sind hier nicht nötig, was schliesslich auch erhebliche Kostenersparnisse mit sich bringt.
Die Anforderungen zur Erstellung eines neuen Eingangsbereiches für die Strüby Holzbau AG in Seewen SO waren neben der Witterungsbeständigkeit ein erhöhter Schall-, Wärme- und Einbruchschutz. Man wollte ein Design, das sich in die Hausfassade einfügt, und eine Verglasung für mehr Lichteinfall im Seitenteil. Daneben galt es, noch einige Details mit aufzunehmen, etwa das in den Stossgriff integrierte Fingerscan-System, flächenbündige Beschlagsrosetten oder den integrierten Türschlies-ser. Die Strüby Holzbau AG arbeitet als Gesamtleister für Architektur und Holzbau.
Die vielen Anforderungen löste man mit einer Holz-Metall-Konstruktion und einer Elementstärke von insgesamt 95 mm. Der «Isotherm»-Rohling ist 66 mm dick und wurde mit einer schwimmend montierten und hinterlüfteten, blau pulverbeschichteten Aluminiumfront belegt. Da die Tür direkt in den Wohnraum öffnet, wurde eine zusätzliche Wärmedämmschicht eingesetzt, wodurch das Element laut Hersteller einen U-Wert von etwa 1,0 W/m2K erreicht.
«Das Holz-Metall-System wird sich bei den Türen durchsetzen wie bei den Fenstern.Die Vorteile sind offensichtlich», zeigt sich Dino Rickenbach, Geschäftsleiter der Riwag Türen AG in Arth SZ, überzeugt. Neben der Witterungsbeständigkeit sieht Rickenbach auch beim Design Vorteile solcher Systeme. So könne die Gebäudefassade farblich durchgängig gestaltet werden, oder es können problemlos unterschiedliche Oberflächen für die Innen- bzw. Aussenseite einer Haustür eingesetzt werden. Die aktuelle Architektur gibt ihm Recht, auch wenn nicht jedes Objekt mit so viel Fingerspitzengefühl gelöst wird wie im Beispiel der Strüby Holzbau AG.
www.strueby.ch«Es ist ein wahres Meisterwerk», sagt Sascha Erni, zuständig für Verkauf und Beratung bei der Variotec Schweiz AG in Dagmersellen LU über das Eingangsportal, welches die Schreinerei Curdin Müller in Strada GR für ein historisches Haus gefertigt hat. Zum Einsatz kamen dabei vier auf Mass gefertigte, 60 mm starke «Vario Pur»-Rohlinge von Variotec, die werksseitig vorbearbeitet wurden. So hat Variotec die Lichtausschnitte und Rundungen mit Stufenfalz ausgeführt. Alle anderen Arbeiten hat die Falegnamaria Curdin Müller an den Rohlingen erledigt. Innen streifig-schlicht in Fichte überfurniert, erhält die Tür auf der Aussenseite ihr Gesicht durch die profilierten Arbeiten der aufgedoppelten Front in massiver Lärche. Dadurch wirkt das Portal wie eine klassische Rahmenkonstruktion, auch wenn dahinter ein moderner Türrohling mit wärmegedämmter Kernfüllung aus PUR steckt. Diese wurde direkt im Rahmen verschäumt, wodurch keine Wärmebrücken entstanden. «Mit einer klassischen Rahmenkonstruk- tion aus Massivholz kann man die gegebenen technischen Anforderungen heute fast nicht mehr erreichen», erklärt Erni. Auch deshalb hat man sich für den recht schlanken Rohling von 60 mm Stärke entschieden, damit die Rahmenoptik durch die Aufdoppelung am Ende machbar ist, ohne zu sehr an Türstärke aufzutragen.
«Weiter wurden bei dieser Tür die sogenannten ASS-Stabilisierungs-Schichten aus Aluminium verwendet, die beidseitig kochfest, schub- und zugsteif in der Deckschicht verklebt sind», erklärt Erni.
Wichtig für die Umsetzung des klassischen Designs waren auch die vorkonfektionierten Verstärkungen für die grossen Lichtausschnitte, damit eine Konstruktionsgrundlage für die Glasleisten auch bei den bogenförmig ausgestalteten Seitenteilen gegeben war.
www.mobigliamueller.chVeröffentlichung: 11. Februar 2016 / Ausgabe 6/2016
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