Von den Möglichkeiten der CNC beeindruckt

Das Holzvelo von Marius Hauser. Bild: PD

Im überbetrieblichen CNC- und Oberflächen-Kurs stellen Lernende unter anderem Möbel nach eigenen Ideen her. Vier Bernerinnen und Berner vom BZ Emme berichten von ihren Objekten.

Im vierten Jahr besuchen die Schreinerlernenden des Bildungszentrums Emme in Langnau den überbetrieblichen CNC- und Oberflächen-Kurs (ÜK). Im CNC-Kurs hatten die Jugendlichen Zeit, ein eigenes Objekt zu erstellen. Die Ideeensuche und Planung fand zuvor in der Gewerbeschule statt. In den ersten ÜK-Lektionen ging es um die Grundlagen der CNC-Bearbeitung. Die Teile wurden gezeichnet, verbessert, Programme erstellt, Werkzeuge zugewiesen und auf der Maschine bearbeitet. Je nach Projekt benötigten die angehenden Schreinerinnen und Schreiner zwei bis sechs Stunden Maschinenzeit.

Im Oberflächen-ÜK verliehen sie ihren Projekten den letzten Schliff. Zum Beispiel durch Lackieren, Ölen, Wachsen oder Beizen. In diesem Kurs geht es darum, den Umgang mit Oberflächenmaterialien kennenzulernen, sowie um die Möglichkeiten, diese aufzutragen (Pinsel, Rolle, Spritzpistolen oder Spritzgeräte). Die traditionelle Ausstellung der Werkstücke in einem Einkaufszentrum fällt wegen der Coronapandemie aus, was die Lernenden bedauern.

Freude am neuen Velo

Marius Hauser aus Burgdorf (Lehrbetrieb Schreinerei Werthmüller in Burgdorf) hat ein Velo hergestellt. «Ich konnte mich nie richtig anfreunden mit den speziellen Eck- und Flächenverbindungen, die ohne Handnachbearbeitung auskommen. Bei einem Möbel hätte man eine davon einbauen müssen», sagt er. Da er in seiner Freizeit gerne Velos zusammenstellt, entschied sich der 19-Jährige, auch im ÜK eines zu bauen. Der Rahmen ist hohl und besteht aus drei Schichten Birken-Multiplexplatte. «Weil sie robust, in alle Richtungen einfach zu verarbeiten und eher günstig ist.» Die beiden äusseren Schichten sind nicht durchgehend ausgefräst, die mittlere jedoch schon.

Da am Rahmen fast nichts rechtwinklig ist, und die Bestandteile in alle Richtungen zeigen, sei es schwierig gewesen, einen verlässlichen Plan zu zeichnen, erzählt Hauser. «Während der Planung entstand jedoch in meinem Kopf so etwas wie ein Ablauf und verschiedene Lösungen für sämtliche Probleme der Konstruktion.» Als der erste Teil des Rahmens ausgefräst vor ihm lag, sei das ein kleines Erfolgserlebnis gewesen.

Möglichkeit, Harz auszuprobieren

Lena Brechbühler aus Worb hat sich für einen Schrank mit Giessharzintarsien entschieden. Dieser steht nun in ihrem Zimmer. «In meinem Lehrbetrieb hatte ich noch nie mit Epoxidharz gearbeitet und wollte das ausprobieren», sagt die 18-Jährige, die in der Schreinerei Siegfried in Grosshöchstetten arbeitet. «Das Harz ist ein spannendes Material. Man kann vieles damit machen. Ich werde es künftig öfter verwenden.» Die Arbeit sei gut verlaufen, die Programmierung stellte eine Herausforderung dar, sagt Brechbühler.

Der Schrank besteht aus weissen, beschichteten Spanplatten, die Fronten hat sie mit Eiche furniert. «Das Harz habe ich mit blauen Farbpartikeln eingefärbt.» Der ÜK hat ihr Spass gemacht. «In der Lehre machen Arbeiten an der CNC ja nur einen kleinen Teil aus. Im Betrieb darf ich ab und zu etwas am Bearbeitungszentrum machen.»

Das erste Mal an einer CNC

Daniel Wasem aus Konolfingen hat ein Sideboard hergestellt. «Jetzt muss der Fernseher nicht mehr auf dem Schreibtisch stehen», begründet der 20-Jährige und lacht. In seinem Lehrbetrieb, der Läderach Holz- und Saunabau AG in Konolfingen, arbeitet er oft mit Massivholz. Für das Sideboard hat er Buche gewählt. Die Fronten aus MDF hat er graviert und die Ecken mit Fingerzinken versehen. Als Motive hat Wasem eine Kuh und einen Feuerwehrmann eingefräst. Beide stehen für seine Hobbys. «Seit ich 14 bin, gehöre ich der Feuerwehr an», erklärt er. Und die Landwirtschaft findet er toll, und er hilft gerne bei Kollegen auf deren Bauernhöfen aus.

Den Kurs hat Wasem genossen. «Im Betrieb haben wir kein CNC-Bearbeitungszentrum. Deswegen war es super, einmal mit einem zu arbeiten.» Er habe gestaunt, was alles damit möglich sei. Das Programmieren hat er eher simpel gefunden. «Ich könnte mir gut vorstellen, später eine Weiterbildung im Bereich der CNC zu beginnen», meint der Emmentaler.

Fernweh nach Kanada

Die Rocky Mountains haben es Sara Gloor angetan. Sie möchte eines Tages unbedingt nach Lake Louise in Kanada, um sich die Berge anzuschauen und Blockhäuser zu bauen. «Deswegen habe ich die Rockys als Frontmotiv für mein Sideboard gewählt», erzählt die 19-Jährige aus Kirchberg bei Burgdorf. Das Möbel steht momentan im Esszimmer ihres Elternhauses und wartet darauf, bis sie eines Tages eine eigene Wohnung hat.

Verarbeitet hat die Auszubildende der Forster AG in Oberburg Ahorn und Nussbaum, die ihr sehr gefallen. Für den Innenbereich hat sie schwarze MDF-Platten verwendet, die Fronten sind dagegen aus CDF-Platten, die für die Fräsungen extra verdichtet sind. «Aussen herum habe ich eine Reissverschlussverbindung gemacht.» In den überbetrieblichen Kursen habe sie viel gelernt, sagt Gloor. «Im Betrieb habe ich bei der CNC bisher nur auf den Knopf gedrückt. Es war deswegen toll, diese von A bis Z selbst zu bedienen.»

Nicole D'Orazio

www.bzemme.ch

 

Veröffentlichung: 04. März 2021 / Ausgabe 10/2021

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