Vom Messestand ins Bündnerland


40 Aussteller aus Bereichen rund umdie Fensterbranche werden sich an der Holz auf einer gemeinsamen Standfläche von 1600 Quatratmetern präsentieren. Illustration: FFF
40 Aussteller aus Bereichen rund umdie Fensterbranche werden sich an der Holz auf einer gemeinsamen Standfläche von 1600 Quatratmetern präsentieren. Illustration: FFF
Leistungsschau. Mit einer gesamten Produktionsstrasse sorgt der Fensterverband nicht nur für einen aussergewöhnlichen Messeauftritt, sondern auch für eine schöne Geschichte. Denn die Fenster werden für einen guten Zweck produziert.
Es soll ein Aufsehen erregender Messeauftritt werden: Mit der «Leistungsschau Fenster» will der Schweizer Fachverband Fenster- und Fassadenbranche (FFF) an der Holz das ganze Spektrum des Fensterbaus aufzeigen. Auf einer Fläche von rund 1600 Quatratmetern präsentieren sich über 40 Aussteller, welche direkt oder indirekt mit der Fensterbranche verknüpft sind. Kernstück des Messestands ist eine Produktionslinie auf 40 × 6 Metern, die es den Besuchenden ermöglicht, live mitzuverfolgen, wie ein Fenster entsteht – vom Rohholz bis zum fertigen Produkt, ausgenommen der Oberflächenbehandlung, welche auf der Messe zu kompliziert wäre. «Das Projekt ist irgendwann aus einer spontanen Idee entstanden und dann immer spannender und grösser geworden», erzählt Markus Hobi, Geschäfts- führer des FFF.
Schnell waren namhafte Produktions- und Zulieferbetriebe gefunden, die sich aktiv am Projekt beteiligen. So etwa die Keilzinkwerk Hunkeler AG, bei welcher die Produktionsstrasse beginnen wird, die SCM, welche die CNC-Maschine zur Bearbeitung der Kanteln, eine Rahmenpresse und Industrieroboter zur Verfügung stellt, Berchtold Fensterbaumaschinen mit Montagetischen oder auch Oertli mit Werkzeugen. Bald stellte sich die Frage, was mit den an der Messe produzierten Fenstern geschehen sollte. «Für uns war klar, dass das Projekt nachhaltig sein muss und die Fenster nicht einfach ins Leere produziert werden sollen», sagt Hobi. So suchte er den Kontakt mit der Schweizer Berghilfe und stiess mit einem über 400-jährigen Wohnhaus im Bündnerland auf ein spannendes Projekt. Involviert in das Umbauprojekt war auch die Künzli Davos AG, welche sich in Folge bereit erklärte, bei der Leistungsschau als Fensterproduzentin mitzuwirken.
«Für uns ist das ein Glücksfall», sagt Christian Züger, Leiter Fensterbau. «Statt nur ein paar Holzstückli zu fräsen und diese dann wegzuwerfen, können wir nun gemeinsam mit unterschiedlichen Partnern Fenster für einen guten Zweck produzieren.»
Das Zweifamilienhaus auf dem Hitzenboden in Davos, wird schon seit mehreren Generationen von zwei verwandten Familien geteilt. Nachdem bei beiden Familien vor Kurzem ein Generationenwechsel erfolgte, wurde es höchste Zeit für einen Umbau und eine umfassende Sanierung. Das Wohnhaus besteht zu Teilen seit 1620 und wurde zuletzt im Jahr 1967 modernisiert. «Als ich zum ersten Mal bei der Familie Conrad auf einen Besuch vorbeiging, war die Mutter der Familie mit Skijacke und Mütze am Kochen», erzählt Hobi mit einem Lachen. «Da habe ich gewusst, dass die Fenster für dieses Projekt sein sollen.» 34 Fenster sollen für das Mehrfamilienhaus produziert werden, wobei Künzli Planungsleistung, Avor und Maschinenstunden sponsert und viele weitere Partner Maschinen und Material kostenlos zur Verfügung stellen. «Das Projekt widerspiegelt den Zusammenhalt in der Fensterbranche», sind sich Hobi und Züger einig.
Der Umbau ist bereits in vollem Gang. Während Nic Conrad bereits im Haus wohnt, wird Christian Conrad mit seiner Frau und ihren beiden Kindern nach Abschluss des Umbaus einziehen.
Nic Conrad ist mit seinen drei älteren Schwestern auf dem Hitzenboden aufgewachsen. Seine Eltern führten dort während fast 40 Jahren einen Milchwirtschaftsbetrieb. Nach den Ausbildungen zum Landmaschinenmechaniker und zum Landwirt übernahm der 27-Jährige im vergangenen Jahr «das Heimet» seiner Eltern. Aktuell bewirtschaftet er 20 Hektar Bioland mit zwölf Milchkühen und Jungtieren. Im Winter arbeitet er zusätzlich bei der Bergbahn Rinerhorn und kümmert sich um die Schneeräumung. «Meine Familie lebt seit vielen Generationen auf dem Hitzenboden, und ich freue mich, diesen Ort weiterhin als Daheim bewohnen und bewirtschaften zu können», sagt er.
Auch Christian Conrad führt mit seiner Frau Rebekka und den beiden Kindern auf dem Hitzenboden einen landwirtschaftlichen Betrieb. Im Jahr 2021 haben sie den Familienbetrieb von Christians Eltern übernommen. Gemeinsam bewirtschaften sie in ihrem Biobetrieb 17 Hektar Land. Daneben haben sie 13 Milchkühe, einige Rinder und Hühner. Bis zur Hofübernahme arbeitete der 36-Jährige im Sommer als Zimmermann und im Winter in der Skischule – dies tut er auch heute noch in einem kleinen Pensum. Doch die Gewichtung hat sich gedreht. Immer mehr hatte er im Laufe der Jahre im elterlichen Betrieb mitgehol- fen und schliesslich noch eine Ausbildung zum Landwirt EFZ absolviert. Seine Frau Rebekka arbeitete bis zur Geburt ihrer Tochter in Davos als Skilehrerin, auf dem Skischulbüro und in der Hotellerie.
Gemeinsam mit den Handwerkern vor Ort packen auch Nic und Christian beim Umbau mit an. Zusätzlich haben sie vergangenen Monat noch für zwei Wochen Hilfe von einer freiwilligen Arbeitsgruppe mit 16 bis 19 Personen erhalten.
Organisiert wurde die Gruppe des Hilfswerks Adra über die Bergversetzer, ein Gemeinschaftsprojekt der Schweizer Berghilfe und der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete, welche an der Holz auch mit einem Stand vertreten sein werden. «Mit der Arbeitsgruppe hat alles super geklappt», freut sich Christian Conrad. «Wir haben die ganze Fassade gedämmt, Windpapier und Hinterlüftung montiert, das Dach fertig gemacht, die Decken in Keller und Technikraum beplankt, Wände verputzt, diverse elektrische Arbeiten erledigt sowie den Boden und die Wände des Estrichs ausgekleidet.» Bis anhin wurde das Haus mit Holzöfen und elektrisch beheizt. Da die Fassade und die Fenster teilweise in sehr schlechtem Zustand waren und das Haus nur rudimentär gedämmt war, brauchte es viel Strom und Holz, um die Räume aufzuheizen. Deswegen besteht der Kern der umfassenden Arbeiten aus diesen Bereichen.
Geplant und teilweise bereits ausgeführt sind folgende Arbeiten: Die Fassade wird mit einer hinterlüfteten Konstruktion gedämmt, eine neue Konstruktion mit einer PV-Anlage wird auf das bestehende Dach montiert, um die Statik zu verbessern und das Dach zu isolieren; ausserdem soll eine Sole-Wasser-Wärmepumpe mit Erdsondenbohrung gemacht werden.
Und dann sind da eben noch die Fenster. Diese müssen zum grössten Teil ersetzt werden. Daneben braucht es bei allen Fensterfuttern wegen der Aussendämmung eine Aufdoppelung. Als Projektleiter Fensterbau bei Künzli hat sich Hugo Casparis der Fenster des Zweifamilienhauses angenommen. «Ein sehr spannendes Projekt», befindet er. «Einen solchen Auftrag hat man nicht jeden Tag.»
«Die Liveproduktion ist der Kern der ‹Leistungsschau Fenster›, aber auch daneben wird so einiges zu sehen sein», verspricht Markus Hobi. Dabei spricht er neben den zahlreichen Ständen unterschiedlichster Vertreter der Fensterbranche unter anderem auch die Begegnungszone mit Kurzvorträgen zu relevanten Themen aus der Welt der Fenster an und verrät, dass bei der Produktion mit Exoskeletten gearbeitet wird und der gesamte Produktionsprozess auf dem Bildschirm zu sehen sein wird.
«Mit der Leistungsschau möchten wir den Besuchern einen Einblick in die vielen unterschiedlichen Facetten der Fensterbranche ermöglichen und dabei auch die Verschmelzung von moderner Technik und Handwerk aufzeigen», sagt Hobi und fügt mit einem Lächeln hinzu: «Schliesslich haben die Fensterbauer bei ihrer Arbeit ja einen besonders grossen Horizont.»
Und wenn die Holz in Basel zu Ende geht, soll auch der Umbau in Davos bald fertiggestellt sein, sodass Nic und Christian Conrad mit seiner Familie in ihrem Zuhause auf 1580 Metern über Meer im Winter ohne Mütze kochen können.
Veröffentlichung: 25. September 2025 / Ausgabe 39/2025
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