Vom Zufall ans Ziel gesteuert


Die gelernte Schreinerin Linda Schwarz (28)hat auf Umwegen zu ihrem Traumberuf als «Berufsfrau Soziales» gefunden. Bild: Caroline Schneider


Die gelernte Schreinerin Linda Schwarz (28)hat auf Umwegen zu ihrem Traumberuf als «Berufsfrau Soziales» gefunden. Bild: Caroline Schneider
Linda Schwarz ist eine Kämpferin. Ihr beruflicher Weg ist von Hürden und Umwegen gezeichnet und alles andere als geradlinig verlaufen. Geradlinig ist jedoch ihre innere Haltung und ihr Motto: «Was mich nicht umhaut, macht mich stärker.» Mehr durch Zufall sei sie auf die Idee gekommen, eine Schreinerlehre zu machen, erzählt die 28-Jährige. «Zum Zeitpunkt meiner Berufswahl bauten meine Eltern ein Minergie-Haus. Der Schreiner, der bei uns ein- und ausging, hat mich mit seiner Begeisterung und seinem Herzblut für seinen Beruf angesteckt.» Die damals 15-Jährige war von der Frauenbewegung angetan und nahm an Demons-trationen teil. «Mit dem Entschluss, Schreinerin zu werden, habe ich mir zum Ziel gesetzt, mich in einer von Männern dominierten Welt zu behaupten.» Tatsächlich schlug ihr ein rauher Wind entgegen. Das Verhältnis zu ihrem Lehrmeister war angespannt. Zwei Welten prallten aufeinander: ihre freiheitsliebende, emanzipatorische auf seine traditionell-bürgerliche. Sie konnte nicht dieselben Arbeiten ausführen wie ihre Kollegen, weil ihr schlicht die körperliche Kraft dazu fehlte. «Ich hatte den Eindruck, dass ich oftmals mehr leisten musste als die anderen Lehrlinge, um mich zu beweisen.» Schwarz ist aber auch selbstkritisch: «Ich war rebellisch, pubertierend, nicht immer pünktlich und nicht immer so genau.» Der grosse Druck liess sie durch die erste Zwischenprüfung fallen. Allen Widrigkeiten zum Trotz, an ihrer Devise hielt sie fest: «Wenn ich etwas beginne, ziehe ich es auch durch.» Dank dieser Haltung entfalteten sich mit der Zeit ihre Talente. «Lackieren, Ölen, Schleifen, Beizen; das machte ich gut und gerne.»
Nach dem Lehrabschluss jobbte sie temporär und reiste dann für ein paar Monate zu Verwandten nach Senegal, um Französisch zu lernen. «Dort landete ich zufälligerweise in einer Schreinerei.»
Keine leichte Situation. Als junge Frau in einer fremden und patriarchischen Kultur, dazu mit weisser Hautfarbe und wenig Französischkenntnissen. In der rudimentär eingerichteten Schreinerei versuchte sie sich nützlich zu machen und sich den kulturellen Begebenheiten anzupassen. Zurück in der Schweiz stand sie vor der Frage: Wie weiter? Die Aufnahme in die Berufsmittelschule verpasste sie knapp. Doch kurz darauf fand sie einen Praktikumsplatz in einer Institution für geistig und körperlich schwer behinderte Kinder. «Die vielen traurigen Schicksale deprimierten mich.» Doch sie zog das Praktikum durch. Zufällig entdeckte sie daraufhin in einem Zeitungsinserat einen Ausbildungsplatz zur Kindererzieherin HF an einer Kindertagesstätte. Sie reüssierte bei der Eintrittsprüfung für die Schule und erhielt den Ausbildungsplatz. Und sie wusste gleich: «Dieses Mal bin ich am richtigen Ort gelandet.» Im Sommer wird sie ihren Abschluss als «Berufsfrau Soziales» in der Tasche haben.
Auf die Schreinerlehre blickt sie heute mit einem Gefühl der Dankbarkeit zurück. «Ich konnte eine sehr umfassende und gründliche Ausbildung geniessen. Holzarbeiten liebe ich immer noch.» In ihrem kürzlich neu bezogenen Zuhause in Rottenschwil AG hat sie sich eine kleine Werkstatt eingerichtet.
«Mit dem Entschluss, Schreinerin zu werden, habe ich mir zum Ziel gesetzt, mich in einer von Männern dominierten Welt zu behaupten.»
Veröffentlichung: 19. Januar 2017 / Ausgabe 3/2017
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PaidPost. Anlässlich des 150-jährigen Firmenjubiläums bietet die Rudolf Geiser AG Einblick hinter die Kulissen und stellt ein paar der 120 Mitarbeitenden vor. Diese Woche ist dies Thomas Dellenbach, Chauffeur der Geiser Camion-Flotte.
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