Von einem Handwerk zum andern

Manuela Aeschlimann (33) ist gelernte Schreinerin und hat heute ihre eigene Massagepraxis. Bild: Caroline Mohnke

Leute. «An meine Kindheit in Luzern erinnere ich mich gerne», erzählt Manuela Aeschlimann. Sie sei als Einzelkind am Stadtrand aufgewachsen. «Es fühlte sich an wie ein Dorf, und wenn ich aus meinem Zimmer blickte, sah ich in den Wald und hörte den Bach rauschen.» Schon als Kind kam sie in Berührung mit Handwerk.

«Mein Vater war diesbezüglich mein grosses Vorbild», erzählt sie weiter. «Er brachte mir schon früh bei, wie man Benzinmotoren auseinanderschraubt und wieder zusammensetzt.» Jede Frage sei am Objekt geklärt worden. «So wurde mein Wissensdurst und mein handwerkliches Geschick schon früh gefördert», sagt Aeschlimann und lacht. Das Motto ihres Vaters sei gewesen: «Was nicht passt, wird passend gemacht.» So verbrachten Vater und Tochter viele gemeinsame Stunden mit Basteln. Zum Schreinerberuf sei sie jedoch durch ihre älteste Cousine gekommen. «An der Ausstellung ihres Wettbewerbsmöbels dachte ich: Genau das möchte ich auch können.» Die vielen schönen Möbelstücke der Lernenden hätten sie verzaubert. Während ihrer Ausbildung erlitt sie bei einem Verkehrsunfall ein Schleudertrauma. «Das war vor rund fünfzehn Jahren, und ich musste regelmässig in therapeutische Behandlung», erzählt sie. «Ich war immer wieder erstaunt, wie viel Fachwissen die Therapeutinnen und Therapeuten benötigen, um ihr Handwerk auszuüben.» Dieses Handwerk habe sie schliesslich so fasziniert, dass sie sich zwei Jahre nach der Schreinerlehre entschied, eine weitere Ausbildung zu absolvieren. «An der St. Galler Fachschule erlernte ich den Beruf der medizinischen Masseurin.»

«Das Improvisationstalent des Schreinerberufs, das ich in der Werkstatt oder auf dem Bau gelernt habe, ist von Vorteil.»

Zu diesem Handwerk sagt sie: «Trotz der komplexen Materie ist immer noch die Physik die Grundbasis: Aktion gleich Reaktion.» Heute führt Manuela Aeschlimann in Emmenbrücke ihre eigene Massagepraxis. Der grösste Teil ihres Arbeitsalltags besteht aus Behandlungen. «Bis zu sieben Stunden am Tag bin ich am Patienten und daran, die Probleme zu lösen.» Dazu kommen administrative Tätigkeiten. Zudem hat sie ein kleines Unterrichtspensum an der medizinischen Fachschule Dickerhof in Emmenbrücke. Was sie als Schreinerin gelernt hat, kommt ihr noch heute zugute: «Wenn ich auf einen Hausbesuch gehe, ist das Improvisationstalent des Schreinerberufs von Vorteil, welches ich in der Werkstatt oder auf dem Bau gelernt habe.» Die Umstände würden es nicht immer erlauben, eine Behandlung nach Lehrbuch durchzuführen, und dann kämen die alten Fähigkeiten ins Spiel. In den Weiterbildungen sei mechanisches Verständnis von Vorteil, da Gelenke reine Mechanik seien und Gefässe wie hydraulische Leitungen im Körper funktionieren. Auch beim Ausbau ihrer Praxisräume kam ihr das Schreinerhandwerk gelegen, weil sie den Empfangsbereich selbst herstellen konnte und nun auch weitere anfallende Arbeiten selbst erledigen könne.

Wenn Aeschlimann nicht in der Praxis arbeitet, ist sie in den Sommermonaten in ihrer Freizeit auf der Reuss anzutreffen. «Seit meinem zwölften Lebensjahr rudere ich bei den Pontonieren in Luzern. Dies ist eine Randsportart, bei der man mit Booten des schweizerischen Militärs rudert und Wettkämpfe absolviert», erklärt die 33-Jährige. Das sei ein schöner Ausgleich zu ihrem Arbeitsalltag. Rudern ist aber nicht ihre einzige Freizeitbeschäftigung: «Ich bin gerne mit meinem Mann, der ebenfalls Schreiner ist, und unserem selbst ausgebauten Camper unterwegs, einem alten Feuerwehrfahrzeug der Marke Mowag.»

 

Caroline Mohnke

Veröffentlichung: 04. August 2025 / Ausgabe 31-32/2025

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